Jedenfalls ist Santolina chamaecyparissus eine gute Alternative zum Buchs als Beeteinfassung. Es grünt immer, braucht wenig Pflege – und schmeckt

Die Invasion der russischen Nachtwölfe haben wir ja glücklicherweise hinter uns gebracht. Putins wilde Gesellen, die Moskauer Ausgabe der Hells Angels, hatten eine Sternfahrt nach Berlin angekündigt. 70 Jahre nach der Eroberung der deutschen Hauptstadt durch die Sowjetarmee wollten sie Kränze niederlegen am sowjetischen Kriegerdenkmal? Man wusste ja, wie der Russe ist. Kommt als Tourist, und schon ist die Krim weg. Doch dann war die ganze Aufregung umsonst, die Nachtwölfe blieben zahm, im Vergleich dazu kamen uns Vatertagsausflügler wie wilde Horden vor.

Von Angela Merkel hörte man dazu auch nichts. Wie jetzt, wo die Iren die Homo-Ehe ohne Wenn und Aber einführen wollen und wir da, wieder mal, hinterherhinken. War die Klimakanzlerin vielleicht heimlich bei den bedrohten Eisbären in der Antarktis? Als Gärtner vermutete ich sie eher in ihrem Wochenendhaus in der Uckermark. Die Larven des Buchsbaumzünslers fressen sich unaufhaltsam durch Brandenburg Richtung Berlin. Wenn man nix dagegen tue, könnten sie Jahrzehnte alte Pflanzen ratzekahl leer fressen.

Hat Angela Merkel Buchsbäume in ihrem Garten? Sie schweigt. Wie im Fall der BND-Spitzeleien. Vielleicht setzt sie auf Aussitzen des Problems. Die Marschgeschwindigkeit des Schmetterlings aus China liegt bei fünf Kilometern. Im Jahr! Das dauert also, bis die gefräßigen Larven aus Peking Berlin erreichen.

„Das ist ja furchtbar“, entfuhr es meiner Frau Anke, als ich ihr die Meldung vorlas, die ich im preisgekrönten Internetblog „Checkpoint“ des Berliner „Tagesspiegel“ entdeckt hatte. Wir haben das nämlich selbst schon mal erlebt, in unserem kleinen Mühlenpark im Wendland – vor einigen Jahren.

Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Ein Gärtnermeister aus dem Wendland, den ich um Rat fragte, reagierte erst einmal so: „Bist wohl fremd gegangen?“ Er meinte das nicht sexuell. Der Mann mutmaßte, statt Pflanzen aus der Region hätte ich Billigbuchsbäume im Baumarkt oder Supermarkt gekauft. Nicht wenige Experten vermuten nämlich, dass die gefährlichen Larven von Plantagen in China eingeschleppt wurden, von wo viele Billigimporte stammen.

Anke und ich haben, nach der ersten Panik, die Larven dann doch in den Griff bekommen. Wir haben befallene Buchszweige sorgfältig ausgeschnitten und mit dem Hausmüll entsorgt. Dann haben wir alle Pflanzen vorsorglich gespritzt. Es gibt dabei die reine chemische Keule, aber auch sanftere Mittel. Erfahrene Gärtner in Fachbetrieben können einem da weiterhelfen. Vor allem haben wir alle Pflanzen sorgfältig gedüngt. Mit allerbestem Kompost, um sie zu stärken.

Es hat genützt. Es gibt zwar noch Büsche und Kugeln mit hässlichen Stellen, die meisten haben sich aber ausgewachsen. Aber die Panik war so groß damals, dass ich danach auf Beet-Einfassungen aus Buchsbäumen verzichtet habe. Jetzt habe ich bei einer Bauersfrau im Wendland Einfassungen aus Kräutern gesehen. Kleine Hecken, die schmecken – und dazu noch duften.

Besonders angetan hat mir dabei eine Einfassung aus Heiligenkraut. Santolina chamaecyparissus ist schön anzusehen, duftet würzig aromatisch – und ist besonders pflegeleicht. Seine Heimat sind nämlich die trockenen, heißen, nähstoffarmen Hügel und felsigen Hänge des Mittelmeergebietes. Das graugrüne, gefiederte Laub ist wintergrün und winterfest, vergleichbar mit Lavendel. Am besten bleibt die Pflanze in Form, wenn man sie regelmäßig schneidet – vorzugsweise nach der Blüte im Spätsommer oder Herbst, was einen buschigen Wuchs fördert. Wie beim Schnitt von Lavendel sollte man nicht ins feste Holz schneiden, weil daraus keine neuen Zweige austreiben. Kürzt man die Triebe nicht im Herbst oder Frühjahr ein, verholzen die Halbsträucher von unten – was auf Dauer sehr hässlich aussieht.

Die leicht silbrige Farbe, die einem vorkommt, als sei Santolina wie mit feinem Schnee oder Puderzucker überzogen, kommt von dem dünnen Filz auf den Blättern. Die kleinen gelben Blüten im Juli und August sind eine beliebte Bienenweide. Was die Pflanze überhaupt nicht abkann, sind schwere Böden und zu viel Nässe. Dann kümmert sie und wird kaum bis zu 60 Zentimeter hoch. Für uns Gärtner bedeutet das: Kaum lästiges Gießkannen-Schleppen, nicht einmal im Hochsommer. Als Tee oder Heilpflanze wirkt sie unter anderem krampflösend und verdauungsfördernd. Es soll auch stimulierend sein und die Lust von Frauen und Männern fördern, auf- und miteinander – wissenschaftlich bewiesen ist das nicht. Früher legten Frauen gern Männern einen Zweig des Heiligenstrauchs unters Nachtkissen. Es half, das ist bewiesen, auf jeden Fall gegen Motten.

Bis zum nächsten Wochenende, herzlichst Ihr Karl Günther Barth