An der Universität Hamburg arbeiten junge Forscher an spannenden Projekten. Drei von ihnen stellt Marlies Fischer vor

Jörg Siegmar Sachweh hat in Aachen, München und Duisburg gearbeitet, stand im Boston Children’s Hospital an der renommierten Harvard-Universität in den USA im Operationssaal. Vor einem Jahr hat sich der Mediziner für Hamburg entschieden und kam als Leiter der Herzchirurgie für angeborene Herzfehler ans Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Einen Schritt, den der 45-Jährige bis heute keinen Tag bereut hat.

„Hier war eine Stelle frei, und Professor Hermann Reichenspurner als Direktor der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie hat mich gebeten, mich zu bewerben“, sagt Sachweh. Für ihn sprach vor allem eines für einen Arbeitsplatz in der Hansestadt: „In unserer Klinik gibt es Teamgeist und Kollegialität, das ist an einem Universitäts-Krankenhaus selten.“ Laut Sachweh ist das Arbeitsklima sehr gut in einem Team, „das gerne zusammen etwas leisten will“.

Herzspezialist Sachweh wuchs in der Nähe von Aachen auf und studierte auch dort. Seine Doktorarbeit schrieb er zum Thema Herztransplantationen. „Als Arzt im Praktikum an der Uniklinik Aachen kam ich in die Herzchirurgie und schnell ins Kinderteam. Das habe ich auf allen Stationen vertieft.“

Und nun also Hamburg. Am Universitären Herzzentrum arbeiten rund 500 Menschen, das Einzugsgebiet umfasst ganz Norddeutschland. 150 bis 200 Fälle operieren Sachweh, sein Kollege Arlindo Riso und das Team pro Jahr. „Wir haben zwei Intensivbetten für Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern und vier bis sechs Intensivbetten der insgesamt 14 Betten für Kinder“, sagt der Mediziner. Das Spektrum reicht von einfachen Fehlern, die das Herz-Kreislauf-System wenig beeinträchtigen, bis zu komplexen Fehlbildungen, die unbehandelt den Tod bedeuten. „Heute werden Herzfehler bei Neugeborenen oder sogar schon beim Embryo im Mutterleib entdeckt“, sagt Sachweh. Der häufigste angeborene Fehler ist ein Loch im Herzen.

Das durchschnittliche Risiko, bei so einer Operation zu sterben, liegt heute bei unter fünf Prozent. „Das Leitmotiv aller Mitarbeiter am Universitären Herzzentrum Hamburg lautet höchste Qualität“, sagt Sachweh. „Wir denken über jeden Patienten intensiv nach.“ Für das klinische Personal sei die Verantwortung hoch: „Die kleinen Patienten haben ihr Leben noch vor sich.“

Deshalb arbeitet Sachwehs Klinik eng mit verschiedenen Bereichen zusammen, zum Beispiel mit der Kinderkardiologie, Gynäkologie und Geburtshilfe, Kinderheilkunde, Kardiologie, Herz- und Gefäßchirurgie, Elektrophysiologie, Anästhesie und Radiologie. Die Eltern werden psychologisch betreut und über alles detailliert unterrichtet. Außerdem gibt es in der Abteilung von Jörg Siegmar Sachweh spezielle Sprechstunden für Kinder und Erwachsene.

Die Wahrscheinlichkeit, mit einem Herzfehler geboren zu werden, liegt bei 0,8 Prozent auf 100 Lebendgeborenen. Die Zahlen sind seit Jahren konstant. „Heute sind die Chancen groß, mit einem angeborenen Herzfehler nach einer Operation und bei regelmäßigen Kontrolluntersuchungen ein relativ normales Leben führen zu können“, sagt Sachweh. Drei bis fünf Operationen absolviert er wöchentlich mit einem Team von zehn Ärzten, Schwestern und Pflegern, eine kann bis zu sechs Stunden dauern. Der Eingriff bei einem Säugling kostet bis zu 30.000 Euro.

Die Patienten stehen für Jörg Siegmar Sachweh an erster Stelle. In seiner Position muss er sich aber ebenfalls um die Verwaltung kümmern. Auch arbeiten in der Forschung auf seine Anregung hin UKE und Uniklinik Aachen beim sogenannten „Tissue Engineering“ zusammen. Dabei geht es um die künstliche Herstellung biologischer Gewebe, die krankes Gewebe beim Patienten ersetzen oder regenerieren.

Sachwehs Ehefrau, eine Pathologin, und der gemeinsame neunjährige Sohn leben in Aachen. „Meine Familie besucht mich gern in Hamburg, hier gibt es ja so viel zu sehen.“ Apropos: Was hält der Mediziner von Ärzte-Serien im Fernsehen? „Die sind amüsant, aber lebensfremd.“