Für ihr erstes Kammerkonzert haben sich die Philharmoniker - beziehungsweise vier ihrer Streicher - ein anspruchsvolles Pensum vorgenommen: Da stehen drei gewichtige und zugleich sehr emotionale Werke der Streichquartettliteratur auf dem Programm. Zunächst Beethovens op. 95, ein sehr konzentriertes Stück in der düsteren Tonart f-Moll, das der Komponist ursprünglich gar nicht veröffentlichten wollte - vielleicht auch, weil der schroffe Tonfall ihm zu deutlich von seiner damaligen Stimmungslage kündete: Beethoven hatte der Arzttochter Therese Malfatti kurz vor der Entstehung des Werks einen Heiratsantrag gemacht, den sie ablehnte. Auch Alban Bergs Quartett op. 3 durchschreitet so offenkundig extreme Gefühlszustände zwischen metallischer Härte und inniger Zartheit, dass es naheliegt, einen Zusammenhang zu seiner biografischen Situation herzustellen: Womöglich verarbeitet der Komponist hier - etwa, wenn er Wagners "Tristan und Isolde" anklingen lässt - den jahrelangen Kampf um die Hand seiner späteren Frau. Auch Robert Schumanns op. 41 Nr. 3 fesselt den Hörer mit kontrastierenden Emotionen. Es stammt allerdings aus einer weniger schwierigen Lebensphase und scheint nicht aus Liebesschmerz geboren: Die Uraufführung aller drei Quartette schenkte er seiner Frau Clara zum Geburtstag.

1. Kammerkonzert 26.9., 11 Uhr, Laeiszhalle