Brühl. Der 2.Zero kommt 2018 mit vielen Innovationen und mehr Reichweite auf den Markt. Ab sofort ist das neue Modell für 34.950 Euro bestellbar.

Mehr als 283.000 Kunden haben sich seit 2010 für den ersten Nissan Leaf ­entschieden und den Japaner damit zum meistverkauften Elektroauto ­weltweit gemacht. Sein Nachfolger ist in Deutschland ab sofort in limitierter Sonderedition 2.Zero für 34.950 bestellbar – und will den Erfolg weiter ausbauen: Mehr Reichweite und eine deutlich gefälligere Optik dürften ihm dabei helfen.

Trotz seiner scharfen Kanten wirkt der neue, auf 4,49 Meter gewachsene Leaf braver und weniger drollig als der aktuelle. Die Scheinwerfer sind weniger glupschäugig geformt, dazwischen ziert ein ausgeprägtes Chrom-V den blau ­akzentuierten Kühlergrill. Hinten fallen die Rückleuchten auf, die denen des Nissan Juke ähneln, die C-Säule dagegen erinnert entfernt an den BMW i3. Komplett überarbeitet wurde der Innenraum, das neue Cockpit ist weit weniger futuristisch.

Das zweigeteilte Kombi-Instrument ­gehört der Vergangenheit an, statt­dessen sitzt hinter dem neu gestalteten Lenkrad eine Anzeige mit analogem Rund-Tacho und Info-Bildschirm. Auch die Mittelkonsole mit dem Info­tainment-Touchscreen wirkt aufgeräumter. Geblieben ist die wegen des Akkus in Unterbodenhöhe unbequeme Sitzposition im Fond. Im Kofferraum tut sich beim Umklappen der Sitzbank eine ordentliche Stufe auf.

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    Ein Überbleibsel der ersten Generation ist auch der rundliche Fahrwahlhebel auf dem Mitteltunnel, neu hinzugekommen ist der E-Pedal-Schalter. Per Tastendruck lässt sich der Leaf damit in ein Ein-Pedal-Auto verwandeln: Ist das E-Pedal aktiviert, bremst der Leaf beim Loslassen des Gaspedals durch Rekuperation und mechanische Stopper bis zum Stillstand ab. Mit etwas Übung lässt sich der Stromer so ganz bequem mit einem Fuß steuern; das Bremspedal braucht man nur im Notfall.

    Die Ingenieure haben auch den Antrieb überarbeitet

    Die japanischen Ingenieure haben aber nicht nur die Steuerung überarbeitet, sondern den kompletten Antrieb: Unter der Haube des ab ­Anfang 2018 ausge­lieferten Leaf II steckt ein neu entwickelter Elektromotor mit 110 kW/150 PS – 40 PS mehr als bisher. Das Dreh­moment hat von 250 auf 320 Newtonmeter zugelegt. Für den Spurt auf Tempo 100 braucht der gut 1,5 Tonnen schwere Japaner künftig nur noch 7,9 Sekunden; bislang vergingen 11,5 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit ist aus Energiespargründen wie beim Vor­gänger bei 144 km/h abgeregelt.

    Den größten Fortschritt gibt es in Sachen Stromspeicher zu melden: Der neue Akku hat die gleichen Abmessungen wie bisher, hält aber 40 Kilo­wattstunden Strom bereit. Die sollen für bis zu 378 Kilometer reichen, laut ­genormtem Messzyklus. Auf der Straße dürfte der Leaf knapp 300 Kilometer weit kommen, deutlich weiter als der Vorgänger. Der verfügte über einen 30-kWh-Akku und schaffte 250 Normkilometer. Noch 2018 will Nissan außerdem das „E+“-Modell an den Start bringen. Die Starkversion wird wohl über einen 60-kWh-Akku verfügen und soll mindestens 500 Kilometer weit kommen. Der E-Motor des Plus-Modells soll 160 kW/220 PS entwickeln.

    Aufladen lässt sich der Leaf wie ­bisher über eine Klappe in der Schnauze. Darunter verbergen sich ein Typ-2- und ein Chademo-Stecker. An der Haushaltssteckdose dauert es bis zu 16 ­Stunden, bis der Stromspeicher voll ist, eine 22-kW-AC-Wallbox schafft es in der Hälfte der Zeit. Diese Ladestation ist in den 3000 Euro, die das 2.Zero-Modell mehr kostet als der normale Leaf, ­bereits inbegriffen.

    Wer es allerdings ganz eilig hat, kann den Leaf an einem Schnellader in 40 Minuten zu 80 Prozent ­betanken – Nissan betreibt in Europa bereits gut 4600 Schnelllade-Stationen, 1000 ­weitere sind in Planung.

    Wie schon die erste Generation ­beherrscht auch der neue Leaf die ­Vehicle-to-Grid-Technik (V2G). Das heißt, die Energie kann nicht nur in den Auto-Akku hineingepumpt werden, ­sondern auch umgekehrt zurück ins Stromnetz eingespeist werden. Sollte die Technik einmal flächendeckend ein­geführt sein, könnten Energiean­bieter die Fahrzeug-Akkus in ihre Netz­planung miteinbeziehen und so ­Spitzenschwankungen besser abfedern. Erste Versuche startet Nissan in Dänemark und England: Mit Solarzellen auf dem Dach und einem zusätzlichen ­Zwischenspeicher im Haus sollen ­Kunden so ­nahezu die gesamten Stromkosten fürs Fahren wieder erwirt­schaften können.

    Neben der Wallbox sind in der Start-Edition das Infotainmentsystem mit Sieben-Zoll-Touchscreen, eine Rundum-Kamera, Apple- und Android-Smartphone-Anbindung und der Pro­Pilot Serie. Letzterer befähigt den Leaf als ersten Nissan hierzulande zum teilautonomen Fahren: Der Stromer hält auf der Autobahn automatisch den voreingestellten Abstand zum Vordermann, bleibt in seiner Spur und bremst bei Bedarf bis zum Stillstand ab.