Clydebank. Jahrhundertelang suchten Archäologen in Schottland nach einer unterirdischen römischen Festung. Eine geniale Methode führte zum Erfolg.

Der schottische Antiquar Robert Sibbald hatte einen guten Riecher. Schon vor über 300 Jahren, genauer 1707, glaubte er, in der Erde rundum die Carleith Farm nahe des Städtchens Clydebank im Westen Schottlands die Überreste einer Festungsanlage aus der Römerzeit entdeckt zu haben. Die Sache geriet allerding bald in Vergessenheit. Bis in den 70er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts Archäologen Sibbalds Hinweise ernst nahmen und nach der Festung suchten - ohne Erfolg.

Mehr als 50 Jahre später machten sich Archäologen im Auftrag der Organisation Historic Environment Scotland erneut auf die Suche nach den antiken Ruinen. Und diesmal war sie dank modernster Technologie von Erfolg gekrönt. Die Archäologen setzten auf die Gradiometrie, eine Methode, die auch kleinste Veränderungen im Magnetfeld der Erde aufspüren kann. Diese können zum Beispiel auf unterirdische Bauten hinweisen. Das Gerät selbst sieht aus wie eine High-Tech-Wünschelrute auf zwei Rädern. Auch interessant: Urlaub in Italien: Geheimtipps für eine Reise nach Neapel

Festung war Teil des Antoninuswalls

"Es ist großartig zu sehen, wie unser historisches Wissen zunimmt, weil neue Methoden uns neue Einblicke in die Vergangenheit geben", sagt Riona McMorrow von Historic Environment Scotland. Die Wissenschaftler konnten dabei zunächst völlig auf langwierige Ausgrabungen verzichten. Sie fanden eine kleinere Festung, die Teil des sogenannten Antoninuswalls war, mit dem sich die Römer gegen Überfälle von Stämmen aus dem Norden schützten. Die gefundene Anlage war einst mit etwa zehn bis fünfzehn Soldaten bemannt, die in der Nähe stationiert gewesen seinem müssen. Lesen Sie mehr: Bergarbeiter machen kuriosen Fund im Eis – Forscher erstaunt

Der Antoninuswall hatte laut bisherigen Erkenntnissen etwa 40 solcher Festungen. Lediglich neun wurden bisher entdeckt. Der Wall war etwa 65 Kilometer lang und wurde während der Regentschaft des römischen Kaisers Antoninus Pius (138 - 161 n. Chr.) als nördlichster Verteidigungswall des Reiches gebaut, aber schon Ende des Jahrhunderts wieder aufgegeben. Heute ist der Antoninuswall eine von sechs schottischen Unesco-Weltkulturerbestätten. Lesen Sie hier: Drogenkonsum in der Bronzezeit: 3000 Jahre alter Beweis