Was heute noch einzigartige Technologie darstellt, kann morgen bereits Standard sein. Bauherren können sich viele Anregungen holen

Eine Bauausstellung ist mehr als eine Ausstellung im klassischen Sinn. Die IBA stellt Materialien, Energiekonzepte, Wohn- und Gebäudeformen vor, die es so noch nie gab. Doch was heute einzigartig ist, kann schon bald Standard sein.

Das "Soft House" besteht aus vier je dreistöckigen Reihenhäusern und ist gleich unter mehreren Aspekten richtungsweisend. Mit verglaster Rückfront und Terrassen im ersten Stock unterscheidet es sich schon optisch von herkömmlichen Passivhäusern. "Diese zeichnen sich gewöhnlich durch schlichte kompakte Bauformen und eher kleine Fenster aus", sagt Jürgen Klein von der Patrizia Projektentwicklungsgesellschaft. "Wir zeigen, dass es auch anders geht." Auch das Klimakonzept ist neu. Neben der Sonnenenergie wird auch Erdwärme genutzt und der Strom gespeichert. Ihren Energieverbrauch können die Bewohner per Smartphone oder iPad ablesen und sogar steuern. Klein: "Es ist sinnvoll, seinen Strom in Zukunft selbst zu produzieren und zu verbrauchen. Damit macht man sich unabhängig."

Vorbild kann auch der Gedanke des "Grundbau und Siedler"-Prinzips sein. Statt auf reine Fertig- oder Modulbauweise setzt man hier auf Selbstbau. "So können sich auch Familien mit niedrigerem Einkommen durch Eigenleistung Wohneigentum schaffen", sagt Ingo Timmermann von Investor Primus Developments. Das Prinzip hat sich im Einfamilienhausbereich bereits bewährt, das für die IBA entwickelte Mehrfamilienhaus ist dagegen ein Novum. Geliefert wurde der Grundkorpus als tragendes Skelett mit allen Installationssträngen. Beim Ausbau legen die Bewohner selbst Hand an. Wer weniger Zeit oder Vertrauen in die eigenen Fertigkeiten hat, lässt die Arbeiten von entsprechenden Gewerken ausführen. Aber: "Je mehr man selbst macht, desto mehr reduzieren sich Miete oder Kaufpreis", sagt Ingo Timmermann. Wer im "Do it yourself"-Verfahren etwa 4000 Euro einspare, zahle gut zwei Jahre lang 150 Euro weniger Miete im Monat.

Der "Woodcube" gilt als das innovativste Vollholzhochhaus der Welt. Es kommt ohne Leim, Dämmung und Plastikfolie aus, spart schon in der Bauphase 8500 Tonnen Kohlendioxid ein - und tut seinen Bewohnern gut. "Deren Herzaktivität wird in der Vollholzumgebung erwiesenermaßen um 7200 Herzschläge am Tag reduziert", sagt der Hamburger Investor Matthias Korff, der das Projekt mit dem Schwarzwälder Holzproduzenten Erwin Thoma realisiert hat. Dieser hatte die im fünfstöckigen "Woodcube" verwendeten Bauelemente entwickelt. Sie bestehen aus mehreren kreuzweise verbauten Lagen Fichtenbrettern, die ohne Leim oder Nägel nur von Buchendübeln zusammengehalten werden.