Die Keimzelle des Luftfahrtunternehmens von Floris Helmers und Alexander Lipsky ist der Flugplatz Uetersen.

Heist/Hamburg. Film- und Popstars sowie Sportler, Politiker und Manager gehören häufig zur Kundschaft von Air Hamburg, wenn es darum geht, Privatjets zu buchen. Doch ein Einsatz ist Floris Helmers, einem der Chefs des Luftverkehrsunternehmens, das seine Keimzelle auf dem Flugplatz Uetersen hat, vor drei Wochen besonders nahe gegangen: Für eine Herztransplantation zwischen zwei Kindern wurde nachts dringend ein Flugzeug benötigt. "Wir waren als einzige Gesellschaft mit einem unserer Businessjets sofort verfügbar", sagt Helmers, der selbst zwei kleine Kinder hat und mit seiner Familie in Neuendeich bei Uetersen lebt.

Eine Stunde nach Auftragseingang war die Cessna Citation vom Hamburger Airport aus schon mit knapp 800 km/h auf dem Weg nach Rotterdam, um dort ein Ärzteteam aufzunehmen. Mit den Medizinern ging es weiter nach Zürich, um das Herz eines nach einem Unfall verstorbenen Mädchens abzuholen. Mit dem rettenden Organ an Bord kehrten die Ärzte dann zurück nach Rotterdam. Dort gelang es, mit dem Spenderherz einem schwer kranken neun Jahre alten Mädchen das Leben zu retten.

Organe für Transplantationen werden auch nachts geflogen

Bei den Transplantationsflügen, auch für andere Organe wie Niere oder Leber, bewähren sich die kurzfristige Bereitstellungszeit und die hohe Flexibilität der Flotte. Die zweistrahligen Düsenflugzeuge können rund um die Uhr gebucht werden. Mit den Jets sind die Piloten in der Lage, auch Flugplätze anzusteuern, die außerhalb des Liniennetzes der großen Airlines liegen.

Im Einsatz sind die Businessjets, oft mit prominenten Passagieren an Bord, im gesamten europäischen Luftraum. Hinzu kommen jetzt wieder vermehrt Flüge nach Nordafrika. "Marrakesch ist gegenwärtig ein besonders beliebtes Ziel", sagt Floris Helmers, "doch auch in Moskau sind wir täglich." Weitere häufige Destinationen sind Abu Dhabi, Israel und die bekannten Urlaubsregionen. "Im Sommer haben wir einen Jet ständig auf Mallorca stationiert", sagt der Air-Hamburg-Chef.

Die Gästeliste liest sich wie ein Prominenten-Verzeichnis: Popstars wie Brian Ferry und Shakira genossen ebenso den noblen First-Class-Service an Bord wie jüngst Hollywood-Star Antonio Banderas. Der "Zorro"-Darsteller und Frauenschwarm düste von der Berlinale nach der Präsentation seines neuen Thrillers "Haywire" nach Granada. Am nächsten Tag ging es weiter nach Madrid. Auch Sportler und Ex-Sportler wie Formel-1-Pilot Lewis Hamilton und Tennis-Denkmal Boris Becker sind Kunden von Air Hamburg. Sogar Altkanzler Helmut Schmidt ließ sich schon zweimal zu Terminen fliegen. Der frühere US-Vizepräsident Al Gore, Fernsehmoderator Johannes B. Kerner und Kaffee-König Albert Darboven ergänzen die Auswahl.

Viele Stammkunden buchen direkt bei der Fluggesellschaft. Doch die meisten Aufträge kommen über Broker herein. Das sind Makler, die weltweit die Kontingente der Businessjets vermarkten. Dabei kommt es vor, dass eine Maschine leer vom Geschäftsfliegerzentrum in Hamburg aus startet, um Passagiere in Irland oder Frankreich aufzunehmen. Im Geschäft ist Air Hamburg aber auch, wenn es gilt, dringend benötigte Ersatzteile für Airbus oder für Kraftfahrzeuge zu transportieren.

Es ist schon beeindruckend, wie sich Air Hamburg zu einem der größten Privatjet-Betreiber Deutschlands gemausert hat: Vor elf Jahren als Flugschule auf dem Grasplatz Uetersen/Heist von den heutigen Geschäftsführern und Berufspiloten Alexander Lipsky und Floris Helmers, beide 38, gegründet, beschäftigt das Unternehmen aktuell 68 fest angestellte Mitarbeiter, darunter 42 Piloten.

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Es gibt praktisch kaum eine Stunde, in der nicht eines der Flugzeuge von Air Hamburg unterwegs ist. Zur Business-Flotte mit fünf bis neun Sitzplätzen gehören mittlerweile neun Citation-Privatjets sowie eine Beechcraft King-Air mit Turboprop-Antrieb. Eine weitere Citation XLS+ ist gewissermaßen im Anflug. In wenigen Tagen werden Helmers und sein Team den Jet, dessen Kabine über volle Stehhöhe verfügt, vom Werksflugplatz Wichita im US-Bundesstaat Kansas aus nach Deutschland überführen. Schon jetzt freut sich Helmers, dass Air Hamburg in drei Jahren als erster europäischer Kunde die brandneue, noch größere Citation Latitude einsetzen kann.

Liniendienst nach Helgoland mit der zweimotorigen Islander

Ergänzt wird der Flugzeug-Park von 21 zwei- bis viersitzigen Propellermaschinen, die überwiegend auf dem Flugplatz Uetersen/Heist stationiert sind. Diese Kleinflugzeuge sind vor allem für Rund- und Charterflüge, aber auch als Schulmaschinen für die Pilotenausbildung im Einsatz. Die zur Air-Hamburg-Gruppe gehörende Flugschule Hamburg bildet auch Berufspiloten bis hin zur Zulassung für Düsenflugzeuge aus. Auch die beiden Britten-Norman Islander der Gesellschaft sind sowohl für Charter- als auch für Linienflüge im Einsatz. Die zweimotorigen Maschinen haben Platz für bis zu neun Passagiere und verfügen über extreme Kurzstart- und Kurzlandeeigenschaften. Deshalb können die Islander auch auf dem Dünen-Eiland von Helgoland landen und starten, obwohl die kürzeste Piste dort nur 400 Meter lang ist.

Der Liniendienst von und nach Helgoland wird vom Hamburger Flughafen aus bedient. Allerdings soll das Angebot zugunsten von mehr Charterflügen auf eine Verbindung täglich ausgedünnt werden. Helmers begründet diese geplante Beschränkung mit der geringen Auslastung im Liniendienst, während die Maschinen im Charterbereich oft dringend benötigt würden. Unter anderem sind die Islander auch mit Biologen an Bord unterwegs, um Vogelpopulationen oder Schweinswale zu zählen. Zudem werden mehr Aufträge beim Aufbau von Offshore-Windparks bei Helgoland und in anderen Regionen erwartet. Im Charterverkehr können alle Nord- und Ostseeinseln angeflogen werden, die über einen Landeplatz verfügen. Abflüge sind vom Hamburger Flughafen sowie vom Flugplatz Uetersen aus möglich.

Weitere Unternehmensbereiche von Air Hamburg sind das Himmelsschreiber-Café beim Geschäftsfliegerzentrum, ein Handling-Service zur Abfertigung von Privatjets sowie Air-Hamburg-Technik mit Werkstatt auf dem Flugplatz Uetersen. Der Umsatz 2011 belief sich auf 16 Millionen Euro (Vorjahr: 11,6 Millionen). Neue Kostenbelastungen gibt es vor allem wegen der Luftverkehrsabgabe, die mit monatlich 5000 Euro zu Buche schlägt, sowie aufgrund erhöhter Treibstoffpreise.