Die Geschichtswerkstatt bewahrt die Tradition und die Geschichte der 2011 aufgelösten Liedertafel Vorwärts von 1863 im Haus Roseneck.

Quickborn. "Wir wollten nicht, dass der älteste Verein Quickborns sang- und klanglos untergeht", sagt Irene Lühdorff von der Quickborner Geschichtswerkstatt. Sie möchte diese alte Tradition für die Nachwelt bewahren.

Ende vorigen Jahres löste sich die traditionsreiche Quickborner Liedertafel Vorwärts von 1863 nach fast 150 Jahren Bestehen auf. Die sieben verbliebenen Mitglieder, allesamt im betagten Rentenalter, konnten schon seit Jahren keinen regulären Männergesangverein mehr auf die Beine stellen. Wenn sie auftreten wollten, mussten sie sich mit der befreundeten Chorgemeinschaft Alster-Nord, die Sänger aus Norderstedt und Tangstedt in ihren Reihen hat, zusammentun.

Und so traf die Idee Irene Lühdorffs, der alten Liedertafel in den Räumen der Geschichtswerkstatt im Haus Roseneck an der Kieler Straße einen Platz einzuräumen, um dort die fast 150-jährige Geschichte des Vereins zu dokumentieren, bei den Liedertäflern sofort auf offene Ohren. Sie trugen alles zusammen, was ihren Verein ausmachte und schafften es in die Vitrinenschränke der Geschichtswerkstatt. "Dort sind nun neben alten Fahnen, historischen Andenken und Abzeichen sämtliche rund 50 Gesangsbücher archiviert", sagt Werner Berg, 80, der viele Jahre Schriftführer der Liedertafel war. Sogar das vollständige Mitgliederverzeichnis und alle Chroniken des Vereins sind noch vorhanden und werden nun dort aufbewahrt.

Wie rege zum Beispiel das Vereinsleben dieses Quickborner Männerchores war, zeigt die Mobilisierung von fast 150 Sängern aus der gesamten Umgebung einschließlich Hamburgs, Pinnebergs und Rellingens allein im ersten Jahrzehnt seines Bestehens. Eine bewegte Zeit damals mit den drei preußischen Kriegen gegen Dänemark, Österreich und Frankreich.

Für Werner Berg war es überhaupt keine Frage, 1949 in die Liedertafel einzutreten - auch nicht für seine Verwandten. "Mein Onkel Hermann Antonius sagte damals zu mir: 'Morgen kommst du mit zum Singen', und schon war ich dabei. Ich wurde sozusagen eingetreten." Das war für ihn als 17 Jahre alten Jugendlichen gar nicht so einfach, erinnert sich das mit Gerhard Thesdorf, 82, älteste und langjährigste Mitglied der Liedertafel an diese Anfangszeit. Im Chor traf er auf "altehrwürdige Geschäftsleute" und Honoratioren Quickborns. "Und plötzlich sollte ich die alle duzen. Das war zunächst problematisch für mich. Heute ist ja alles viel legerer."

Als Quickborn 1974 zur Stadt ernannt wurde, war es die Liedertafel Vorwärts, die ihr die passende Hymne ("Vivat Quickborn!") dazu sang. Aber in den letzten Jahrzehnten fiel es dem Chor immer schwerer, Nachwuchssänger zu rekrutieren. "Die hören heute doch überall Musik. Selber singen will da kaum noch einer", glaubt Peter Beste, der ehemalige Erste Tenor der Liedertafel. Auch in der Schule würden die Schüler kaum noch zum Singen angehalten. Das sei früher anders gewesen.

Die Liedertafel ist auch die Initiatorin der Städtepartnerschaft zwischen Quickborn und Boxholm. Als das ehemalige Chormitglied Hans-Georg Mrotzek nach Schweden ausgewandert war, kehrte er mit dem Chor aus Boxholm 1966 erstmals nach Quickborn zurück. Daraus entstand ein Austausch der Männerchöre, der 1974 in die offizielle Städtepartnerschaft mündete.