Als Gärtner sollte man im Sommer lange Hosen tragen, um Blutsaugern keine offenen Flanken zu bieten.

Der Sommer ist, mehr noch als der Frühling, für mich als Gärtner das erfreulichste Update im Wechsel der Jahreszeiten. Wer im Frühjahr ordentlich Unkraut gejätet hat, für den ist jetzt die Zeit des Genießens gekommen – etwa ein Buch im Schatten lesen oder Johannisbeeren direkt vom Strauch essen. Ein ordentliches Stück Fleisch auf dem Grill gehört auch dazu. Naja, gegrilltes Gemüse ebenso. Meine Frau Anke ist zwar nicht zu den Vegetariern oder gar Veganern übergelaufen. Aber wegen der Vitamine, meint sie, täte mir das auch gut.

Der Hinweis auf den neuesten Kochtrend „Essen wie in der Steinzeit“ war da nicht sehr hilfreich. Unsere Vorfahren hätten auch nicht nur Fleisch am Lagerfeuer gebraten, die Frauen hätten schon damals Beeren und Kräuter gesammelt, sagte Anke. Fleisch in Hülle und Fülle wie heute habe es bei den Neandertalern nicht gegeben.

Abgesehen davon lieben wir beide den Sommer in unserem kleinen Mühlenpark im Wendland wie nix – und warten auch nicht lange auf den kalendarischen Sommer, der ja erst am 21. Juni beginnt, wenn die Sonne am höchsten steht und die Tage die längsten sind.

Wir halten es wie den Meteorologen, und für die zählen nur die Temperaturen. Die sind nun mal zwischen dem 1. Juni und dem 30. August am höchsten. Nun kann man die Sonne nicht einschalten wie eine Heizung, weswegen die ersten Sommertage mit Temperaturen ab 25 Grad sich auch erst mit ein paar Tagen Verspätung an diesem Wochenende einstellen.

Macht nichts. Jetzt ist Sommer. Mitsamt den Misslichkeiten, auf die der Gärtner auch gern verzichten könnte. An erster Stelle stehen da Mücken und Zecken. Mich stechen die Mücken ja weniger, weil ich angeblich nicht so süßes Blut wie meine Frau habe. Am süßesten ist ihr Blut offenbar übrigens nachts, wenn sie mich mit dem Schreckensruf weckt: „Da ist eine Mücke.“ Da sehne ich den Winter herbei, ausnahmsweise. Denn auf die Klage „meine Füße sind kalt“ muss ich nicht aus dem Bett. Da reicht Ankuscheln oder so – zur Erwärmung meiner Gattin. Bei Mückenalarm im Schlafzimmer muss ich raus und der gemeinen Hausmücke (Culex pipiens) den Garaus machen. Am besten geht das mit einer batteriegetriebenen Fliegenklatsche aus dem Baumarkt, bei der die Mücke per Stromschlag getötet wird. Artgerecht? Weiß ich nicht. Aber wirkungsvoll.

Vielleicht werde ich auch weniger von Mücken gebissen als meine Frau, weil ich als Gärtner auch im Sommer immer lange Hosen und möglichst auch leichte Hemden mit langem Arm trage. Das hat auch, aber weniger mit den Mücken als vielmehr mit Zecken zu tun, vor denen ich einen Heidenrespekt habe. Weil sie die nicht ungefährliche Borreliose und eine noch schlimmere Meningitis-Erkrankung übertragen können.

Nun will ich hier aus einer Mücke keinen Elefanten machen. Aber ganz so ohne sind die Biester nicht – obgleich es auch hübsch anzusehen ist, wenn abends Mückenschwärme im Gegenlicht tanzen. Das sind übrigens nur Männchen, die gar nicht stechen können, weil ihnen die nötigen Beißwerkzeuge fehlen. Mit dem Tanz balzen sie um die Weibchen. Die Methode sollte uns Menschen ziemlich bekannt vorkommen. Die Weibchen der Mücken sind dann die Mistviecher, die uns Menschen plagen. Sie saugen unser Blut für ihre Brut – und hinterlassen bei uns nicht nur juckende Quaddeln auf der Haut, sondern schleusen in unser Blut auch allerlei Virenzeugs mit so geheimnisvollen Namen wie Tahyna oder Batai ein. Die sind relativ harmlos, können aber außer dem bekannten Juckreiz Unwohlsein, Gliederschmerzen, sogar leichtes Fieber auslösen. Im schlimmsten Fall führt das sogar zu einer richtigen Sommergrippe. Das ist normaler Konstitution nicht lebensgefährlich. Aber wer hat schon gerne Grippe, und das noch im Hochsommer.

Weitaus gefährlicher könnten da andere Arten wie die Asiatische Buschmücke (Aedes japonicus) oder ihre Verwandte mit dem martialischen Namen Tigermücke (Aedes albopictus) sein, die so schlimme Krankheiten wie das West-Nil- oder Dengue-Fieber übertragen können. Im Mittelmeerraum sind die längst heimisch geworden, auch bei uns sind erste Exemplare und Eier gefunden worden, in Bayern und Baden-Württemberg. Die sogenannte Blauzungenkrankheit raffte 2006 Tausende von Rindern und Schafen dahin. Der Schaden betrug rund 200 Millionen Euro.

Für Menschen besteht noch keine Gefahr. Zwischen 2030 und 2050 könnte aber der Klimawandel für gefährliche Mückenstämme bei uns Bedingungen für ein dauerhaftes Überleben schaffen, glauben Forscher.

Bis zum nächsten Wochenende, herzlichst Ihr Karl Günther Barth