Vor 50 Jahren erlebte der Jaguar E-Type seine Weltpremiere auf dem Genfer Autosalon. Heute steht er im Museum of Modern Art in New York.

Es war ein PR-Coup erster Güte: Mit quietschenden Reifen und heißem Motor kam Norman Dewis am 15. März 1961 gerade noch rechtzeitig in Genf an. Wichtiger als der britische Testfahrer war allerdings sein Auto. Denn der Wagen, mit dem der Jaguar-Werkspilot aus Coventry durch die Nacht in die Schweiz gejagt war, wurde - frisch aufpoliert und hübsch im Scheinwerferlicht inszeniert - zum Star des Autosalons. Und danach zu einer Ikone unter den Sportwagen. Vor genau 50 Jahren debütierte der Jaguar E-Type in Genf.

Was aussah wie eine Premiere auf den letzten Drücker, war von langer Hand geplant. Denn schon im Dezember 1956 gab Firmenchef Sir William Lyons seinem Designer Malcolm Sayer den Auftrag für einen Nachfolger des alternden XK. Im Jahr darauf begannen die Testfahrten, und bereits 1958 kristallisierte sich die endgültige Form heraus. Um die geplanten 1000 Autos verkaufen zu können, wurde die Neugier schon im Sommer vor der Premiere mit gezielten Indiskretionen angestachelt.

Der Plan der Briten ging auf: Die Reaktionen auf den 4,46 Meter langen, aber nur 1,22 Meter flachen Sportwagen mit der schier endlos langen Motorhaube, den breit ausgestellten Kotflügeln und der knackigen Kehrseite waren so überwältigend, dass 1000 Exemplare bei Weitem nicht reichten. Selbst Konkurrenten wie Enzo Ferrari lobten die Ikone von der Insel öffentlich als "schönstes Auto der Welt". Bis der E-Type 14 Jahre nach seinem Einstand der Ölkrise zum Opfer fiel, liefen insgesamt 72 529 Fahrzeuge vom Band.

Seitdem steht der Klassiker nicht nur in vielen privaten Sammlungen, ist Stammgast bei Klassik-Rennen und Traum vieler Sonntagsfahrer. Als eines von ganz wenigen Fahrzeugen hat er sogar einen Platz im Museum of Modern Art in New York. Der Erfolg des E-Type fußt nicht allein auf dem verführerischen Design, sondern auch auf seinem Preis. Das Coupé kostete in Deutschland anfangs 26 000 Mark, der Roadster war 1000 Mark günstiger. Damals viel Geld für einen knappen Zweisitzer, aber gemessen an Konkurrenten wie dem Ferrari 250 GT oder dem Aston Martin DB4 keineswegs überteuert.

Da nahmen die Kunden gerne auch ein paar Mängel bei Verarbeitung und Zuverlässigkeit in Kauf. Der E-Type startete in England mit einem 3,8-Liter-Sechszylinder, der 269 PS leistete und den Wagen auf bis zu 240 km/h beschleunigte. Bei dem über die Jahre ständig größer und stärker gewordenen Sechszylinder ist es nicht geblieben: Seit 1971 gab es den E-Type sogar als V12-Modell mit 5,3 Litern Hubraum und bis zu 315 PS. In den Augen vieler Fans hat ihm dieser Wandel vom Sportwagen zum Cruiser für den Boulevard allerdings nicht gutgetan. Trotzdem steht der E-Type, der vor allem für die US-Kundschaft sogar als 23 Zentimeter längeres Familien-Coupé mit zweiter Sitzbank aufgelegt wurde, bei Liebhabern der Marke hoch im Kurs.

"Er ist eine Ikone und vielleicht der berühmteste Jaguar aller Zeiten", sagt Helga Neuhäuser aus Reichersbeuern. Sie pflegt das E-Type-Register der deutschen Jaguar Association und führt allein in ihrer Kartei rund 400 Fahrzeuge heimischer Sammler. Und ständig werden es mehr. Denn für seinen guten Ruf ist der eilige Engländer ein vergleichsweise günstiger Klassiker, sagt die Expertin: "Wer auch mit weniger beliebten Jahrgängen vorlieb nimmt und ein paar Schönheitsmakel akzeptiert, findet schon für 20 000 bis 30 000 Euro ein passendes Auto." Sehr gut erhaltene Exemplare aus der ersten Serie werden für rund 50 000 Euro gehandelt. Selbst die bei Sammlern begehrten ersten und letzten produzierten E-Types wechseln nur selten für deutlich mehr als 60 000 Euro den Besitzer, sagt Neuhäuser. Gemessen an einem alten Flügeltürer von Mercedes oder den Ferraris jener Zeit ist das ein echtes Schnäppchen.

Wer vergeblich nach einem Original-E-Type sucht, kann sich vielleicht bald mit einem Nachbau trösten. Zwei Designer aus Schweden und der Schweiz planen eine Neuauflage der Sportwagenlegende. Die darf aber nicht Jaguar heißen, sondern trägt den Namen Growler E 2011 und soll bis Mitte nächsten Jahres komplett in Handarbeit entstehen. Pro Jahr wird maximal ein halbes Dutzend Exemplare auf die Räder gestellt. Das treibt den Preis in die Höhe: zwischen 750 000 und einer Million Euro sind angepeilt.