Pflegeleichtes und robustes Grün gesucht? Dann lohnt ein Blick auf Caragana arborescens. Das Gewächs aus Asiens Steppen ist bei uns beliebt

Der Schauspieler Til Schweiger soll ja, habe ich neulich gelesen, als Kind lange an den Osterhasen geglaubt haben. Die Hamburger sollen jetzt glauben, dass ihre Stadt grüner wird. Auf den Dächern der Hansestadt könnten prächtige Gärten entstehen. Vielleicht sogar mit Gemüsebeeten und Feldfrüchten zum Eigenverzehr für Mieter oder Eigentümer. Grünen-Chefin Katharina Fegebank hat darüber öffentlich nachgedacht. Ob die künftige Zweite Bürgermeisterin auch daran glaubt, weiß ich nicht, vermute es aber mal. Auf jeden Fall soll erst einmal mehr Geld für die Stadtreinigung ausgegeben werden. Die Grünanlagen und Parks der „schönsten Stadt der Welt“ haben es auch bitter nötig. Besonders jetzt, wo wir uns doch um die Olympischen Spiele bewerben.

Woran Olaf Scholz so alles glaubt, weiß ich nicht genau. Mit Sicherheit an seine einst durchaus kühne Vision von jährlich 6000 Wohnungen für seine Stadt. In der Wochenzeitung „Die Zeit“ habe ich jetzt gelesen, dass in zwei Wohntürmen, die der Architekt Stefan Boeri für Mailand entworfen hat, in Trögen mit einem komplizierten Be- und Entwässerungssystem eine Art senkrechter Wald wächst. Mit meterhohen Bäumen. Die Wohnungen dort kosten zwischen 8000 und 9000 Euro. Den Quadratmeter. Ich habe meine Zweifel, dass das für Olaf Scholz unter „bezahlbaren Wohnraum“ fällt.

Das wohl öffentlichste Grün, das es in Deutschland gibt, sind die Bäume und Sträucher an unseren Autobahnen. Besonders die Gehölze, die auf Mittelstreifen wachsen, müssen widerstandsfähig sein wie sonst nix. Die Böden sind karg – wer hat schon mal jemanden die Mittelstreifen düngen sehen? Ganz abgesehen davon, dass im Winter tonnenweise Salz verstreut wird, den die Gehölze auch abkönnen müssen. Von Frost im Winter und Trockenperioden im Sommer mal ganz zu schweigen. In Deutschland wäre wohl die Hölle los, wenn mitten in der sommerlichen Urlaubszeit eine Spur gesperrt wäre, weil die Straßenmeistereien die Mittelstreifen gießen wollten!

Was da genau wächst, wissen nur die wenigsten. „Ich nenne das nur Autobahnstrauch“, sagt Alexandra Hoyer von der gleichnamigen Baumschule in Dahlenburg. Sie ist eine der Gärtnerinnen meines Vertrauens, bei ihr legen wir gerne ein Zwischenstopp ein auf dem Weg zu unserem kleinen Mühlenpark im Wendland. Meine Frau Anke, die immer ein wenig Angst hat, dass mir die Gartenarbeit mit zunehmendem Alter über den Kopf wachsen würde, schaltete schnell: „Wäre das nicht was für uns – ein Gehölz, das man nicht düngen und gießen muss?“

Natürlich – zumal der Gemeine Erbsenstrauch, darum handelte es sich, im Mai auch sehr schön blüht. Deswegen hatte Caragana arborescens auch aus den asiatischen Steppen den Weg in die europäischen Gärten gefunden. In Deutschland tauchte sie erstmals 1769 im Berliner Botanischen Garten auf. Dessen Direktor Johann Gottlieb Gleditsch (1714–1786) schwärmte geradezu von dem „sibirischen Erbsenbaum“, wie er den Strauch damals nannte, „weil die Menge der schönen gelben Blüten dem Garten im Frühlinge ein gutes Aussehen giebet“. Wenn das keine Karriere ist: Von der „trefflichsten Hecke in Lustgärten“ zum Autobahnstrauch von heute. War der Erbsenstrauch erst nur Botanikern bekannt, trug seine Erwähnung im ersten deutschen Gartenkatalog schon Ende des 18. Jahrhunderts zur Verbreitung unter den Gartenfreaks jener Zeit bei. Herausgeber des Katalogs war ein gewisser Johann Nikolaus Buek (1736–1814) aus Hamburg.

In den letzten Jahren erlebte der Erbsenstrauch, der lange aus den Gärten verschwunden war, eine Renaissance. Die heute im Handel erhältlichen Formen werden nicht mehr bis zu sechs, sondern wegen Einkreuzungen mit Zwergformen nur noch etwa vier Meter hoch. Das allerdings relativ schnell – ein Fall für ungeduldige Gärtner. Und für faule. Der Strauch, der in der Mongolei sogar auf Wüstendünen wächst, braucht so gut wie keine Pflege. Durch Schnitt zwischen Oktober und März kann der entfernte Verwandte der nur einjährig und krautig wachsenden Gartenerbse auch kürzer gehalten werden. Nach der Blüte schmücken das Gehölz aus der Familie der Hülsenfrüchtler Schoten mit Erbsen – die man besser nicht isst. Sie sind etwas giftig.

Wir haben uns für eine Hängeform auf einem etwa 1,50 Meter hohen Stamm entschieden, was wie die Normalform auch im Halbschatten und in kleinen Gärten gut zurechtkommt. Die Hängeform passt auch in kleine Gärten und ist eine gute Alternative zur in letzter Zeit arg in Mode gekommenen Harlekin-Weide (Salix integra „Hakuro Nishiki“). Die sieht zwar auch hübsch aus, ist aber sehr empfindlich.

Bis zum nächsten Wochenende, herzlichst Ihr Karl Günther Barth