Die Hamburger Symphoniker eröffnen die Saison mit Des Canyons aux Etoiles von Olivier Messiaen

Mehr Geist wolle man ins Hamburger Musikleben bringen, hat der Intendant der Symphoniker, Daniel Kühnel, jüngst gesagt. Demgemäß beginnt die neue Saison mit einer geistreichen Idee und einem geistigen Kraftakt: Da Hamburg zur "European Green Capital" 2011 gekürt wurde, steht zum Saisonauftakt eine multidimensionale Meditation über die Schöpfung auf dem Programm: Chef Jeffrey Tate dirigiert Olivier Messiaens "Des Canyons aux Etoiles" (Von den Schluchten zu den Sternen), dazu wird eine Videoinstallation des israelischen Filmemachers und Komponisten Daniel Landau uraufgeführt. Messiaens Orchesterstück ist ein zwölfteiliger Hymnus an die Natur, der von den tiefsten Tiefen bis zu den Sternen alles umfasst. Quasi als Vermittler zwischen beiden Regionen fungieren Vögel, von denen der passionierte Hobbyornithologe auch in diesem Werk wieder etliche Arten musikalisch porträtiert.

Ausgangspunkt war Messiaens Besuch in den Naturschutzgebieten des US-Bundesstaates Utah. Die bizarren Felsformationen und die Vogelwelt inspirierten ihn: "Wenn der Diademhäher über den Canyon fliegt", schreibt der Komponist, "glänzen sein Bauch und der lange Schwanz blau; das Blau seines Fluges und das Rot der Felsen entfalten zusammen die Pracht farbiger, gotischer Kirchenfenster."

Um all die Eindrücke in Klang zu übersetzen, hat Messiaen sogar ein eigenes Instrument, das Geofon, entwickelt. Neben dieser mit Sand gefüllten Trommel finden sich im Orchester eine Windmaschine, ein Donnerblech, diverses Schlagzeug und vier eminent schwierige Solo-Partien: Der ganze sechste Satz etwa, ein "Interstellarer Ruf", wird vom Solo-Horn gespielt.

Für Daniel Kühnel ist die religiöse, mystische, soziale und philosophische Komplexität des Werkes durch das Hören alleine nicht hinreichend zu erfahren. Zur Ergänzung hat er bei dem israelischen Künstler Daniel Landau eine Videoinstallation in Auftrag gegeben.

Sie zeichnet eine Reise nach, die vom Toten Meer über die judäische Wüste bis ins industrialisierte Europa führt und thematisch um Schöpfung und Tod kreist. So sollen Bild und Ton gemeinsam das Auditorium in einen künstlerischen Resonanzraum für ein "intellektuell komplexes Stück neuer Musik" verwandeln.

Des Canyons aux Etoiles 19.9., 19 Uhr, Laeiszhalle. Karten unter T. 30 30 98 98