Was morgens in ersten Konferenzen anvisiert und tagsüber akribisch recherchiert wird, steht am nächsten Tag im Blatt. Drei Reporter berichten

Mehr als 100 Reporter, Fotografen, Layouter, Drucker und Verteiler arbeiten täglich für die Hamburger Bild-Ausgabe. Doch wie funktioniert Bild eigentlich? Wie kommt eine Geschichte ins Blatt?

Der Morgen beginnt mit mehreren Konferenzen, von der Ressortleiter-Besprechung bis zur "Misch-Konferenz", bei der die Themen, die am nächsten Tag im Blatt erscheinen sollen, bestimmt werden. Dazu legt der Redaktionsleiter Textlängen und Seitenplatzierung fest.

Aber wie kommen die Themen zustande? Hier erzählen drei Bild-Reporter aus ihrem Arbeitsalltag:

Polizeireporter Thomas Röthemeier (46)

Wir kamen gerade von einem Wohnungsbrand aus Bergedorf. Da überholte uns in der City ein Feuerwehrwagen mit Blaulicht.

Höhe Wexstraße stoppte der Drehleiterwagen. Ich sprang aus dem Auto, rannte zu einem Büro-Gebäude. "Da ist eine Scheibe explodiert. Tellergroße Scherben prasselten auf den Bürgersteig", berichtete eine Frau ganz aufgeregt. Die Polizei sperrte den Bereich sofort ab, mein Kollege machte die ersten Fotos.

Mit der Drehleiter fuhr Hauptbrandmeister Thorsten Boldt (46) 18 Meter hoch, überprüfte den Fensterrahmen. Danach suchten die Beamten nach einem Projektil. Grund: Angestellte vermuteten, dass jemand auf die Scheibe geschossen hätte. Oder aber, dass sie durch Spannungen explodiert sei.

In der Redaktion zurück, recherchierten wir die Story weiter. Am nächsten Tag erschien die Geschichte "Riesenscheibe in 18 Meter Höhe explodiert".

Politik-Ressortleiter Christian Kersting (65)

Bild hatte den Rücktritt von Bürgermeister Ole von Beust schon eine Woche vorher angekündigt und auch berichtet, dass Innensenator Christoph Ahlhaus sein Nachfolger wird. Als diese Personalentscheidungen am 18. Juli offiziell bestätigt wurden, ging es darum, schnell ein Interview mit dem designierten Bürgermeister zu bekommen.

Erster Anruf bei Ahlhaus am 19. Juli. Eine Absage. Der künftige Senatschef wollte noch nichts über seine Regierungspläne sagen. Nächster Versuch am 21. Juli. Eine Zusage unter Auflagen. Nur wenige Fragen zu möglichen politischen Kursänderungen. Ahlhaus versprach aber, ausführlich Auskunft über sich selbst, seine Herkunft und seine Karriere zu geben. Besser als nichts. Zwei Stunden später saß ich bei Ahlhaus im Senatorenbüro in der Innenbehörde. Am 24. Juli stand das Gespräch in Bild. Überschrift: "Ich will Bürgermeister für alle sein".

Society-Reporterin Franziska Wille (29)

Das letzte Juli-Wochenende auf Sylt. Diese Tage sind das Highlight der Saison. Partys, Polo, Promis. Alle tummelten sich hier - und wir mittendrin.

Meine Aufgabe: mit der Prominenz reden. Beispiel: Irene Schulte-Hillen, Präsidentin der Stiftung Deutsches Musikleben, trommelt für ihr Klassik-Konzert in der Keitumer Kirche jedes Jahr viele Gäste zusammen.

Diesmal dabei sind Michael Otto vom Versandhaus, Air-Berlin-Chef Joachim Hunold, TV-Moderator Günther Jauch und, und, und ... Wie spricht man die eigentlich an? Ganz einfach: hingehen. Die Fotos sind gemacht, jetzt geht es um die Zitate. Mit Block und Stift in der Hand sprach ich Ex-Minister Kurt Biedenkopf und seine Frau Ingrid an. Beide gaben gern Auskunft, und ich schrieb mit. Danach den Text ins Sekretariat durchtelefoniert. Am Montag erschien die Geschichte: "Sabine Christiansen ganz heiter im Regen".

Die Texte sind geschrieben, die Fotos gemacht. Jetzt müssen sie noch in die Zeitung. Zuerst sucht Redaktionsleiter Matthias Onken die besten Fotos aus. Zusammen mit den Layoutern wird besprochen, welches Foto wie groß erscheinen soll. Danach wird aus Texten und Fotos eine Seite für Bild.

Um 22 Uhr geht die Zeitung in unserer Druckerei in Ahrensburg in den Druck. Kurz darauf sind die ersten Exemplare fertig für die Auslieferung.

Morgens um 6 Uhr im Ernst-Mittelbach-Ring 49 in Hamburg-Niendorf: Klaus Unterberger (44) verkauft in seinem Kiosk Bild: "Jeden Tag gehen bei mir rund 180 Bild-Zeitungen über die Ladentheke. Hauptsächlich an Stammkunden."