Unter dem Namen Twizy bietet Renault eine Mischung aus Motorroller und Kleinstwagen an. Zielgruppe: junge Stadtmenschen.

Der Renault Twizy ist eine kleine Revolution auf Rädern. Er sichert einen größeren Aufmerksamkeitswert als jeder degoutant röhrende Lamborghini mit zehn oder zwölf Zylindern. Selten haben wir auf einer ersten Testfahrt so viele freundliche Blicke auf uns gezogen, nie ist häufiger mit dem Finger auf uns gezeigt worden - und dies mit Gesten der Anerkennung und Zustimmung. "Der Twizy soll ultimativer City-Flitzer werden, junge Stadtmenschen ansprechen als Fun- und Lifestyle-Objekt, cool und trendy", sagt Clarice di Bernardi, Marken-Managerin für die Renault-Elektrofahrzeuge (Z.E.). Um dies zu erreichen, hat Renault bei der Konzeption so ziemlich jeden konventionellen Ansatz über Bord geworfen. Die grundsätzlichen Überlegungen reduziert der Technische Direktor Pierre-Henri Robert auf eine einfache Formel: "Wie transportieren wir zwei Personen umweltfreundlich auf minimaler Verkehrsfläche?"

Herausgekommen ist ein luftiges Elektrogefährt, das mit 2,33 Metern 17 Zentimeter kürzer ist als der erste Smart und mit 1,19 Metern Breite gleich 32 Zentimeter schmaler. Locker lässt sich der Twizy fast auf der Stelle drehen. Der Wendekreis von nur 6,40 Metern (Smart: 8,80 Meter) markiert einen absoluten Bestwert. Für den E-Renault ist damit keine Altstadt zu eng, kein Parkplatz zu kurz. Notfalls darf er quer parken. Dann passen drei seiner Sorte in eine Parkbucht. Fahrer und Beifahrer sitzen im Twizy nicht neben-, sondern wie auf einem Motorroller hintereinander. Türen, besser gesagt: halbe Türen gibt es gegen Aufpreis (590 Euro). Sie sollen vor Spritzwasser schützen.

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Nun muss sich Renault die Frage gefallen lassen, warum der Twizy nicht gleich mit vollwertigen Türen inklusive Verglasung ausgestattet wird? "Das würde den Charakter wesentlich beeinflussen - negativ", sagt Pierre-Henri Robert, "zudem müssten wir dann auf das Flügeltüren-Prinzip verzichten und eine Klimatisierung einbauen." Zumindest an sommerlichen Tagen zeigt sich der Twizy von seiner besten Seite und gleicht dann eher einem Spaßmobil für die Strandpromenade als einem rein pragmatisch orientierten Stadtfahrzeug.

Auch beim Höchsttempo 80 weht nur ein laues Lüftchen durchs Cockpit. Die viel größere Überraschung ist das Fahren selbst: keine Spur von Unsicherheit oder Kippneigung. Kurven durcheilt der kleine Franzose in sportlicher Manier, die Lenkung ist angenehm direkt. Würde der Fahrer nicht relativ hoch sitzen, käme ein Gokart-Gefühl auf - was nicht verwundert: Das Fahrwerk hat maßgeblich die Renault Motorsportabteilung konstruiert. Störend ist bei höherer Geschwindigkeit nur das singende Antriebsgeräusch, es gleicht dem Klang von Straßenbahnen.

Der deutsche Gesetzgeber ordnet Renaults neues Lifestyle-Gefährt den sogenannten Quads zu, vierrädrige Leichtkraftwagen, die es auch als offene Variante mit Motorradlenker gibt. Im Bestfall wiegt der Twizy ohne Batterie unter 350 Kilogramm. Dann gilt er behördlich als L6e, braucht lediglich das kleine Versicherungskennzeichen und darf von 16-Jährigen mit dem Führerschein S gefahren werden. Spaßbremse sind hier nur die fünf PS sowie die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h. Dennoch dürften besorgte Eltern aufatmen. Der Nachwuchs ist deutlich sicherer unterwegs als auf jedem Motorroller. Airbag, Gurte und Kopfstützen sind an Bord und ebenso Scheibenbremsen an beiden Achsen. Die stabile Rahmenstruktur ist Crash-getestet.

Ab 18 Jahre und Führerschein B darf man den Twizy der Kategorie L7e fahren. Hier sorgen 18 PS und eine Spitze von 80 km/h für flottes Vorankommen. In beiden Versionen steckt der gleiche Lithium-Ionen-Akku, und der ermöglicht eine maximale Reichweite von 100 bis 120 Kilometern. Danach kann der Twizy an einer normalen Haushaltssteckdose innerhalb von 3,5 Stunden wieder aufgeladen werden - für etwa 1,50 Euro.

6990 Euro kostet die Basisversion, für die Variante mit 18 PS sind 7690 Euro zu bezahlen. Der Twizy kann bei jedem Renault-Händler gekauft oder geleast werden. Zusätzlich aber muss der Kunde einen Leihvertrag für die Batterie unterzeichnen. Der Akku bleibt im Besitz der Renault-Bank. Die monatliche Rate hierfür beträgt im günstigsten Fall 50 Euro.

Wie viele Twizy in Deutschland ab 21. April verkauft werden können, wagt Renault derzeit nicht in Stückzahlen zu konkretisieren. Zu unsicher ist dieses Fahrzeugsegment. Ein paar Tausend aber dürften es werden - vorausgesetzt, die Kunden sind so mutig wie der Hersteller.