Die Philharmoniker Hamburg eröffnen mit Werken von Mahler und Berg ihre Saison

"Mahler in Hamburg" nennt sich selbstbewusst der Zyklus, mit dem die Hansestadt in den kommenden Monaten Gustav Mahlers Geburt 1860 und seines Todes 1911 gedenkt. Die Philharmoniker Hamburg und ihre Chefin Simone Young beteiligen sich mit sechs Werken und eröffnen ihre Konzertsaison, einem Ausrufezeichen gleich, mit Mahlers Erster Sinfonie.

Von Erstling oder gar Anfängerhaftem hat dieses Debüt freilich wenig. Vielmehr weist Mahler weit in seine kompositorische Zukunft voraus. "In der Ersten ist alles, was Mahler charakterisiert", sagte Arnold Schönberg über die Sinfonie: "Naturhingabe und Todesgedanken."

In aller Souveränität breitet Mahler seine Stilmittel aus, präsentiert er die atemberaubenden Fallhöhen seiner Tonsprache: Durch die Orchesteraufstellung schafft er räumliche Tiefe; seine Klangfarben sind unerhört neu, ebenso der Mut zum vordergründig Trivialen wie dem "Bruder Jakob"-Thema oder dem Heurigenschwung. Und allenthalben grüßen die "Lieder eines fahrenden Gesellen".

Mit dem zweiten Werk des Programms ist Mahler, wenngleich postum, eng verbunden: Nach seinem Tod heiratete seine Frau Alma den Architekten Walter Gropius. Der Tochter aus dieser Ehe, Manon, hat Alban Berg sein Violinkonzert gewidmet: "Dem Andenken eines Engels". Berg liebte das Mädchen wie eine eigene Tochter; er selbst war zu seinem Kummer kinderlos. Manon starb 1935 an Kinderlähmung. Das Violinkonzert wurde auch zu Bergs eigenem Requiem: Er überlebte Manon nur um wenige Monate.

Wenige Zwölftonwerke kommen dem Hörer so entgegen wie dieses. Nicht umsonst hat Berg den Ruf des Romantikers unter den Neutönern der Zweiten Wiener Schule um den gestrengen Arnold Schönberg: Er verbindet die Strenge der Zwölftontechnik mit Grazie und persönlichem Ausdruck. In das feine Geflecht des Violinkonzerts webt er Volksliedzitate und einen Bachchoral ein und nimmt sich durchaus die Freiheit zu Ausflügen in die Tonalität.

Den Solopart übernimmt bei den Philharmonikern Isabelle Faust. Sie gehört zu der Generation von Geigerinnen, die es in jungen Jahren nicht nur zu spieltechnischer Brillanz, sondern auch zu einer beeindruckenden musikalischen Reife gebracht haben. Faust hat mit Dirigenten wie Yehudi Menuhin, Michael Gielen und James Levine gearbeitet; kürzlich hat sie ihr Debüt bei den Berliner Philharmonikern gegeben, und Professorin an der Berliner Universität der Künste ist sie auch schon.

Zu Fausts Lehrern gehört der Geiger Christoph Poppen, dessen musikalische Subtilität Maßstäbe gesetzt hat. Anders als manche Kollegin widmet sie sich nicht nur der Neuen Musik, sondern hat sich auch ernsthaft mit der historischen Aufführungspraxis beschäftigt.

Nach dem Montagskonzert bittet der DJ Raphael Marionneau zu Lounge-Klängen ins Brahms-Foyer der Laeiszhalle: zum Ausklang und zur Aufheiterung nach diesem tiefernsten Programm.

1. Philharmonisches Konzert 19.9., 11 Uhr, und 20.9., 20 Uhr mit anschließendem "Phil & Chill", beide Laeiszhalle. Karten unter T. 35 68 68

Weitere Philharmonische Konzerte im Rahmen von "Mahler in Hamburg":

2. Phil. Konzert 24./25.10.: Mahler, Sinfonie Nr. 2

3. Philharmonisches Konzert 21./22.11.: Mahler: Todtenfeier, Sinfonische Dichtung

4. Philharmonisches Konzert 19./20.12.: Mahler, Sinfonie Nr. 3

8. Philharmonisches Konzert 17./18.4.2011: Mahler, Sinfonie Nr. 7

10. Philharmonisches Konzert 19../20.6.2011: Mahler, Das klagende Lied