Wenn Kia am 1. Juni den neuen Cee'd an den Start bringt, wollen sich die Koreaner mit den Besten messen. Basispreis unter 14 000 Euro angepeilt.

Als die erste Generation kam, hießen die Gegner noch Toyota Auris, Peugeot 308 oder Fiat Bravo. Doch wenn Kia am 1. Juni den neuen Cee'd an den Start bringt, wollen sich die Koreaner mit den Besten messen: "Dieses Auto markiert für uns den Aufstieg in die erste Liga", rückt Europachef Brandon Yea den Kompakten auf ein Niveau mit dem Klassenprimus VW Golf und Wettbewerbern wie Ford Focus oder Opel Astra. Zwar weiß auch der Koreaner, dass es bis zu 500 000 Zulassungen im Jahr noch ein weiter Weg ist, und er wäre schon mit 130 000 Verkäufen zufrieden. "Doch die Zeiten, in denen wir uns verstecken mussten, sind mit diesem Auto endgültig vorbei."

Wer daran zweifelt, muss sich nur einmal hinters Lenkrad setzen: Nicht nur, dass der Cee'd mehr Platz bietet als die meisten Konkurrenten. Er hat auch das noblere Ambiente. Klavierlack, Lederbesatz und Zierleisten aus Metall, wohin man schaut - und überall, wo man den Kia anfasst, fühlt er sich gut an. Absolutes Highlight ist aber das Display, das in den gehobenen Versionen sogar den Tacho ersetzt. So brillant, wie die Grafiken hier über den Bildschirm flimmern, kennt man das sonst nur vom Smartphone. Das Cockpit des Golf wirkt dagegen fast wie eine Rückkehr in die Zeiten des Commodore C64.

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Dazu prunkt Kia mit jeder Menge neuer Ausstattungsmerkmale. Zwar muss man dafür in der Regel mindestens in eine gehobene Variante wechseln oder meist sogar ein paar Pakete dazubuchen. Denn wie bei VW & Co. ist auch bei den Koreanern nach sechs Airbags, Klimaanlage und Zentralverriegelung Schluss mit der Grundausstattung. Doch zum ersten Mal bieten sie zumindest gegen Aufpreis Extras wie einen Spurhalte- und Spurwechselassistenten an, beheizen das Lenkrad, ersetzen die Handbremse durch einen Druckknopf und bauen eine Servolenkung ein, die man in drei Stufen mal sportlicher und mal komfortabler einstellen kann.

Zum Start gibt es je zwei Benziner und Diesel, die allerdings nur ein Spektrum von 90 bis 135 PS abdecken. Wer aufs Geld schaut oder einfach nur von A nach B kommen möchte, dem fehlt eine schwächere Leistungsstufe. Und wer es mal ein bisschen sportlicher angehen lässt, der sehnt sich nach einem Äquivalent zum GTI. Es müssen ja nicht gleich dessen 235 PS sein, aber ein bisschen mehr Leistung wäre nicht schlecht. Nicht dass zum Beispiel der im Cee'd neue 1,6-Liter-Benzindirekteinspritzer mit seinen 135 PS und bis zu 165 Nm ein lahmer Geselle wäre. Und 9,9 Sekunden von null auf 100 oder 195 km/h sind ja auch nicht schlecht. Doch ein so dynamisch gezeichnetes Auto hat mehr verdient als einen allenfalls durchschnittlichen Motor - zumal das Fahrwerk mit der sportlichsten Stufe der Lenkung dafür die nötigen Reserven böte. Immerhin liegt der Cee'd mit seiner verbreiterten Spur satt auf der Straße und lässt sich auch von engen Kurven nicht aus der Ruhe bringen. Und jetzt, wo es erstmals bei Kia eine extrem schnell schaltende Doppelkupplung gibt, wäre auch das passende Getriebe verfügbar.

Während bei der Leistung oben also noch Luft ist, sind die Koreaner beim Verbrauch unten schon relativ weit gekommen: Kein Benziner benötigt auf dem Prüfstand mehr als 6,0 und kein Diesel mehr als 4,1 Liter. Bestellt man die "EcoDynamic"-Version mit Start-Stopp-Automatik und ein paar anderen Sparprogrammierungen für die Nebenaggregate, sinkt der Verbrauch sogar auf 5,2 Liter für die Benziner und 3,7 Liter für die Diesel. Damit ist Kia selbst dem Golf Blue Motion voraus.

Wo der Cee'd bei der Technik die meisten Importmodelle überholt und mit deutschen Platzhirschen zumindest gleichzieht, gehen die Koreaner beim Design sogar in Vorlage: "Es ist Zeit, dass Fahrzeuge in diesem Segment mit Sexappeal locken, ohne dass sie unbezahlbar sind", sagt Deutschlandchef Martin van Vugt. Der Golf gibt den Langweiler, der Cee'd macht den Latin Lover, er würde glatt auch als Italiener durchgehen. Stolz und entschlossen reckt er seine verchromte Tigernase in den Wind. Die Scheinwerfer sind lang und aufwendig geformt, geschliffen wie Edelsteine. An den Flanken spielen kräftige Muskeln, und das Heck ist kurz und knackig. Dabei hilft dem Cee'd, dass er bei unverändertem Radstand fünf Zentimeter länger geworden ist und sich etwas tiefer auf die Straße duckt.

Was genau das Auto einmal kosten wird, wollen die Koreaner noch nicht sagen. Nur dass er gerne knapp unter 14 000 Euro anfangen würde, lässt van Vugt durchblicken. Das wäre zwar deutlich weniger als beim deutschen Trio auf dem Golf-Platz, aber längst nicht mehr das günstigste Angebot. "Wir werden sicher nicht die Billigsten sein", kündigt Marketingchef Benny Oeyen an. Und trotz der vielen neuen Optionen wird der Cee'd wohl auch nicht die beste Ausstattung im Segment bieten, räumt der Chefverkäufer ein: "Aber wer einen stärkeren Motor wählt und ein paar Extras bestellt, der sollte schnell merken, dass wir in dieser Klasse das attraktivste Angebot haben."