Veränderungen im italienischen Weinbau bereichern Qualität und Produktpalette. Die Innovationsoffensive startete in der berühmten Kulturlandschaft

Sonnenblumen, Mohnwiesen, Lavendel, Olivenhaine und Weinterrassen. Hügelwege, die zu Rusticos und Herrenhäusern führen. Die Assoziationen stehen für eine sehr alte Kulturlandschaft - die Toskana. Was die Region so hervorhebt, ist die Tatsache, dass hier seit der Renaissance immer wieder die Frage nach dem Wesen des Schönen gestellt wird - das durchzieht alle Lebensbereiche. Toskanische Spezialitäten sind perfekt, um sich an die Genussregion zu erinnern. Für Rotwein muss man natürlich nicht extra in die Toskana reisen. Der heimische Handel ist bestens sortiert. Um den Überblick zu behalten und gezielt wählen zu können, kann es nützlich sein, mehr über toskanische Weingüter zu wissen und die eine oder andere Empfehlung anzunehmen.

Italienischer Wein und Weinbau haben sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. In den Weinbergen werden die Rebstöcke nach Sorten getrennt gepflanzt, die Trauben getrennt gelesen und nicht mehr wie früher in gemischtem Satz gekeltert. All dies hat zu einem deutlichen Anstieg von Qualität und Produktpalette geführt. Ihren Ausgang nahm die Innovationsoffensive in der Toskana. Rotweine von dort haben vielfältige Geschmacksnuancen und Alterungspotenzial. Neben Chardonnay, Merlot und Cabernet Sauvignon werden Rebsorten wie Barbera, Malvasia, Montepulciano, Nebbiolo, Sangiovese und Trebbiano angebaut. Neben dem Piemont gilt die Toskana als wichtigstes Anbaugebiet für italienische Rote. Vier Regionen zwischen dem Appenin und dem Tyrrhenischen Meer bringen Tropfen mit dem Prädikatssiegel DOCG (Denomina zione di Origine Controllata e Garantita) hervor: Chianti, Vino Nobile di Montepulciano, Brunello di Montalcino und Carmigiano. Daneben gibt es DOC (Denomina zione Di Origine Controllata), IGT (Indicazione Geografica Tipica) und die Klasse der Tafelweine. In allen Kategorien ist das Preis-Leistungs-Verhältnis höchst interessant. Der Wettbewerb zwischen den Weingütern funktioniert.

Die Toskana hat zuletzt mit Weinen wie Sassicaia, Solaia, Tiganello oder Ornellaia für Furore gesorgt. Der Boom setzt sich fort. Eine junge Winzergeneration belebt das Terroir, neue Kreationen gilt es zu entdecken, etwa aus dem küstennahen Raum Bolgheri, wo dieselben Rebsorten verwendet werden, die für Bordeaux so typisch sind (Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot). Das Potenzial der Region zieht immer mehr Winzer an. So gründete etwa der bekannte Piemonteser Angelo Gaja hier sein Weingut Ca'Marcanda. Lo dovico Antinori produziert in Campo di Sasso in der Nachbargemeinde Bibona. Guado al Melo von Winzer Michele Scienza produziert Rote auf traditionelle Weise. Das Gut befindet sich auf den untersten Ausläufern der Hügel in der Gemeinde Castagneto Carducci. Simone Santini übernahm schon mit 17 Jahren das elterliche Weingut in San Gimignano, das mit seinen Adelsgeschlechtertürmen "Manhattan der Toskana" genannt wird. Durch bio-zertifizierten Anbau zeichnen sich Santinis Weine durch besondere Nachhaltigkeit im Geschmack aus. Kultiviert werden die Rebsorten Sangiovese, Merlot, Cabernet Sauvignon, Colorino, Canaiolo und Vernaccia di San Gimignano. Vernaccia, ein Weißer, war übrigens der Lieblingswein des Malers und Bildhauers Michelangelo. Ansonsten gilt für Santini: authentische Gewächse, Wein ohne Schnörkel, ohne "Supertuscan"-Attitüde.

Gerade mit Letzterer hängt der Aufstieg des Maremma-Gebiets in den Wein-Führern zusammen. Die wildromantische küstennahe Region gilt noch immer als Geheimtipp. Einige namhafte Weingüter aus der zentralen Toskana haben hier Dependencen eingerichtet. Die Maremma ist überwiegend mit roten Rebsorten bestockt. Vor allem der Sangiovese ist hier zu finden. Aus Offerten von mehr als 40 Weingütern hier drei Empfehlungen: Tenuta Sassoregale, Man tellassi und Casali di Maremma.

Ebenfalls weniger bekannt sind Weine von der Insel Elba, von der viele gar nicht wissen, dass sie zur Toskana gehört. Dabei hat Elba Rosso eine über 3000 Jahre alte Tradition. Lehmige Böden voller Spurenelemente verleihen den Weinen besondere mineralische Qualität. Der Rote von der Azienda Agricola Tua Rita in Notri wird für seine Toscanità gelobt. Giusto di Notri wird durch Verschneiden von Merlot- und Cabernettrauben gewonnen.