Zum Beispiel eine Rankhilfe für Kletterrosen oder auch für Staudenwicken. Diese können fast einen Meter hoch werden. Bienen lieben sie, Schnecken nicht

Zu den Glücksfällen meines Lebens auf dem Lande gehört die Freundschaft zu meinem Nachbarn Peter. Ohne den ehemaligen Landwirt, seine praktischen Tipps, seinen Trecker und seine Werkstatt wäre unser Mini-Mühlenpark im Wendland nicht das, was er heute ist – ein kleines Paradies für meine Frau Anke und mich. Das kommt einmal daher, dass Peter und seine Familie eine ganz besondere Beziehung zu der Mühle haben: Ihnen hat sie mal gehört, sein Großvater hat dort bis Anfang der 1950er-Jahre Korn gemahlen.

Zur wechselvollen Geschichte der 1896 erbauten Mühle gehört, dass sie dann verfiel. In den 60er-Jahren kamen der aus mächtigen Feldsteinen erbauten Mühle vom Typ Holländer die Flügel abhanden. Sie wurde tagsüber zum Spielplatz für die Kinder der umliegenden Dörfer und abends zum romantischen Treffpunkt für Liebespaare – auch aus den umliegenden Dörfern. Zur Geschichte der Mühle gehört auch, dass sie erst ein Künstler aus Berlin erwarb, um daraus ein Wohnatelier zu machen. Nach einem Jahr ging ihm das Geld aus. Ein Verlagsmann aus Hamburg baute die Mühle dann zum Wohnhaus aus, und schloss sie ans Wasser- und Stromnetz an.

Als ich sie 1999 von seinem Erben erwarb, war das bisschen Garten längst verwildert, Flieder, Schlehen und Faulbäume zu teilweise undurchdringlichem Gestrüpp gewuchert. Romantisch, nannte das der Vorbesitzer. „Das muss alles raus“, befand Peter – bis auf wenige alte Eichen, Birken und Lerchen. Ich bestand zusätzlich auf einigen Fliederbüschen, Schlehen und Holunder. Als seine Familie überzeugt war, dass Anke und ich blieben, verkaufte er uns nach Einberufung des Familienrates noch ein ordentliches Stück Ackerland, damit die Mühle auch inmitten des dann knapp 7000 Quadratmeter großen, rechteckigen Grundstücks lag.

Natürlich hat Peter immer beim Ausbau unseres kleinen Mühlenparks mitgeholfen – mit gutem Rat und, falls nötig, schwerem Gerät, das er immer noch hatte, obwohl er längst den Hof abgegeben und auf Maschinenkons­trukteur umgeschult hatte. Er fuhr das Gestrüpp ab, brachte Mutterboden und Kompost, pflügte, fräste und planierte mit einer dicken Walze. Und dann konstruierte er für uns wunderbar gebogene Gitter für die Fenster der kleinen Remise, die Garage und Abstellraum für Gartengeräte ist. Später kamen Pflanzstäbe aus Eisen dazu, kleine und große Obelisken für Rankpflanzen und Kletterrosen, die er sogar in Kleinserien auflegte und mit Erfolg auf Bauernmärkten verkaufen konnte.

So einen kleinen Obelisken als Rankhilfe hatte ich jetzt wieder in der Hand, als ich drei noch kleine Staudenwicken in einen großen Kübel pflanzte. Ich will sie einmal ausprobieren, kenne Wicken noch aus dem Garten meiner Mutter, wo sie den Maschendrahtzaun zum Nachbarn jeden Sommer in eine blühende und duftende Wand verwandelt hatten. Das waren allerdings einjährige Duftwicken, die sie jedes Jahr im Februar auf dem Fensterbrett in kleinen Töpfen vorgezogen und nach den Eisheiligen ausgepflanzt hatte.

Das ist mir zu mühsam. Meine Staudenwicken (Lathyrus latifolius „Rosa Perle“) blühen zwar auch sehr schön, von Juni bis September, duften aber nicht. Dafür sind sie winterhart, mehrjährig und können an einer Rankhilfe auch fast einen Meter hoch werden – nicht gleich im ersten Jahr –, auch wenn sie in voller Sonne stehen, regelmäßig gedüngt und gewässert werden. Sie eignen sich sowohl für den Blumenschnitt als auch für Balkonkästen und Blumenampeln, wo sie malerisch herunterhängen können. Bienen lieben Staudenwicken, Schnecken ­mögen sie überhaupt nicht. Staudenwicken gehören zur Familie der Hülsenfrüchte, der Gattungsname ist Platterbse. Sie haben einen starken Verbreitungsdrang – durch unterirdische Ausläufer, dann durch Vögel, die den Samen verbreiten. Wer sie in den Garten auspflanzt, muss das wissen.

Die Rankhilfe von Freund Peter ist übrigens schön rostig, hat Patina, wie Anke sagt. Peter passt das nicht sehr. Als geborener Bauer denkt er in Generationen, würde alles Eisen am liebsten noch verzinken, damit es ja nicht rostet. Überzeugen konnte ich ihn erst, als er für uns eine Bodenplatte aus Tröpfchenblech anfertigte, als Unterlage für die gusseiserne Welle, an der einmal die Flügel der Windmühle befestigt waren. Die hatten wir total verrostet im Unterholz gefunden, sie sollte dann als eine Art Technisches Denkmal nahe bei der Mühle stehen. Er besprühte die Platte mit einem harnstoffreichen Flüssigdünger. Nach fünf Wochen sah sie so rostig aus wie die Welle nach 50 Jahren im Freien. „Du kannst auch ein paar Monate draufpinkeln“, hatte er vorher erklärt, das habe den gleichen Effekt. Das wollte ich dann doch nicht.

Bis zum nächsten Wochenende, herzlichst Ihr Karl Günther Barth