Berlin . Autohalter können durch Vergleichen die Kosten für die Versicherung jährlich um bis zu 980 Euro reduzieren. Was dabei zu beachten ist.

Etwa zwei Millionen Kunden wechseln in der Hochphase des Wettbewerbs – im Oktober und November – ihren Auto-Versicherer. Und das mit gutem Grund: Eine aktuelle Analyse von Stiftung Warentest hat ein Sparpotenzial von mehreren Hundert Euro pro Jahr aufgedeckt. Den Angaben zufolge zahlte ein 40-jähriger Musterkunde für eine Haftpflicht- ohne Kaskoversicherung beim günstigsten Anbieter fast 700 Euro weniger als beim teuersten. Eine vierköpfige Lehrer-Familie aus Berlin konnte bei Haftpflicht und Vollkaskoversicherung für ihren Nissan Note sogar 980 Euro sparen. Untersucht wurden 160 Tarife von 73 Anbietern. Den komplleten Vergleich gibt es für 2,50 Euro online bei der Stiftung Warentest.

Wie setzt sich der Preis zusammen?

Der Preis einer Versicherung ist an viele persönliche Kriterien gekoppelt: Automodell, Wohnort, Beruf, Fahrleistung, versicherte Nutzer, Voll- oder Teilkasko, Selbstbeteiligung bei Schäden und vieles mehr. Das führt zu einer Vielzahl von Tarifen und macht den Vergleich zur Herkules-Aufgabe. Doch Gründlichkeit zahlt sich aus. Je genauer die Angaben, umso besser können Versicherer Angebote ohne überflüssige, teure Extras kalkulieren.

Was muss ein guter Tarif leisten?

Stiftung Warentest hat Mindestanforderungen definiert: Deckung von Schäden oberhalb des gesetzlichen Mindestwertes von 7,5 Millionen Euro für Personen- und 1,12 Millionen Euro für Sachschäden; Haftung bei Marderbissen und Folgeschäden; Haftung bei einem Unfall mit „Tieren aller Art“ oder „Wirbeltieren“ sowie Ausschluss des Einwandes grober Fahrlässigkeit. Empfehlenswert sei auch ein „Rabattretter“, der vor Hochstufung nach einem Unfall schützt und ein höherer Deckungsschutz für Mietwagen im Ausland.

Wie hat die Stiftung getestet?

Warentest hat Tarife für verheiratete 20-, 40- und 70-Jährige abgefragt, Alleinfahrer mit 15.000 Kilometer Fahrleistung ohne Garage in der Schadensfreiheitsklasse 3. Sie fuhren einen sechs Jahre alten Gebrauchten (Teilkasko, 150 Euro Selbstbeteiligung) oder einen von acht häufig gekauften Neuwagen (Vollkasko, 300 Euro Selbstbeteiligung). Die Tarife deckten die Mindestanforderungen ab. Der Test sagt aus, ob die Tarifpreise im Durchschnitt liegen, günstiger oder teurer sind. Günstige Tarife für 20-Jährige mit Teilkasko boten die Versicherer Allsecur, Baden Badener und Huk24, für 40-Jährige die Direct Line und Baden Badener und für 70-Jährige Baden Badener, Direct Line und Hannoversche an. Haftpflicht mit Vollkasko waren bei Huk24 und Allsecur für 20-Jährige, bei Direct Line und Allsecur für 40- und 70-Jährige günstig (gesamte Tabelle auf test.de, kostenpflichtig).

Was bringen regelmäßige Wechsel?

Selbst Kunden mit gutem Tarif können nach Angaben des Vergleichportals Verivox weiter sparen. So soll die Versicherungsprämie für Neukunden bei einem Wechsel zum 1. Januar in der Haftpflichtversicherung im Schnitt um vier Prozent, bei Neukundentarifen mit Vollkasko um ein Prozent sinken.

Wie kann ich noch sparen?

Tarif-Anpassungen können bares Geld bedeuten. Wer sich zum Beispiel auf die Haftpflicht beschränkt, die nur Schäden des Unfallbeteiligten begleicht – etwa weil das Auto älter geworden ist – zahlt laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft 90 bis 300 Euro weniger. Wer im Vertrag eine Fahrleistung von 15.000 Kilometer angegeben hat, aber nur 5000 Kilometer braucht, kann etwa 20 Prozent sparen. Ähnlich groß ist das Sparpotenzial laut Stiftung Warentest bei der Wahl eines Werkstatttarifs. Bei dem lassen Voll- und Teilkasko-Kunden ihr Auto nach einem Unfall in einer von der Versicherung vorgeschlagenen Werkstatt reparieren. Und sogar das Umstellen der Zahlweise kann sich lohnen: Wer die Versicherung in einem Rutsch zahle, „spart oft fünf Prozent gegenüber vierteljährlicher und drei Prozent gegenüber halbjährlicher Zahlung“, so die Warentester.

Wie kündige ich meine Police?

Kündigen können Kunden zum Ablauf des Versicherungsjahres. Bei den meisten Verträgen ist das der 31. Dezember. Bis zum 30. November muss die schriftliche Kündigung vorliegen. Sie sollte Unterschrift, Vertragsnummer, Autokennzeichen und das Datum der Wirksamkeit enthalten. Ein Sonderkündigungsrecht innerhalb eines Monats besteht, wenn Versicherer höhere Beiträge angekündigt haben.

Wie finde ich einen neuen Tarif?

Vergleichsportale im Internet sind die bequemste Anlaufstelle, um eine günstige Autoversicherung zu suchen. Aber: Ganz so unabhängig, wie sie oft vorgeben, sind die Anbieter nicht. Sie sind Wirtschaftsunternehmen und verdienen beim Wechsel mit, weil die Versicherungsunternehmen Provisionen bezahlen.

Das unabhängige Verbraucherportal Finanztip hat im September 81 Anbieter untersucht und die vier besten anhand von 32 Musterprofilen getestet – Nafi-Auto, Check24, Verivox und Ino24. Weil seit kurzem der Direktversicherer Huk24 nicht mehr auf Vergleichsportalen verfügbar ist, hat Finanztip diesen zusätzlich abgefragt. Ergebnis: „Das beste Vergleichsportal gibt es nicht“, keines habe „zuverlässig stets den günstigsten Tarif“ gefunden. Am besten schnitt Check24 ab, war aber im Schnitt fünf Prozent teurer als der billigste von Finanztip ermittelte Tarif. Nafi-Auto sei acht Prozent teurer gewesen, Verivox zehn. Der Direktversicherer Huk24 habe im Schnitt 15 Prozent mehr gekostet als der billigste Tarif. Finanztip empfiehlt zwei Preisabfragen. Die besten Ergebnisse habe eine Kombination von Check24 mit Huk24 oder Verivox ergeben. Bei der Hälfte der Anfragen fanden die Tester so den günstigsten Tarif.