Der neue allradgetriebene Sportwagen FF bietet vier Sitzplätze und 450 Liter Gepäckraum. Nicht Evolution, sondern Revolution sei das Motto.

Was die Italiener jetzt auf dem Genfer Salon enthüllen, wird manchem Ferraristi die Sprache verschlagen: Der Supersportwagen FF geht nämlich beinahe auch als Familienkutsche durch. Altmeister Pininfarina hat einen Wagen entworfen, der seinen Platz zwischen Kombi und Coupé erst noch finden muss. Immerhin bietet er mit vier angeblich vollwertigen Sitzen und 450 Liter Stauraum, einer umklappbaren Rückbank und dann stolzen 800 Litern Fassungsvermögen mehr Alltagsnutzen als etwa ein Porsche 911. Und direkte Konkurrenten wie den Bentley Continental GT oder den Aston Martin Rapide sticht er ohnehin aus. Das bringen die Italiener bereits im Namen zum Ausdruck: FF steht auf dem Kennzeichen und meint "Ferrari Four" - also einen buchstäblich flotten Vierer.

Der Hersteller selbst spricht angesichts des 4,91 Meter langen Zweitürers von einem "konsequenten Bruch mit der Vergangenheit". Nicht Evolution, sondern Revolution sei das Motto, wenn der Wagen in diesem Sommer an den Start gehe.

Dabei hat man bei der Scuderia die alten Tugenden nicht vergessen. Der FF ist nicht nur der geräumigste, sondern auch der stärkste Viersitzer in der Firmengeschichte. Dafür sorgt ein weiterentwickelter V12-Motor mit 6,3 Liter Hubraum und 660 PS. Nur 3,7 Sekunden dauert der Spurt auf Tempo 100, und wer's wirklich eilig hat, schafft 335 km/h Höchstgeschwindigkeit.

Ferrari Four heißt der Wagen allerdings nicht nur wegen seiner vier Sitzplätze. Denn man feiert gleich noch eine weitere Technikpremiere und montiert erstmals in einem Sportwagen einen Allradantrieb. Der ist, so wird stolz vermeldet, besonders variabel und vor allem sehr leicht und leistet so seinen Beitrag zum überraschend niedrigen Gewicht: Nur 1,7 Tonnen bringt der FF auf die Waage. Das macht den Ferrari nicht nur spurtstark, sondern zusammen mit der optionalen Start-Stopp-Automatik auch vergleichsweise sparsam. Natürlich ist ein Normverbrauch von 15,7 Litern alles andere als zeitgemäß. Doch stand der Vorgänger 612 Scaglietti immerhin noch mit fünf Litern mehr in der Liste.

Wer sich einen Ferrari leisten kann, wird sich darum aber ebenso wenig scheren wie um den Preis. Ob der FF nun knapp 270 000 Euro kostet oder mit dem Allradantrieb glatt über die 300 000er-Marke klettert, darf reiche Raser nicht stören. Denn die Erfahrung lehrt, dass schnelle Autos auch schnelle Entscheidungen verlangen. Wer bei Ferrari nicht sofort und am besten blind bestellt, muss in der Regel lange, sehr lange auf sein neues Auto warten.