München. Zum Start der Open-Air-Saison lässt der BMW i8 die Hüllen fallen: Nun ist das sportliche Coupé aus Bayern auch als Roadster zu haben.

Als BMW den i8 eingeführt hat, war der Plug-in-Bolide der Star in den Garagen der Superreichen. Doch mittlerweile, nach vier Jahren, ist doch schon ein bisschen die Luft raus, und der teilelektrische Spitzensportler fährt nur noch in der Nische. Deshalb sorgen die Bayern nun buchstäblich noch einmal für frischen Wind und legen den Dienstwagen von Captain Future pünktlich zum Start der Open-Air-Saison für 155.000 Euro auch als Roadster auf.

Für einen Aufschlag von 17.000 Euro zum Coupé wird der i8 neben dem winzigen Smart ed Cabrio so zum ersten Saubermann unter den Sonnenanbetern. Nur dass es hier ein bisschen stürmischer zugeht.

In 15 Sekunden öffnet sich das Softtop – bis Tempo 50

Wo der i8 bislang eine feste Hülle aus Karbon hat, trägt der Roadster nun ein Softtop, das sich bis Tempo 50 geräuschlos in 15 Sekunden hinter die ­Sitze legt. Und weil es keine Rückbank mehr gibt und der Kofferraum hinter dem Verbrenner im Heck nur 88 Liter fasst, hat BMW unter dem Verdeck­kasten noch einmal Platz für etwa 100 Liter Ladung gelassen.

Obwohl der 1,5 Liter große Drei­zylinder im Heck und die E-Maschine im Bug identisch sind mit dem Coupé, fühlt sich der Roadster etwas anders an. Nicht weil man ernsthaft die 60 Kilo mehr Gewicht spüren würde. Dafür setzt das maximale Drehmoment von 250 Nm dem Stromer sei Dank viel zu früh ein, bevor die 320 Nm des Benziners zupacken.

Im Guten, weil die neue Offenheit den sinnlichen Reiz des Roadsters ­steigert, der Wind die Haare kitzelt, die Sonne die Haut streichelt, einem der Duft des Sommers in die Nase steigt und man von seiner Umgebung einfach mehr mitbekommt. Und im Schlechten, weil man dann leider auch besser hört, wie sich zum Beispiel beim Kickdown der Dreizylinder zuschaltet.

In 4,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h

Erstens kann dem auch der beste Sportauspuff keinen leidenschaftlichen Sound spendieren. Und zweitens zerstört dieses Brummen die Illusion, man sei in einem rein elektrischen Fahrzeug unterwegs. Immerhin bleibt dennoch als Trost der Blick auf einen Normverbrauch von 2,0 Litern, die sich andere Sportwagen dieses Kalibers schon beim Anlassen gönnen.

Das Cockpit des Roadsters.
Das Cockpit des Roadsters. © Werk | Uwe Fischer

Wobei das mit dem Sport so eine Sache ist. Denn so giftig und gierig, wie der i8 aussieht, fährt er gar nicht. Natürlich ist man bei einer Systemleistung von 374 PS flott dabei, man kommt in 4,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h und 250 Topspeed sind auch nicht schlecht.

Zumal BMW die Road­ster-Premiere zu einem gründlichen Update für den Antrieb nutzt, die Batterieleistung von 7,1 auf 11,6 kWh und mit ihr die Leistung der E-Maschine von 131 auf 142 erhöht und zugleich mehr Tempo im elektrischen Teil des Mischbetriebs erlaubt: Statt wie früher schon bei 70 km/h schaltet sich der Verbrenner nun erst bei 105 km/h zu. Und wenn man im reinen E-Modus unterwegs ist, sind sogar 120 drin. Nur kann man dann natürlich die 53 Kilometer elektrische Reichweite in den Wind schreiben, die BMW auf dem Prüfstand ermittelt hat.

Das Zusammenspiel der zwei Motoren wirkt zu synthetisch

An Power mangelt es dem Wagen nicht, doch bei seiner Performance will der Funke der Leidenschaft nicht so recht überspringen. Zu synthetisch wirkt das Zusammenspiel der beiden Motoren, zu leicht geht die Lenkung und zu schnell verlieren die schmalen Reifen den Halt, als dass man mit dem Roadster wild um die Ecken fliegen wollte.

Dafür kauft man besser einen vermeintlichen Saurier-M2 und hat dann immer noch genügend Geld zum Tanken übrig. Captain Futures Dienstwagen dagegen ist eher Gleiter als Fighter und gibt gerade im flüsterleisen E-Modus den perfekten Cruiser, in dem kein Missklang und kein Geruch von Verbrennung den Rausch der Sinne und das gute Gewissen stört.

Wer das allerdings länger als maximal 53 Kilometer genießen will, muss entweder zwischendurch nachladen oder noch ein bisschen warten. Denn in zwei Jahren will Tesla einen neuen Roadster bringen, der natürlich ohne Verbrenner auskommen wird. Spätestens dann sieht selbst Captain Futures Sommerauto ganz schön alt aus.