Die Geiger Alexander Janiczek und Kolja Blacher als Solisten und Dirigenten

Gleich zwei herausragende Geiger kommen nächste Saison als Primi inter pares zur Camerata und betätigen sich als Solisten, Dirigenten und Konzertmeister in einem: Kolja Blacher und Alexander Janiczek. Und wie es der Handschrift des Ensembles entspricht, bringen die beiden Programme mit, die so maßgeschneidert wirken wie ein teurer Anzug.

Als anständiger Österreicher hat Alexander Janiczek tschechische Vorfahren - und polnische gleich dazu. Aufgewachsen ist er dennoch in Salzburg. Und das geht an Musikern, gerade an Geigern, nicht spurlos vorbei. Der große Wolfgang Amadeus mag die Provinzstadt an der Salzach gehasst haben, je mehr ihn sein Erzbischof und Quälgeist Colloredo an die Leine legte. Heute aber ist nirgends auf der Welt so viel Mozart-Verehrung zu finden, nirgends eine solche Dichte an hoch qualifizierten Mozart-Veranstaltungen aller Art. Selbst wenn man die alljährlichen Festspiele abzieht, bleibt ein beeindruckender Humus. Der speist sich aus der örtlichen Musikhochschule, natürlich Mozarteum genannt, aus Festivals rund ums Jahr und berühmten Musikern aus aller Welt, die sich Salzburg zur Wohn- oder Wirkungsstätte erkoren haben oder auch beides. Da ist es nicht erstaunlich, dass zu Janiczeks Lehrern Größen wie Max Rostal, Nathan Milstein und Sándor Végh gehören.

Und genauso klar ist es, dass das Programm, das er mit der Camerata einstudieren wird, Mozarts Schaffen in den Mittelpunkt stellt - freilich ohne bei ihm und in Salzburg stehen zu bleiben. "Salzburg & Wien" heißt es vielmehr: Um Mozarts hochdramatische "kleine" g-Moll-Sinfonie herum, entstanden notabene in Salzburg 1773, begeben sich die Künstler mit "Fünf Sätzen" op. 5 des Zwölftöners Anton Weberns in das Wien des Jahres 1929 und von dort ein Jahrhundert zurück zu Franz Schubert und seiner Vierten Sinfonie, genannt die Tragische. Und als Solist ist Janiczek in Mozarts Violinkonzert G-Dur zu erleben, ebenfalls ein Werk aus Mozarts Salzburger Jahren.

Nicht zufällig lautet der Untertitel des Programms "Auf den Spuren von Sándor Végh": Hatte doch Janiczek neben seiner Solokarriere den Konzertmeisterposten der Camerata Salzburg inne, dem Kammerorchester, das der legendäre Végh einst begründet hat.

Von bleibender Bedeutung ist Végh auch nach seinem Tod 1997 nicht nur als Solist, Kammermusiker und Orchesterleiter, sondern auch und gerade als Lehrer. Einen Eindruck davon bekommt, wer sich den Werdegang von Kolja Blacher anschaut. Blacher stammt zwar nicht aus Salzburg, sondern aus Berlin. Dafür hat er aber bei Végh in Salzburg studiert - und anschließend eine Solokarriere vom Allerfeinsten hingelegt. Als Solist hat er mit den Dirigenten Claudio Abbado, Daniel Barenboim und Mariss Jansons, mit den Berliner Philharmonikern, dem NDR Sinfonieorchester und dem Mahler Chamber Orchestra konzertiert; seine Aufnahmen sind preisgekrönt; der Kritik gilt er als "Geiger von Weltklasseformat".

Blacher ist Professor an der Berliner Hochschule für Musik Hanns Eisler und ein begeisterter Kammermusiker. Dagegen nehmen sich seine Jahre als Konzertmeister der Berliner Philharmoniker fast als bloße Episode aus. Sein erklärtes Steckenpferd ist es, Orchester von der Geige aus zu leiten. Zum Saisonabschlusskonzert "Sommerliche Serenade" wird er nicht nur den Solopart in Antonio Vivaldis "Vier Jahreszeiten" übernehmen, sondern das gesamte Konzert vom ersten Geigenpult aus leiten. Neben einem Concerto grosso des barocken Komponisten Arcangelo Corelli enthält es auch Werke aus dem 20. Jahrhundert: "Vier transsylvanische Tänze" des Ungarn Sándor Veress aus dem Jahre 1944 und ein Divertimento für Streichorchester. Das stammt allerdings nicht von Béla Bartók, sondern von Boris Blacher, seines Zeichens ein bedeutender Komponist und der Vater des Solisten. Beziehungsreicher geht es nicht.