Wenn die Kicker bei der Europameisterschaft spielen, sorgen viele Unternehmen dafür, dass ihre Mitarbeiter mitfiebern können.

Kreis Pinneberg. Das EM-Fieber steigt. Am 9. Juni bestreitet die Deutsche Mannschaft ihr erstes Vorrundenspiel gegen Portugal. Danach geht es Schlag auf Schlag. Es folgt am 13. Juni die Partie gegen Holland und am 17. Juni das letzte Gruppenspiel gegen Dänemark. Anpfiff ist jeweils um 20.45 Uhr. Andere Vorrundensiele der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine beginnen bereits um 18 Uhr.

Anstoßzeiten, die eigentlich sehr arbeitnehmerfreundlich sind. Dennoch gibt es einige, die arbeiten müssen, während der Ball rollt. Wie eine Umfrage der Abendblatt-Regionalausgabe Pinneberg zeigt, gibt kein Arbeitgeber seinen Mitarbeiter "fußballfrei". Viele sorgen jedoch für Fernseher und Leinwände in den Aufenthaltsräumen, damit in den Pausen die Spiele verfolgt werden können.

"Wir haben in unserer Kantine einen Großbildfernseher, auf dem die Kollegen Fußball gucken können", sagt etwa Kay Goetze, Pressesprecher der Pinneberger Verkehrsgesellschaft (PVG) mit Sitz in Schenefeld. Allerdings gelte das Angebot für die Kollegen nur nach Feierabend oder vor der Schicht. Natürlich schaue kein Busfahrer während der Fahrt die Spiele, sagt PVG-Sprecher Goetze weiter.

Allerdings ist eine Information der Fahrgäste über die aktuellen Spielstände in Einzelfällen denkbar. "Auch in unserer Leitstelle gibt es einen Fernseher. Wenn es die Verkehrslage zulässt, können die Kollegen auch mitgucken", so Goetze weiter. Und aus der Leitstelle könnten die Mitarbeiter die Spielstände direkt in den Bussen ansagen. Goetze: "Wir fahren mit der Metrobuslinie 3 auch zum Fanfest auf das Heiligengeistfeld in Hamburg. Gerade auf dieser Linie ist es wichtig, die Fahrgäste auf dem Laufenden zu halten."

Gemeinsam Fußball gucken dürfen auch die Mitarbeiter der Quickborner comdirectbank. Dort wird zumindest im Kundenservice rund um die Uhr gearbeitet. "Wir stellen in unserer Pantry eine riesige Leinwand für die Liveübertragungen auf", sagt Unternehmenssprecherin Annette Siragusano. Mitarbeiter, die dabei sein wollen, müssten sich in ihren Teams abstimmen. "Es können natürlich nicht alle gleichzeitig gehen", sagt Siragusano.

Und sie betont: "Fußballzeit ist natürlich keine Arbeitszeit." Mitarbeiter müssten die Fußballzeit auf ihre Pausen anrechnen lassen. Siragusano: "Natürlich bieten wir unseren Mitarbeitern auch an, dass sie nach Feierabend die Spiele gemeinsam mit den Kollegen sehen können."

Beim Automobilzulieferer Autoliv in Elmshorn, wo 1000 Mitarbeiter im Schichtbetrieb fast rund um die Uhr arbeiten, ist kein Gemeinschafts-TV geplant. "Wir haben aber für das erste deutsche Spiel am Sonnabend eine Aktion geplant", sagt Ingwert Ingwertsen von Autoliv. So spendiert das Unternehmen jedem Mitarbeiter, der in seiner Freizeit an einer Public-Viewing-Party außerhalb der Firma teilnimmt, einen Getränkegutschein in Höhe von 7,50 Euro. Ingwertsen: "Das reicht für zwei Bier."

Alkohol ist für die E.on-Hanse-Mitarbeiter, die während der Spiele Rufbereitschaft haben, natürlich Tabu. "Und die müssen trotz Fußball auch raus, wenn es eine Störung gibt", sagt Unternehmenssprecher Volker Mielisch. Ein gemeinsames Fernseherlebnis hat der Konzern mit Sitz in Quickborn nicht geplant. "Bei anderen Turnieren haben wir das schon mal alle im großen Konferenzraum geguckt", sagt Sprecher Mielisch weiter.

Dass 2012 der Konferenz- nicht zum Fernsehraum wird, liegt insbesondere an den Anstoßzeiten. E.on Hanse zeigt sich jedoch im Fall des Falles großzügig. Volker Mielisch: "Mitarbeiter, die wegen des Fußballs früher nach Hause gehen möchten, können nach Absprache mit den Teams ihre Gleitzeitkonten nutzen."

Bei den Regio-Kliniken sitzen zumindest die Patienten in den Krankenhäusern Elmshorn, Pinneberg und Wedel in der ersten Reihe. Die können die Spiele auf den Zimmerfernsehern verfolgen. Die Mitarbeiter haben es weniger gut. Für sie ist nichts geplant. "Dass ein Arzt während der Operation Fußball guckt, wird nicht vorkommen", sagt Kliniksprecher Sebastian Kimstädt.