Ende April steigt die Schubertiade Hamburg, ein Fest für Franz Schuberts Kammermusik

Schubertiade - das klingt doch wie der Inbegriff des Salons. Wir machen uns kaum noch einen Begriff vom Niveau dieser künstlerisch-gesellschaftlichen Zusammenkünfte mit Musik und Lesung, Spiel und geistreicher Konversation, die so typisch für das 19. Jahrhundert waren. Die Urform der "Schubertiade" hat der Maler Moritz von Schwind überliefert: In einem Biedermeiersalon drängen sich die Menschen um einen Flügel und seinen Spieler mit der markanten Brille. Es ist der Komponist höchstselbst, der vor Freunden einen Sänger begleitet.

Heute huldigen Kammermusikfreunde dieser intimen Kunstform überall in Europa auf Schubertiade-Festivals. Ende April und Anfang Mai erweisen auch die Elbphilharmonie Konzerte der Schubertiade die Ehre - im Verein mit Niklas Schmidt, dem Cellisten, unermüdlichen Kammermusikbefeuerer und Leiter der Reihe "Kammerkonzerte im Mozartsaal".

Jedes der sechs Konzerte dreht sich um einen Höhepunkt in Schuberts Kammermusikschaffen, das Programm liest sich wie eine Speisekarte voller erlesener Hauptgerichte: "Arpeggione" heißt es da etwa, "Quartettsatz" oder "Das große Streichquintett".

Wer wäre für eine solch enzyklopädische Gipfelbesteigung geeigneter als das Auryn Quartett? Seit 30 Jahren besteht dieses Ensemble in derselben Besetzung - beste Voraussetzung für fragloses, intuitives Zusammenspiel. Längst gehört es zur internationalen Crème der Streichquartette; nicht nur in Hamburg hat es in den letzten Jahren mit der Gesamtaufführung aller Beethoven-Quartette von sich reden gemacht. Nach Bedarf gesellen sich Mitveranstalter Niklas Schmidt am Cello, der Kontrabassist Michael Rieber oder der Pianist Joseph Kalichstein dazu.

Jedes der namengebenden Schlüsselwerke steht für einen Aspekt, eine Episode in Schuberts Schaffen. Und jedes ist so klug in ein Programm eingebettet, dass es sich in den umgebenden Werken gleichsam spiegelt. So trifft das zart-melancholische Rosamunde-Quartett, für das der Komponist bei seiner eigenen Schauspielmusik Anleihen gemacht hat, auf frühe Tänze. Dem wuchtigen "Der Tod und das Mädchen" in d-Moll gehen die kompakten Quartette D-Dur D 94 und B-Dur D 112 voraus. Das Forellenquintett, dies heitere Sommerstück (fast) ohne Schuberts signifikante Eintrübungen, hält Zwiesprache mit einem frühen Streichquartett und einem späten Klavierstück. Und natürlich dürfen auch die beiden Werke nicht fehlen, die als Schuberts Vermächtnis gelten, so seltsam das klingt bei einem, der mit nur 31 Jahren starb - das "große" G-Dur-Quartett und sein Schwesterwerk, das Streichquintett: schwebend zwischen Hoffnungslosigkeit und Verklärung, geerdet durch einen Anflug von Heurigenschwung und gerade dadurch so erschütternd.