Von Coupé-Studien bis zu PS-starken Sportwagen: Auf der Messe “Auto China“ stehen Neuheiten aus Europa besonders hoch im Kurs.

Autokäufer in China verlangen nach Leistung und Luxus in allen Klassen. Modelle europäischer Fahrzeughersteller sind im Reich der Mitte begehrt, besonders hoch im Kurs stehen dort Autos aus Deutschland. Kein Wunder also, dass Hersteller wie Audi, BMW oder Mercedes derzeit auf der "Auto China" in Peking überwiegend Studien und Serienwagen für Kunden mit gehobenen Ansprüchen ausstellen.

Zu den wichtigsten Messeneuheiten aus deutscher Produktion zählt das Mercedes Concept Style Coupé. "Damit geben wir den Ton für sportliche Modelle in der Mittelklasse vor", erläutert Daimler-Chef Dieter Zetsche bei der Präsentation des dynamisch gezeichneten Viertürers. Der Concept Style erinnert stark an das seit Jahren erfolgreiche Mercedes-Modell CLS.

Die Technik stammt aber aus der A-Klasse. Die viertürige Stufenhecklimousine mit Coupé-Silhouette bleibt mit 4,64 Metern knapp 30 Zentimeter kürzer als der CLS. Unter der Haube stecken stramme 211 PS. Weil damit die Vorderräder beim Beschleunigen rasch überfordert sind, spendierten die Schwaben dem Wagen den Allradantrieb 4Matic. Der sportliche Baby-Benz gilt offiziell noch als Studie, wird aber schon im nächsten Jahr in Serie gehen - mit nur minimalen Änderungen.

Sportbetont und seriennah sind auch die Neuheiten aus dem VW-Konzern. Was in der Volkswagen-Messehalle als Showcar E-Bugster steht, wird ohne Elektroantrieb, aber mit Rückbank binnen Jahresfrist zum Beetle Cabrio, bestätigt ein VW-Sprecher. Auch auf den kürzlich aufgefrischten Seat Ibiza in der 180 PS starken Sportversion Cupra müssen Kunden nicht mehr lange warten. Und die tschechische Tochter Skoda feiert mittlerweile bereits ihr fünfjähriges Produktionsjubiläum in Fernost. "Der chinesische Markt wird immer wichtiger für uns", betont Winfried Vahland. Im Gepäck hat Skodas Vorstandschef die Studie "Mission L", hinter der sich die neue Mittelklasse-Limousine Rapid verbirgt. Das Modell wurde vor allem im Innenraum auf die Wünsche der chinesischen Kunden zugeschnitten und soll ab 2013 bei VW Shanghai gebaut werden.

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Eine wichtige Rolle spielt auf der Pekinger Automesse das Thema Geländewagen - und zwar in allen Klassen. Bei Lamborghini feiert der kantige Urus Premiere, mit dem die italienische Sportwagenmarke in drei bis vier Jahren ihre Modellpalette erweitern will. "Wenn wir das Auto bauen, dann wird es das sportlichste und extremste seiner Art", kündigte Firmenchef Stephan Winkelmann an und stellte für eine Serienfassung 600 PS und Preise auf dem Niveau des Sportwagens Gallardo (rund 160 000 Euro) in Aussicht.

Bereits 2013 soll der Audi RS Q3 für mehr als 50 000 Euro auf den Markt kommen. Für den Messeauftritt wurde das SUV mit einem 360-PS-Fünfzylinder bestückt. Auf 612 PS kommt die frisch überarbeitete und vom Mercedes-Werkstuner AMG scharf gemachte G-Klasse. Erstmals gibt es den seit 33 Jahren gebauten Offroad-Klassiker mit einem V12-Motor - damit ist er der stärkste in Deutschland erhältliche SUV. Der kleinere G 63 AMG mit V8-Benziner kommt immerhin auf 544 PS.

Zwischen all den hochgezüchteten Sportautos finden sich aber auch Modelle, bei denen die Spritspartechnik im Vordergrund steht. Als Chauffeur-Auto für Führungskräfte in China präsentiert Audi einen gestreckten A6 mit Plug-in-Hybridantrieb. Mit maximal 60 km/h soll die Limousine bis zu 80 Kilometer weit elektrisch fahren können, bevor der 211-PS-Benziner anspringt. BMW stellt seinen geplanten Plug-in-Hybridsportwagen i8 zum ersten Mal als Spyder aus. Diese Studie sei nicht als Versprechen für eine offene Version zu verstehen, betonte Designer Benoit Jacob. Sie soll zeigen, wie weit die Serienentwicklung des Hybriden gediehen ist: Der i8 Spyder gibt den Blick auf viele Details im Innenraum frei.

Neben deutschen Autobauern nutzen weitere Hersteller aus Europa die Auto China als große Bühne, allen voran die Franzosen. Am Stand von Citroën debütiert die Studie Numéro 9, die als Vorbote eines neuen Flaggschiffs der Marke gilt. "Ganz so extrem wie diese rund fünf Meter lange Mischung aus Coupé, Kombi und Limousine werden wir das Auto nicht umsetzen", räumte Designer Carlo Bonzanigo ein. "Aber es ist der Beweis, dass wir ein Modell über dem DS5 in Arbeit haben."

Aus Japan warten Honda und Toyota in Peking mit spannenden Studien für den chinesischen Markt auf. Honda präsentiert eine protzige Limousine im Format des Accord und einen sportlichen Van. Bei Toyota dreht sich alles um ein futuristisches Hybrid-Coupé und einen Kleinwagen, der pfiffiger und frischer aussieht als der aktuelle Yaris.

Die Neuheiten chinesischer Autobauer haben für Messebesucher aus Europa in erster Linie einen hohen Unterhaltungswert, insbesondere die schillernden Showcars und kuriosen Modellkopien. Dazwischen tauchen immer wieder ernst zu nehmende Eigenentwicklungen auf. Doch selbst wenn es an den Ständen von Herstellern wie Chery, Geely oder Build Your Dream (BYD) mittlerweile sogar englischsprachiges Personal gibt, ist von internationalen Ambitionen bislang wenig zu spüren. Welchen Manager man auch fragt, in der Regel bekommt man immer dieselbe Antwort: "Wir haben in China noch genug zu tun, bevor wir an den Export von Fahrzeugen denken."