Die Rennwagenschmiede McLaren bringt im kommenden Jahr den MP4-12C auf den Markt. Ein Vertriebsstützpunkt wird Hamburg sein.

Hamburg. Das Warten hat bald ein Ende. Aus den Glashallen der Motorsportexperten von McLaren rollt 2011 ein neues Auto auf Deutschlands Straßen: der McLaren MP4-12C. Eine Superflunder von Formel-1-Fans für Formel-1-Fans. Am Freitag wurde der Bolide, der neben Hamburg in nur drei weiteren Städten in Deutschland verkauft wird, schon einmal Interessenten vorgestellt.

Ferrari, Porsche, Lamborghini und Co. dürfen einen ernst zu nehmenden Konkurrenten erwarten. Denn mit 600 PS und einiger Formel-1-Technik setzt das Nesthäkchen der Branche durchaus Maßstäbe. "Was wir bieten, findet sich sonst erst in einem Preissegment ab einer halben Million Euro", sagt Kai Rodovsky, der den Verkauf in Hamburg übernehmen wird - und das, obwohl er den Wagen selber noch gar nicht gefahren ist. Seit zwölf Jahren verkauft der Hamburger schon Supersportwagen. Und ist sich sicher: "Dieser Brite ist genau das Richtige für Hamburg. Ein Luxusauto, mit dem man auch gerne ins Büro fährt, das auf Understatement setzt und nicht so protzt wie Italiener."

Superlative verspricht Antony Sheriff, Geschäftsführer von McLaren Automotive: "In seinem Segment ist der 12C mit 600 PS und einer Spitzengeschwindigkeit von 320 km/h der Schnellste, mit einem Gewicht von unter 1300 Kilo der Leichteste und bezogen auf die Leistung das Fahrzeug der mit dem geringsten CO2-Ausstoß: 300 Gramm pro Kilometer." Dabei spielen zwei Elemente eine Schlüsselrolle: Gewicht und Aerodynamik. Fünf Jahre arbeitete ein knapp 100 Köpfe starkes Ingenieursteam an dem 12C. Knapp ein Viertel davon kam direkt aus der Formel 1. Alle Teile - vom Motor bis zu den maßgeschneiderten Schaltern und Knöpfen - wurden komplett von McLaren neu entwickelt. Nichts stammt aus dem Teilsortiment eines anderen Herstellers. Chefdesigner Frank Stephenson: "Ich dachte, ich wäre bei Ferrari im Auto-Himmel angekommen. Aber hier bei McLaren konnte ich ein weißes Blatt Papier beschreiben."

Die Form folgt der Funktion. "Bei McLaren arbeiten Chefdesigner und Ingenieure von Anfang an zusammen. Wir sind ein kleines Team", sagt Stephenson, der bereits bei der Entwicklung von Mini, Fiat 500 und Boliden wie Ferrari 430 und Maserati Quattroporte mitwirkte "Während am Mini bei BMW 70 Designer mitredeten, arbeiten wir hier zu dritt." Schnickschnack sucht man vergebens. Abgesehen von den Flügeltüren, aber auch die haben ihren Grund. Stephenson: "Sie sparen Platz und sind aerodynamischer als herkömmliche Türen."

Das Herzstück des C12 befindet sich hinter den Sitzen und für jedermann sichtbar unter einer Glasscheibe: der Twin-Turbo V8-Motor mit 3,8 Liter Hubraum. Trotz einer Maximaldrehzahl von 8500 Umdrehungen pro Minute sollen gut 80 Prozent des maximalen Drehmoments bereits ab 2000 Umdrehungen anliegen. Seine Kraft überträgt der V8-Mittelmotor über ein automatisiertes Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe mit verschiedenen Fahrprogrammen auf die Hinterachse. Die Gangwechsel erfolgen per Lenkradwippe. Ein hydraulisches Fahrwerk begrenzt in schnellen und engen Kurven die Seitenneigung des Zweisitzers, und der ausfahrbare Heckspoiler sorgt für reichlich Abtrieb und Stabilität in oberen Geschwindigkeitsbereichen sowie beim Bremsen.

Tausend Fahrzeuge sollen in der von Norman Foster für 40 Millionen Euro neu gebauten Manufaktur in Woking pro Jahr hergestellt werden. "Wir planen noch weitere Modelle, langfristig sollen 4000 Hochleistungssportwagen pro Jahr verkauft werden. Das sind drei bis vier Prozent des weltweiten Umsatzes in diesem Segment", verrät Sheriff. Und ist verdammt dicht dran an Ferrari, die für ihre Autos gut 6000 Kunden pro Jahr finden. 400 bis 500 Auto sollen jedes Jahr nach Europa gehen, davon 70 Prozent nach Deutschland und Großbritannien. Schon jetzt haben die Briten 2800 Kaufabsichten. Und auch in Hamburg meldeten sich 350 Interessenten (Rodovsky: "Das Who-is-Who aus Hamburg") zu den beiden Präsentationsterminen an.

Bereits 1994, als die Briten mit dem McLaren F1 das erste Mal in den Sportwagenbereich vorpreschten, ging ein Ruck durch die Branche. Mit einer Spitzengeschwindigkeit von 391 km/h galt der Luxusflitzer als schnellstes Straßenfahrzeug der Welt. Doch wegen des hohen Preises von rund 1,5 Millionen Mark wanderten die meisten F1 in die Garagen irgendwelcher Ölscheichs. Ähnlich war es beim Mercedes-Benz SLR McLaren . So teuer wird der neue 12C aber nicht werden: Rund 200 000 Euro soll das Auto kosten.