Bürgermeister Scholz und IBA-Chef Hellweg stellen Programm für die Schau in Wilhelmsburg, auf der Veddel und im Binnenhafen Harburg vor. Von 23. März bis 3. November können Besucher mehr als 60 Projekte unter drei Leitlinien erleben.

Sie ist die einzige Ausstellung, die schon seit sechs Jahren in Hamburg läuft und erst zum Ende hin ihrem Höhepunkt entgegensteuert: Heute (20. März) stellen Bürgermeister Olaf Scholz und IBA-Chef Uli Hellweg das Präsentationsjahr der Internationalen Bauausstellung IBA Hamburg vor. Ab dem Wochenende 23./24. März sind die 60 Projekte in Wilhelmsburg, auf der Veddel und im Binnenhafen Harburg für Besucher geöffnet - parallel ab April zur Internationalen Gartenschau (igs) in Wilhelmsburg.

Nach Ansicht von Bürgermeister Olaf Scholz wird die IBA das Image der zuvor vernachlässigten Stadtteile Wilhelmsburg und Veddel verändern. „Es werden Hunderttausende Besucherinnen und Besucher kommen und sich ein Bild von diesem Teil Hamburgs machen. Viele werden ihr bestehendes Bild nach ihrem Besuch sicher korrigieren.“

Zum ersten Mal in der Geschichte der Hansestadt findet in Hamburg von 2006 bis 2013 eine Internationale Bauausstellung (IBA) statt. Nach dem Auftaktpräsentationsjahr 2007 und dem Zwischenpräsentationsjahr 2010 ist jetzt das Präsentationsjahr, in dem die IBA Hamburg zeigen möchte, „wie der notwendige energetische, soziale und städtebauliche Umbau der Stadt des 21. Jahrhunderts gelingen kann“.

Bundesweit ist es die achte Bauausstellung seit der ersten IBA 1901 im hessischen Darmstadt. Der strenge Winter hat nach Angaben der Macher zu Verzögerungen geführt. „Nicht alle Häuser werden am 23. März bezugsfertig sein. Von 63 Bauprojekten sind 46 fertig“, sagte ein IBA-Sprecher.

Kritiker der Schau bemängeln, dass die Bürgerbeteiligung bei der Verkehrsplanung nicht gut gelaufen sei. Außerdem fürchten manche Bewohner der Region, dass die Mieten dort steigen und Teile der Bevölkerung verdrängt werden könnten.

Bis zum Ende des Präsentationsjahr erwartet die Besucher ein umfangreiches Programm auf 35 Quadratkilometern, die IBA endet am 3. November 2013. Hier ein Überblick über die wichtigsten Projekte:

1. Haus der Projekte - die Mügge

Die Einrichtung am Müggenburger Zollhafen wird vom Verein "Get the Kick" betrieben. Das prägnante Bauwerk ist eines des wenigen Hamburger Gebäude vor dem Deich. Um Kinder und Jugendliche aufs Berufsleben vorzubereiten, werden hier in Kooperationen mit Schulen verschiedene Projekte angeboten. In einer Bootsbauwerkstatt können Jugendliche eine Ausbildung machen. Außerdem gibt es Freizeitaktivitäten, einen Musikraum, eine Filmwerkstatt und einen Fitnessraum.

Packersweide, S3 bis Veddel, 14 Minuten Fußweg

2. Bildungszentrum Tor zur Welt

In einem Komplex aus mehreren Gebäuden wurden Grundschule, Gymnasium, Sprachheilschule sowie Bildungs- und Beratungsangebote für Erwachsene zusammengefasst. Das Bildungszentrum will die Übergänge zwischen Kita, Schule und Beruf verbessern. Schülern bietet es Umweltzentrum, Science Center, Mediale Geowerkstatt sowie Studien- und Berufsvorbereitung. Außerdem beherbergt es die Volkshochschule, das Elterncafé und die Elternschule.

Krieterstraße, S3 bis Wilhelmsburg, 10 Minuten Fußweg

3. Veringeck

In dem integrativen Wohnhaus im multikulturellen Reiherstiegviertel werden Senioren verschiedener Nationalitäten betreut. Eine Demenzstation richtet sich ausschließlich an türkischstämmige Bewohner. Integriert in den Gebäudekomplex ist ein öffentliches türkisches Dampfbad und ein Café - eine bundesweit wohl einzigartige Mischung. Das Gebäude greift Beispiele aus der orientalischen Architektur auf, viele Wände sind mit gemusterten Kacheln verkleidet.

Veringstraße 60, S3 bis Veddel, Bus 13 bis Veringstraße

4. IBA Dock

Das IBA Dock im Müggenburger Zollhafen ist Deutschlands größtes schwimmendes Bürohaus. Seine Stahlmodule, die an gestapelte Seecontainer erinnern sollen, muten an wie Legosteine. Das Bauwerk ist Verwaltungsgebäude sowie Informations- und Ausstellungsgebäude für IBA-Besucher. Es ist wegweisend für klimaschonendes und flutsicheres Bauen: Sein schwimmender Hohlkammer-Beton-Ponton kann sogar Sturmfluten trotzen, seine Klimatisierung erfolgt CO2-neutral.

Am Zollhafen 12, S3 bis Veddel, 7 Minuten Fußweg

5. Energieberg Georgswerder

1983 gelangte aus der früheren Deponie für Haus-, Industrie- und Sonderabfall Dioxin ins Grundwasser. Aufwendig gesichert, ist der Berg heute ein Symbol für den Umgang mit Altlasten und neuen Energien: Im Inneren entstehendes Methangas wird thermisch verwertet, 2004 auf dem Berg errichtete Windenergieanlagen wurden erneuert und eine große Photovoltaikanlage errichtet. Es gibt einen Rundweg und eine Ausstellung.

Fiskalische Straße, S3 bis Veddel, Bus 154 bis Fiskalische Straße, 8 Minuten Fußweg

6. Barkassenanbindung

Trotz Eindeichung steht der Grundwasserspiegel der Elbinsel Wilhelmsburg hoch. Seit Jahrhunderten dienen Kanäle, Bracks und sogenannte Wettern, die meist aus ehemaligen Elbarmen entstanden sind, der Be- und Entwässerung. Im Rahmen der IBA wurden einige Kanäle ausgebaut, sodass künftig Barkassen und Boote nach Wilhelmsburg schippern können. Außerdem wurde der See zwischen Bürgerhaus und Rathaus vergrößert und ein Barkassenanleger gebaut.

Mengestraße, S3 bis Wilhelmsburg, Bus 151, 154, 13 bis Rathaus Wilhelmsburg

7. Wälderhaus

Mit seinen asymmetrischen Fenstern und der schrägen Fassade erinnert das Wälderhaus an ein Holz-Ufo. Das weltweit einmalige Multifunktionsgebäude wurde von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald errichtet. Unter seinem begrünten Dach vereint es die Ausstellung Science Center Wald, Seminar- und Tagungsräume, das Restaurant Wilhelms und das 82-Zimmer-Hotel Raphael Wälderhaus. Die Pflanznester in der Fassade sollen Lebensraum für Insekten werden.

Am Inselpark 19, S3 bis Wilhelmsburg, 8 Minuten Fußweg

8. Hybrid Houses

Hybrid Houses passen sich den Bedürfnissen ihrer Bewohner an. Die IBA präsentiert drei Gebäudetypen. Im ersten ist das igs-Zentrum untergebracht. Nach Ende der Gartenschau kann es für Wohnen und Arbeiten oder generationsübergreifendes Zusammenleben genutzt werden. Die Grundrisse des nächsten Gebäudes berücksichtigen die für Wohnen und Arbeiten unterschiedlichen Lichtbedürfnisse. Im dritten Haus liegen Gewerbe und Wohnungen unter einem Dach.

Am Inselpark 1-6, S3 bis Wilhelmsburg, 8 Minuten Fußweg