Die Brennstoffzelle passt auch in einen Mittelklassewagen. Die Herstellung von Wasserstoff ist jedoch noch zu aufwendig

In einer Mercedes B-Klasse fährt sie gerade einmal um die Welt, durch Berlin rollt sie in Testfahrzeugen von Volkswagen und Chevrolet: Die Rede ist von der Brennstoffzelle. Jenem alternativen Autoantrieb, der Wasserstoff in Strom für Elektromotoren umwandelt und dabei als einziges Abgas kleine Wölkchen Wasserdampf ausstößt. Doch noch immer ist diese Technik Zukunftsmusik. "Die Chancen auf einen baldigen Serienstart sind gering", heißt es beim ökologisch orientierten Verkehrsclub Deutschland (VCD). Als Gründe dafür nennt Gerd Lottsiepen, Verkehrspolitischer Sprecher des VCD, die mangelnde Infrastruktur an Tankstellen und die Frage der Produktion.

Denn für die Herstellung von Wasserstoff ist sehr viel Energie nötig. Immerhin haben die Autohersteller nach mehr als zwei Jahrzehnten Forschungsarbeit jetzt offenbar die Antriebstechnologie im Griff: Die Brennstoffzelle selbst, die bei der sogenannten kalten Verbrennung Wasserstoff durch Membranen leitet, in denen dann Strom und Wasserdampf entstehen, passt in einen Mittelklassewagen. Die Fahrleistungen entsprechen den Herstellern zufolge nahezu denen von konventionell angetriebenen Autos, die Reichweite liegt bei vielen Hundert Kilometern.

Der Aktionsradius ist meist doppelt so groß wie beim Elektroauto

Angesichts dieser Entwicklung werden die Autohersteller zusehends optimistischer und konkreter: "Spätestens 2015 haben wir die ersten Fahrzeuge mit Brennstoffzelle", hatte Toyota-Chef Akio Toyoda unlängst angekündigt. Größter Vorteil im Vergleich zu einem batteriebetriebenen Elektroauto ist neben dem meist doppelt so großen Aktionsradius der kurze Tankstopp: "Reichweiten von mehr als 400 Kilometern sind kein Problem. Anschließend müssen sie nur für ein paar Minuten an eine Wasserstoff-Zapfsäule", sagt Honda-Experte Thomas Brachmann.

Es gibt aber kaum Tankstellen. In Deutschland stehen weniger als ein Dutzend öffentliche Zapfsäulen für das Gas. Besserung wurde durch die Politik zwar immer wieder versprochen, ist aber noch nicht in Sicht. So hatte der damalige Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) 2009 als Ziel den "Aufbau einer möglichst flächendeckenden Versorgung mit Wasserstoff in Deutschland" angekündigt, "um 2015 die serienmäßige Einführung von Brennstoffzellenfahrzeugen zu ermöglichen".

Viele neue Tankstellen sind seitdem aber nicht hinzugekommen. Stattdessen richten Politik und Industrie ihr Interesse verstärkt auf Elektrofahrzeuge. Das ist in den Augen von VCD-Sprecher Lottsiepen womöglich auch die vernünftigere Alternative: "Denn die Herstellung von Wasserstoff ist bislang so energieaufwendig, dass man den Strom besser gleich in den Akku packt, statt ihn für die Treibstoffproduktion zu verwenden."

Dennoch räumt Lottsiepen der Technik gewisse Erfolgsaussichten ein: "Zum Beispiel in Lkw und Bussen, wo die Batterie viel zu groß, zu schwer und zu teuer wäre." Allerdings hängt der Erfolg für ihn noch an einem weiteren entscheidenden Faktor: dem Ölpreis. Solange konventionelle Kraftstoffe noch immer vergleichsweise billig seien, habe diese Alternative keine Chance.