Pfefferminze ist nicht nur heilsam, sondern auch als Aromaspender vielseitig verwendbar. Wobei es nicht unbedingt für eine Sauce zum Lammbraten sein muss ...

"Denkst du auch an mich?" Wenn meine Frau Anke so fragt, kann ich nur blitzschnell antworten: "Natürlich, immer." Das ist wie die Frage: "Liebst du mich?" Da darf ich nicht zögern, sonst kommt sofort die Nachfrage: "Warum musst du erst überlegen?" Als ich Anke im Frühjahr meine Pflanzpläne erläuterte, fand sie manches toll, manches eher so na ja - etwa die Eibenhecke, die ich plante. Ich hatte an der Grundstücksgrenze zwei Coloradotannen auf Mannshöhe entastet und wollte gleich Eiben pflanzen, damit der Wind nicht darunter hindurchpfiff. Unser kleiner Mühlenpark im Wendland steht nämlich auf freiem Feld, und da ist immer Wind. Deswegen hatten die Erbauer der Mühle ja diesen Standort ausgewählt.

Vom Vorteil der Eibenhecke hatte ich meine Anke ziemlich schnell überzeugt. Pflegeleicht und schattenverträglich. Die Hecke hatte nämlich nur nachmittags Sonne. Für eine Blühhecke eindeutig zu wenig.

Aber Anke war noch nicht zufrieden. "Du denkst nicht wirklich an mich. Wo kommen die Gewürze hin?" Die hatte ich natürlich nicht vergessen, auf meinem Zettel hatte ich sie schon notiert. Nicht nur die üblichen Verdächtigen wie etwa Thymian und Rosmarin, Schnittlauch und Petersilie oder mein Lieblingsgewürz Liebstöckel, das auch Lustkraut oder Maggikraut heißt, weil es so aromatisch wie Deutschlands bekannteste Würzsoße duftet.

Diesmal hatte ich die Pfefferminze auf dem Pflanzplan. Nicht Mentha x piperita, die beliebte Heil- und Gewürzpflanze, aus deren Blättern in Deutschland der Pfefferminztee gemacht wird, den wir alle aus Krankenhäusern und Jugendherbergen kennen. Ich meine die englische Züchtungsform "Mitcham", benannt nach dem gleichnamigen englischen Städtchen bei London, in dem die Pflanze ab 1750 kultiviert wurde und es in Form der Mintsauce zum Lammbraten sogar zur Nationalspeise brachte. Aber das ist wirklich nicht mein Geschmack, wie sehr ich die Briten wegen ihrer Gartenbaukunst auch bewundere.

Mitcham-Minze entstand - wie auch die in Deutschland vorwiegend in Bayern und Thüringen angebauten Piperita-Sorten - eher zufällig in freier Natur aus einer Liaison zwischen der Bach- und der Waldminze. Minzen waren schon in der Antike bekannt als Heilmittel. Vor allem wirken sie entkrampfend, beruhigend und entzündungshemmend. Karl der Große soll sogar in einem Dekret seinen Untertanen den Anbau in ihren Gärten verordnet haben.

Aber die hauptsächlich im Mittelmeerraum vorkommenden Minzsorten hatten alle nicht den scharfen Geschmack von Mitcham, weshalb ihr Entdecker, der Biologe John Ray, ihr den Namen Pfefferminze verpasste.

Pfefferminzen brauchen einen humosen, nicht zu trockenen Boden. Sie lieben Sonne, gedeihen aber auch im lichten Halbschatten am Rand von Gehölzen. Die Pflanzen werden 30 bis 90 Zentimeter groß, ihre rosaroten Blüten erscheinen zwischen Juli und September. Sie vermehren sich unterirdisch durch Rhizome und über der Erde durch Ausläufer - und machen sich auch als Bodendecker nützlich. Als Hybridform sind sie unfruchtbar. Man vermehrt sie durch Stecklinge, die man in feuchter Erde hält oder in einem Wasserglas, bis sie Wurzeln bilden. Anders als viele Gewürze sind sie winterfest.

Es gibt auch fruchtige Sorten mit leichtem Orangen-, Zitronen- oder Bergamotte-Aroma. "Chocolate" hat eher dunkle Blätter und ist etwas süßlich. Extrascharf ist die bayerische Auslese Eichenau. Das beste Aroma haben die Blätter vor der Blüte. Man kann sie getrocknet aufbewahren, einfrieren bewahrt das Aroma am besten.

Ich bin anders als meine Anke eher der Kaffee- und nicht der Teefreund. Sie findet den Tee grundsätzlich gesund. Ich trinke ihn manchmal aus Liebe mit - und wenn ich es am Magen habe. Pfefferminzblätter mag ich am liebsten, wenn ich Anke und mir als Sundowner einen Mojito mixe, den Lieblingscocktail von Ernest Hemingway. Sie schmecken aber auch, wer es gerne alkoholfrei hat, vorzüglich zu einer Apfelschorle und geben dem Eistee einen Pfiff - wie auch Helmut Schmidts beliebten Menthol-Zigaretten.

Bis zum nächsten Wochenende, herzlichst Ihr Karl Günther Barth

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