Colin Towns arrangiert einen John-Lennon-Abend

Der britische Komponist und Arrangeur Colin Towns hatte mit den Gassenhauern John Lennons bislang wenig im Sinn. Nun, mit 60 Jahren, schwärmt er von dem jugendlichen Drive, dem politischen Impetus, den Lennon in seinen Kompositionen für die Beatles und als Solokünstler zeigte. Unter dem Titel "John Lennon - In My Own Write", das bei den 7. Hamburger Jazztagen im Herbst zur Aufführung kommt, hat er eigens ein Programm für die NDR Bigband kreiert, deren Composer in Residence er derzeit ist.

Nicht alle Songs von "Across The Universe" über "Give Peace A Chance" bis zu "Strawberry Fields Forever" dürften die Zuhörer auf Anhieb wiedererkennen. "Es ist kein Tribute-Abend. Wenn ich arrangiere, einen Schlüssel zu einem Werk finden möchte, nehme ich eine vorhandene Atmosphäre auf und trage sie woanders hin", sagt Towns. "Ich will mit allem Respekt eine neue Form finden für Lennons Musik." Hierfür hat er Kontakt zu Lennons nicht gerade als umgänglich bekannter Witwe Yoko Ono aufgenommen. Über ihren Sohn Sean Lennon ließ sie ihm ausrichten, sie sei erfreut über sein Projekt und ließ ihn überraschend frei walten. Towns Arbeitsmotto lautet auch hier"Just ok isn't good enough!"

Bereits mit 13 Jahren verdiente Colin Towns sein Geld auf Hochzeiten und Geburtstagen. 1976 trat er der Ian Gillan Band bei und begann zu komponieren. Ein Angebot des irischen Rockmusikers Gary Moore, in seiner Band zu spielen, schlug er aus. Lieber widmete er sich eigenen Filmkompositionen. Zum Beispiel für den Mia-Farrow-Film "Full Circle" oder jüngst für den Thriller "Die purpurnen Flüsse 2". Hinzu kommen unzählige Musiken für britische TV-Filme und Serien. "Ich schreibe intuitiv. Ich starte nicht mit einer bestimmten Form", sagt Towns. "Ausprobieren und dann sehen, was passiert. Wenn es nicht gut ist, werfe ich es weg." 1990 gründete er das Mask Orchestra, eine Truppe, die einige der besten britischen Jazzmusiker ihrer Zeit vereinte.

Schon immer sah sich Towns als Wanderer zwischen musikalischen Welten. Er hat Country, R&B oder Rock gespielt, Songs für Roger Daltry, Dusty Springfield und Cliff Bennett geschrieben. Vor diesem popkulturellen Hintergrund empfiehlt sich Towns allemal als Lennon-Neuinterpret. Mit der NDR Bigband arbeitet er schon seit vielen Jahren zusammen. Im Jahre 2000 spielte er mit ihr das Album "The Theatre Of Kurt Weill" ein, 2005 entstand das Zappa-Projekt "Hot Licks (And Funny Smells)". Deutschland habe ihm neue Türen geöffnet, sagt er. Nur hier konnte er auf seine "verrückte Weise" außergewöhnliche Projekte aus der elektronischen Phase von Miles Davis und Billy Cobham realisieren.

"Musik soll nicht Gemütlichkeit ausstrahlen - sie muss Energie besitzen", sagt Colin Towns. "Ich will John Lennons Musik feiern. Mit ihr einen neuen Weg gehen." Es dürfte also wieder eine aufregende musikalische Reise werden. In Respekt und tiefer Verbeugung vor den längst zu Klassikern geronnenen Songs - aber auch mit dem unbedingten Willen zum eigenständigen Kunstprodukt.

7. Jazztage Hamburg John Lennon - In My Own Write NDR Bigband, Colin Towns, 30.10., 19 Uhr, Kampnagel (k6), Karten unter: T. 27 09 49 49