Volkswagen enthüllt den Beetle II - auf einer Show in China, New York und Berlin. Mit der neuen Form findet das Auto näher zum Original zurück

Er war das Auto des Jahrhunderts und kommt jetzt endlich im neuen Jahrtausend an: Denn am Montag zog VW das Tuch von der nächsten Auflage des Käfers. Das machten die Niedersachsen allerdings nicht daheim in Wolfsburg, weil der Beetle hier allem Charme zum Trotz noch immer den schalen Beigeschmack des Nachkriegskäfers trägt und deshalb eher Nischen- als Erfolgsmodell gewesen ist. Die Enthüllung feierten sie am Vorabend der Automesse in Shanghai. Und weil vor allem die Amerikaner den Beetle ins Herz geschlossen haben, ließ die Neuauflage des Neo-Klassikers fast zeitgleich auch in New York und Berlin die Hüllen fallen.

Was die Volkswagen-Fans dann rund um den Globus zu sehen bekamen, ist mehr als eine Evolution. Vergleicht man den ziemlich ungetarnt erlegten Erlkönigen auf den Fotos der PS-Paparazzi, wird der Beetle in der zweiten Generation vom einem charmanten Spielzeug zu einem liebevollen Auto: Die wie aus drei Halbkreisen zusammengesetzte Karosserie macht Platz für einen neuen Kuppelbau, der hinter einer längeren Haube steil aufragt und nun in einem Schwung bis zur hinteren Stoßstange ausläuft. Mit der neuen Form im kaum veränderten Format findet der Beetle allerdings nicht nur näher zum Original zurück. Er wird endlich auch ein halbwegs praktisch nutzbares Auto, hört man aus Wolfsburg: Der endlos lange Vorbau des Armaturenbretts schrumpft auf ein vernünftiges Maß, die gesamte Kuppel der Kabine rückt ein Stück nach hinten und selbst im Fond soll man jetzt ohne Verrenkungen bequem sitzen können.

Nur beim Kofferraum bleibt alles beim Alten: Statt einer großen, bis in das Dach reichenden Klappe gibt es deshalb wieder nur einen kleinen Deckel. Zwar kommen sich Käfer und Beetle stilistisch jetzt wieder näher. Doch technisch trennen das Original und seinen Urenkel natürlich Welten. Denn auch bei der zweiten Neuauflage ist von luftgekühlten Boxer-Motoren im Heck natürlich keine Rede. Stattdessen stecken vorn unter der Haube dieselben Vierzylinder, die man auch von Golf & Co. kennt. Angekündigt sind Motoren mit 1,6 und 2,0 Liter bei den Dieseln und 1,2 oder 2,0 Liter bei den Benzinern, sodass der neue Beetle wohl von 105 bis 200 PS alles bietet, was man zum Spar- oder Fahrspaß braucht. Dabei sind Start-Stopp-Automatik und Rekuperationsbremse ebenso gesetzt wie das Doppelkupplungsgetriebe. Und auch die üblichen Assistenzsysteme aus dem Golf dürften sich an Bord des Beetle wiederfinden: Einparkhilfe, Totwinkel-Kontrolle, ESP mit Notbremshelfer und aktive Scheinwerfer. Beim Infotainment könnte VW sogar ein bisschen Nachlegen: Immerhin gilt der Beetle als Kult der Generation Facebook und sollte deshalb leichter ins Internet und die sozialen Netzwerke kommen als der Golf.

Gebaut wird der Beetle II genau wie die erste Reinkarnation des Käfers wieder im mexikanischen Puebla. Die Umstellung der Fabrik hat bereits begonnen, und der Verkauf in Deutschland soll im Herbst starten. Für Preise ist es noch ein bisschen früh. Doch viel Luft ist in diesem Segment nicht drin. Deshalb liefert der Vorgänger mit seinen zuletzt gut 18 000 Euro vermutlich eine ganz vernünftige Richtschur. Beim kuppelförmigen Zweitürer soll es allerdings nicht bleiben: Obwohl VW mit dem Eos und dem Comeback des offenen Golf bereits zwei Cabrios in der Kompaktklasse hat, gibt es nächstes Jahr auch wieder eine offene Käfer-Version.

Dass sich der Wagen in Deutschland über die Jahre lange nicht so erfolgreich verkaufte wie Retro-Modelle vom Schlage eines Mini oder eines Fiat 500, mag am Stolz der Niedersachsen kratzen. Doch solange Chinesen und Amerikaner verrückt sind nach der modernen Knutschkugel, dürfte das für die Bilanzen keine Rolle spielen.