Stuttgart. Verschiedene Dienste bieten digitale Parkhelfer an. Was es schon gibt, was noch dieses Jahr kommt und wie wir künftig parken werden.

Am Ende einer Autofahrt steht immer die Frage: Wohin jetzt mit dem Wagen? Wie einfach wäre es, könnte man im Navi das Ziel „freie Parklücke in der Nähe, passend für mein Auto“ eingeben. Tatsächlich ist diese Wunschvorstellung gar nicht mehr so weit entfernt. Und im Schritt danach muss man gar nicht mehr selbst parken.

Intelligente Lösungen sind dringend notwendig: Etwa ein Drittel des Stadtverkehrs ist auf parkplatzsuchende Autofahrer zurückzuführen, die ihre Kreise ziehen, um eine freie Lücke zu finden. Geht man mit Automobilzulieferer Bosch davon aus, dass sich bis 2050 der urbane Verkehr verdreifacht haben wird, liegt auf der Hand, warum die Parkplatzsuche dringend effizienter werden muss.

Parkplätze können auch reserviert werden

Heute erleichtern bereits zahlreiche Park-Apps für das Smartphone Suche und Bezahlung von Parkplätzen. Dienste wie Park Now oder Ampido zeigen Parkmöglichkeiten mit Preisen in der Umgebung an und vereinfachen vor allem das Bezahlen. Auch bei Easy Park, Park.Me oder Park and Joy muss man kein Ticket mehr ziehen, sondern die Abrechnung erfolgt automatisch und zeitgenau über das Smartphone, auch Nachlösen aus der Ferne ist möglich.

Das Reservieren von Parkplätzen ist bei unterschiedlichen Anbietern ebenfalls möglich. Verschiedene Parkhausbetreiber bieten Park-Apps an, die eine aktuelle Übersicht über die freien Plätze in Tiefgarage oder Parkdeck geben.

Bosch arbeitet an digitaler Echtzeitkarte

Smartphone mit Easy Park App.
Smartphone mit Easy Park App. © picture alliance / Silas Stein/d | Silas Stein

Andere Park-Apps zeigen Parkplätze am Straßenrand an, die mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit frei sind: Die App ParkU beispielsweise nutzt Information von Inrix. Der Verkehrsdatenanbieter verknüpft sogenannte historische Daten – also wo in der Vergangenheit um eine bestimmte Uhrzeit wenig los war – mit Echtzeitdaten über die aktuelle Verkehrslage und berechnet eine ­statistische Wahrscheinlichkeit, wo die besten Chancen bestehen, einen Parkplatz zu finden. Auch der neue BMW 5er nutzt solche Echtzeitinformationen, um über sein Navi die Parkplatzsuche zu vereinfachen.

Informationen zum sogenannten On-Street-Parking (zu Deutsch: Auf der Straße parken) gibt auch Navi-Hersteller TomTom: Die Niederländer prognostizieren die Wahrscheinlichkeit, eine Parklücke zu finden, und geben die durchschnittliche Suchdauer anderer Autofahrer an dieser Stelle an. Das errechnet ein Algorithmus, der anhand von GPS-Daten ­typische Verhaltensweisen von Parkplatzsuchern erkennt: gleichmäßige ­Geschwindigkeit oder ständiges Im-Kreis-Fahren. Implementiert wird der Dienst, der in gut zwei Dutzend Städten (zum Beispiel Hannover und München) funktioniert, in Neuwagen, die als festinstalliertes Navi TomTom nutzen.

Was bisher noch nicht klappt: in Echtzeit einen konkreten freien Parkplatz am Straßenrand anzeigen. Ein Dienst, der das realisiert, soll aber noch in diesem Jahr starten. Bosch arbeitet an einer digitalen Echtzeitkarte der freien Parkplätze. Nach Pilotprojekten mit verschiedenen Herstellern im vergangenen Jahr soll der Dienst 2018 in Serie gehen.

Das Auto sucht selbst nach Parkplätzen

Der Clou: Im Vorbeifahren, ohne dass die Fahrer selbst aktiv werden müssen oder überhaupt etwas merken, finden und melden Autos selbstständig freie Stellplätze am Straßenrand. Mit den Ultraschallsensoren des Parkassistenten – immerhin fast jedes dritte Neufahrzeug heute hat sie – vermessen die Wagen automatisch Lücken zwischen parkenden Fahrzeugen, während sie in der Stadt unterwegs sind.

Die Informationen werden an den jeweiligen Fahrzeughersteller gesendet und anonymisiert an die Bosch-Cloud weitergeleitet. Eingefügt in eine digitale Parkplatzkarte stellt der Zulieferer sie den Fahrzeugherstellern wieder zur Verfügung, der parkplatzsuchende Autofahrer kann sie sich über sein Navi anzeigen lassen.

Je mehr Fahr­zeuge, desto umfangreicher der Service

Bosch geht davon aus, dass 2020 ­alle neu zugelassenen Fahrzeuge in Märkten wie Europa oder Nordamerika mit dem Internet verbunden sein werden. Denn auf Schwarmintelligenz kommt es beim sogenannten Community-based Parking an. Je mehr Fahr­zeuge teilnehmen, desto genauer und umfangreicher ist der Service. Das geht so weit, dass Länge und Breite der ­Lücke angegeben werden können, der Autofahrer also vorher sehen kann, ob sein Fahrzeug hineinpasst.

In der Königsdisziplin muss der Autofahrer natürlich gar nicht mehr selbst suchen oder in die Lücke kurbeln. Wie das gehen könnte, zeigen Daimler und Bosch im Parkhaus des Mercedes-Benz Museums in Stuttgart. Der Fahrer steigt aus und gibt dem Fahrzeug per Smartphone den Park-Befehl, Sensoren im Parkhaus überwachen den Fahr­korridor bis in die freie Parklücke und dirigieren das Auto fahrerlos dorthin. Ab März können Besucher des Museums im Parkhaus den Service selbst ausprobieren, dafür stehen zwei Mercedes E-Klassen bereit.