Seattle/Hawthorne . Es ist nicht nur der Elektromotor: Wer sich auf das Model 3 von Tesla einlässt, wird sich auch an anderer Stelle umgewöhnen.

1000 Dollar auf ein Produkt anzuzahlen, von dem man nicht weiß, wie es aussieht und wann wirklich geliefert wird, ist eine Risiko-Investition. Nicht für Keith Schoester. Der 41-jährige Ingenieur des Flugzeugherstellers Boeing stand am Donnerstagmorgen schon in aller Herrgottsfrühe vor der Tesla-Filiale an der Westlake Avenue in Seattle. Nicht allein. Hunderte Auto-Fans kampierten den ganzen Tag hier und in Dutzenden anderen amerikanischen Städten vor der Eingangstür des Elektroauto-Anbieters Tesla. Um sich in Reservierungslisten einzutragen und so zu den „Pionieren“ zu gehören, wie Schoester dieser Redaktion sagte. Bis Ende 2017 will Tesla-Gründer Elon Musk die bisher nur für sehr solvente Käuferschichten erschwinglichen „Stromer“ (das Premierenmodell Model S liegt bei 100.000 Dollar) in den Massenmarkt drücken.

Das in der Nacht zu Freitag im Space-X-Center im kalifornischen Hawthorne mit viel Brimborium vorgestellte „Modell 3“ wird in den USA schon für rund 35.000 Dollar zu haben sein. Zieht man steuerliche Vergünstigungen ab, die je nach Bundesstaat bis zu 10.000 Dollar betragen können, ergibt sich ein attraktiver Preis, der der Elektromobilität zum Durchbruch verhelfen könnte. Bis Freitag meldete Tesla bereits 130.000 Vorbestellungen. Tendenz steigend.

15-Zoll-Flachbildschirm ersetzt sämtliche Armaturen

Der vier Meter lange Elektro-Viertürer, den Tesla-Chef-Designer Franz von Holzhausen beim Stapellauf in drei Farben auf die Bühne rollen ließ, ist eine elegante geschnittene Limousine im Format eines Audi A 4. Fünf Erwachsene finden ergiebig Platz, ein bis zu 2,20 Meter langes Surfbrett ebenso. Das Dach des Autos, in dem ein 15-Zoll-Flachbildschirm in iPad-Anmutung sämtliche Armaturen ersetzt und diverse Autopilot-Funktionen wie Spurwechsel bietet, ist komplett aus Glas. Gepäck kann vorne wie hinten untergebracht werden.

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Mit einer Batterieladung können Model 3-Fahrer cirka 345 Kilometer zurücklegen. Bis zur Lieferzeit Weihnachten nächsten Jahres sollen in den USA 7200 „Super-Ladestationen“ bereitstehen, an denen der von 0 auf 100 km/h in sechs Sekunden beschleunigende Wagen in zirka 30 Minuten „aufgetankt“ werden kann. „Es gibt einfach kein besseres Auto für diesen Preis“, sagte Musk bei der immer wieder von Beifall unterbrochenen Präsentation.

Tesla „Modell 3“ erhöht den Wettbewerbsdruck

Musk, darüber waren sich Branchenkenner gestern einig, hat mit dem „Modell 3“ die Innovationsgeschwindigkeit in der noch jungen E-Auto-Szene erhöht. Und damit den Wettbewerbsdruck. Viele traditionelle Anbieter von Mercedes über Audi bis zu Renault-Nissan, an deren Spitze der Visionär und selbst ernannte Weltverbesserer Musk etwas abfällig „Petrol Heads“ (Benzinmotoren-Fans) wähnt, konzipieren längst „Tesla-Jäger“. Selbst Porsche will in vier Jahren einen E-Boliden mit 600 PS und einer Reichweite von 500 Kilometern auf die Straße bringen.

Im Massensegment ist auch der Opel-Mutter-Konzern General Motors aktiv. Schon zum kommenden Winter soll das Voll-Elektroauto Chevrolet Bolt (320 km Reichweite, Preis zirka 32.000 Dollar) in den USA beim Händler stehen. GM-Chefin Mary Barra gibt sich keinen Illusionen hin: „Die nächsten fünf Jahre werden die Automobilbranche stärker umkrempeln als die fünf Jahrzehnte davor.“

Tesla hat seit Gründung 2003 noch keinen Cent verdient

Tesla hat seit der Gründung 2003 noch keinen Cent verdient und die Aktie ist zuletzt gehörig abgestürzt. Dagegen beläuft sich das Minus durch hohe Investitionen in neue Modelle bereits auf fast eine Milliarde Dollar. Für die Kompensation steht weitgehend Musk selber gerade. Er hat einst mit dem Bezahldienst Paypal Milliarden gemacht hat. Trotz der dünnen Leistungsbilanz funktioniert die Sehnsucht nach einem vollelektrisch angetriebenen Auto auch in einem Land, in dem die Spritpreise im Vergleich zu Europa obszön niedrig sind. „Das ist der Kultstatus, den sich Elon Musk zurecht verdient hat“, sagte der designierte Modell 3-Käufer Keith Schoester in Seattle, „der Mann beflügelt ja auch mit seinen Weltraum-Projekten die Phantasie.“

Von zentraler Bedeutung für das Gelingen einer Massenproduktion ist das firmeneigene Batteriewerk in Nevada. In der perspektivisch komplett mit Ökostrom betriebenen „Gigafactory“, 350 Kilometer östlich von San Francisco gelegen, soll die Herstellung von hoch leistungsfähigen Energiespeichern in den kommenden Jahren die Basis für immer wieder aufladbaren Fahrspaß legen.

Zurzeit erfüllt Tesla im Konzert der Hersteller nicht mal die Rolle einer Fußnote. Mit rund 50.000 verkauften Autos im vergangenen Jahr stellte Tesla 0,06 Prozent aller Fahrzeuge weltweit. GM verkauft in Amerika an einem Wochenende manchmal mehr. In diesem Jahr glaubt Musk von den vorhandenen Modellen S und dem neuen Flügeltüren-SUV Model X rund 90.000 Stück absetzen zu können. 2020 sollen jährlich bereits 500.000 Teslas vom Band im Hauptwerk Fremont in Kalifornien rollen. Die Endmontage für Kunden in Deutschland wird im niederländischen Tilburg erfolgen.

Auto-Experten wie Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut der Uni Duisburg Essen prophezeit dem in Branchenkreisen bereits „Volks-Tesla“ getauften Auto schon jetzt bessere Verkaufszahlen als etwa dem BMW i3. „Tesla ist der einzige, der kundenorientiert entwickelt hat und Elektroautos und Schnellladesysteme mit vernünftigen Reichweiten und Ladezeiten in den Markt gebracht hat“, sagte Dudenhöffer dieser Redaktion, „deshalb ist das Unternehmen so en vogue.“ Zusätzlichen Rückenwind für das Voll-E-Auto sehen Experten wie er in der Dieselgate-Affäre bei Volkswagen. Fazit eines Mitarbeiters der kalifornischen Umweltbehörde Carb: „Je größer der Hype um Tesla, desto größer der Hype um umweltfreundliche Fahrzeuge. Es gibt schlechtere Nachrichten.“

• Einige der ungewöhnlichen Ideen beim Tesla Modell 3:


Die Türgriffe sind versenkbar:

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Das Glasdach:

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Bei der Präsentation hatten die Räder auch ungewöhnliche Felgen:

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Kofferraum vorne und hinten:

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Bei der Präsentation lief auf der Bühne ein Zähler, der angeblich in Echtzeit die Zahl der Vorbestellungen vermittelte.

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