Offene Autos werden hierzulande immer beliebter. Zur jetzt beginnenden Cabrio-Saison bieten die Hersteller zahlreiche neue Modelle an

Ein Lüftchen um die Nase und das Lenkrad im Griff der Sonne entgegen - das offene Fahrgefühl wird beliebter in Deutschland. Jahr für Jahr werden hierzulande mehr und mehr Cabrios und Roadster gekauft - obwohl sie gegenüber geschlossenen Varianten teurer sind und weniger Platz bieten. Der Bestand offener Fahrzeuge ist laut Kraftfahrtbundesamt 2010 um 4,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen und liegt nun bei 1,7 Millionen. Zur jetzt beginnenden Saison haben sich die Hersteller mit neuen Frischluft-Autos in Stellung gebracht.

Dabei ist die Vielfalt an offenen Autos schon jetzt recht unübersichtlich. "Derzeit führt unsere Statistik mit allen Motor- und Modellvarianten insgesamt 334 verschiedene Cabrios und Roadster in den Preislisten für Deutschland", sagt Experte Nick Margetts. "Das sind immerhin gut fünf Prozent des deutschen Fahrzeugangebots."

Für BMW ist der neue 6er in der offenen Version sogar so wichtig, dass man die übliche Reihenfolge bei der Modellplanung umstellt. Denn bisher brachte der Münchener Hersteller noch immer das Coupé vor dem Cabrio. Doch beim jetzt anstehenden Generationenwechsel läuft es andersherum. Man wolle gleich zum Beginn der Open-Air-Saison an den Start gehen, sagt BMW-Entwickler Markus Braunsberger. Ende März kommt der Viersitzer mit dem charakteristischen Finnenverdeck aus Stoff zu Preisen ab 83 300 Euro in den Handel. Gestartet wird mit nur zwei Motoren: einem 320 PS starken Sechszylinder sowie einem V8-Aggregat, das es auf 407 PS bringt.

Den Saisonstart verpassen möchte auch Mercedes nicht. In Kürze rollt der Roadster SLK in dritter Generation zu den Händlern. Der Wagen mit dem versenkbaren Stahldach kostet mindestens 38 675 Euro und orientiert sich stilistisch stark am Stuttgarter Flügeltürer SLS. Baureihenchef Jörg Weissinger gibt die Strategie vor: "Wir wollen mit mehr Emotionen und mehr Effizienz punkten." Die Ingenieure haben ein agileres Fahrwerk entwickelt und sparsamere Motoren eingebaut. Der Verbrauch der drei Benziner mit 184 bis 306 PS geht auch dank Start-Stopp-Funktion und Siebenstufenautomatik zurück. Bestenfalls um beträchtliche 25 Prozent - trotz gestiegener Leistung. Geduld muss indes aufbringen, wer auf den SLS Roadster wartet. Die Open-Air-Version des Flügeltürers soll erst im September auf der Frankfurter IAA ihre Weltpremiere feiern und 2012 auf den Markt kommen.

Warten war bisher auch das Motto für VW-Kunden, die dem Comeback des offenen Golf (ab 23 695 Euro) entgegenfieberten. Doch jetzt ist es so weit: Nach fast einem Jahrzehnt Pause hat VW in dieser Woche bei Karmann in Osnabrück die Produktion gestartet. Die Neuauflage des lange Jahre meistverkauften Cabrios der Republik trägt auch künftig ein klassisches Stoffverdeck, kommt aber ohne einen Überrollbügel aus, der dem Wagen früher den Spitznamen "Erdbeerkörbchen" bescherte. Als offene Alternative aus Wolfsburg dient der Eos, der in überarbeiteter Version seit Kurzem bei den Händlern steht. Er trägt eine neu gestaltete Frontpartie, hat eine ausgedünnte Motorpalette von 122 bis 200 PS und kostet mindestens 27 975 Euro. Und VW plant mehr: Von der noch in diesem Jahr erwarteten nächsten Beetle-Generation wird es wieder eine offene Variante geben, wie aus Unternehmenskreisen zu erfahren ist. Zudem arbeitet Wolfsburg an einem handlichen Sportwagen mit Mittelmotor.

Apropos Sport: Je stärker und schneller ein Modell, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit für eine offene Variante. So kommen demnächst auch einige offene Sportwagen in den Verkauf. Den US-Import Chevrolet Camaro soll es noch im Herbst auch als Cabrio geben, Ferrari plant einen Spider zum F458 Italia. Und wenn zum Jahreswechsel der nächste Porsche 911 an den Start geht, ist die Cabrioversion nur eine Frage der Zeit. Als eher ungewöhnlich gelten Ideen, wie sie etwa die BMW-Tochter Mini verfolgt. In München bestätigt man, dass nächstes Jahr ein Roadster debütiert - es wäre eines der kleinsten Frischluftautos der Republik.

Für 2011 noch immer nicht genug? Dann bringt vielleicht 2012 mehr Auswahl für die Cabrio-Fans - zum Beispiel den nächsten Mercedes SL oder einen Audi A1 mit Faltdach. Denn die Zukunft für Autos mit freiem Blick zum Himmel ist wie immer - offen!