Gartenserie Folge 2: Wie bekomme ich einen Kleingarten? Es beginnt mit der Sehnsucht nach der eigenen Laube. Der Weg zur Parzelle im Grünen.

Dass die Familie Kaminer stolzer Pächter eines Schrebergartens wurde, liegt an Frau Kaminer: "Die Erinnerung an den ersten grünen Pfirsich, den sie vor 20 Jahren im Garten ihrer Oma vom Baum holte, ist in ihrem Kopf fest steckengeblieben", schreibt ihr Mann, der Schriftsteller Wladimir Kaminer. "In ihrem Traum saß sie bereits mit einem großen Hut im Garten, drumherum summten die Hummeln, und die Erde blühte vor ihren Füßen." Also warf sich die Familie in das Abenteuer eines Kleingartens in der Laubenkolonie Glückliche Hütten, nachzulesen in Kaminers amüsantem Selbsterfahrungsbuch "Mein Leben im Schrebergarten".

So beginnt es meistens: mit einer Sehnsucht nach der eigenen Laube. Selber buddeln, selber säen, selber ernten und dazwischen grillen. Hamburg hat eine große Kleingärtentradition, die auf das Jahr 1907 zurückgeht, und die größten Kolonien Europas: Horner Marsch (906 Parzellen) und Billerhude (578). Aber jeder, der sich schon mit Hut und Harke vor seiner Traumlaube sieht, sollte ein paar Fakten wissen.

+++ Mit dem Abendblatt durchs Gartenjahr +++

Kleingärten sind keine Privatgrundstücke, sondern von der Stadt Hamburg subventionierte Flächen, deren Pachtpreis heute rund 0,26 Euro pro Quadratmeter im Jahr kostet. Für diese niedrige Pacht unterliegen die Kleingärten einer sozialen Bindung: Die Pächter gehen als Mitglieder eines Kleingartenvereins soziale Verpflichtungen ein. Dazu gehören die Teilnahme am Vereinsleben - und Gemeinschaftsgefühl.

Die Suche: Haben Sie schon eine bestimmte Kolonie im Auge? Dann erkundigen Sie sich dort beim Vereinsvorstand nach freien Parzellen. Alternative: Sie fragen beim Landesbund der Gartenfreunde, in welchen Vereinen Parzellen einen neuen Pächter suchen ( www.kleingarten-hh.de , Telefonnummer 040-5005 640).

Die Kosten: Mitgliedsbeitrag des Vereins, rund 45 Euro im Jahr; eine einmalige Aufnahmegebühr von 20 Euro; Pacht; dazu kommen Versicherungen (gegen Feuer und Einbruch in der Laube), Gebühren (z. B. Müllabfuhr, Wegereinigung), Wassergeld, Strom und Umlagen (etwa für die Instandhaltung des Vereinshauses). Insgesamt sollten Sie mit laufenden Kosten von 200 bis 300 Euro pro Jahr rechnen - Ausgaben für Pflanzen etc. sind noch nicht mitgerechnet.

Eine Laube ist Eigentum des Vorpächters, Sie müssen also dafür eine Ablösesumme zahlen. Es gibt auch Parzellen ohne Laube, "aber die sind erfahrungsgemäß schwerer zu verpachten", sagt Michael Dramm, Vorsitzender der Gartengemeinschaft am Marschbahndamm am Tatenberg.

Die Übergabe: Nachdem der Vorpächter gekündigt hat, berechnet die Schätzungskommission des Vereins den Wert der Parzelle nach festgelegten Kriterien. Bewertet werden die Laube, evtl. ein Teich mit Wasserpflanzen (bis acht Euro/m2), Obstbäume (fünf bis 45 Euro), angelegte Wege und Terrassenplatten, Komposter, ggf. eine Zierpforte. Der Gesamtschätzpreis ist bindend, eine höhere Summe darf der Vorgänger von Ihnen nicht verlangen. Freiwillig können Sie seine Gartengeräte, das Chemieklo oder ein Regal privat kaufen. Letztlich werden Sie aber auch nur den Schätzpreis bekommen, wenn Sie den Garten selbst wieder aufgeben.

Gemeinschaftsaufgaben: Dazu gehört die Pflege der Gemeinschaftsanlagen (Wege, Spielflächen, Vereinshaus usw.). Im GBV Alsterkanal in Alsterdorf etwa krempeln die Mitglieder dafür im Frühjahr und Herbst je drei Stunden lang die Ärmel hoch. "Das ist auch wichtig für den Kontakt untereinander", sagt der Vorsitzende Günter Barg. Erwartet wird Ihre Teilnahme an Mitgliederversammlungen und gemeinsamen Festen.

Natürlich gibt es auch unter Kleingärtnern mal Stunk. Häufige Konfliktgründe? Baulärm oder dauerndes lautes Gebastel, sagt Heide Willing vom Landesbund, "das ist eigentlich so ähnlich wie in Eigenheimgebieten". Beschwerden über Grillgestank, Rasenmähen am späten Abend, zum Nachbarn wucherndes Unkraut, Schatten durch zu hohe Bäume, sagt Michael Dramm in Tatenberg. "Aber viel hängt von der Diplomatie des Vorstands ab. Man muss mit Fingerspitzengefühl schlichten und nicht wie mit der Axt im Walde."

Die Aktionen

Jeden Monat belebt das Abendblatt in diesem Jahr eine der erfolgreichen Aktionen aus seiner Geschichte neu - mit vielen Gewinn- und Mitmach-Möglichkeiten:

Februar: Die Hochzeitskutsche

März: Der Frühlingsgruß

April: Das LIVE-Menü

Mai: Das Abendblatt-Schiff

Juni: Herr Lombard lebt

Juli: Das Sommerrätsel

August: Bürgermeister-Barkasse

September: Wer will mich haben?

Oktober: Sparen und genießen

November: Lieblingsstücke

Dezember: Märchen im Michel

Lesenswert: die Broschüre "Fragen und Antworten zu Hamburger Kleingärten", erhältlich beim Landesbund der Gartenfreunde, Fuhlsbütteler Str. 790, 22337 Hamburg.