Forscher haben im Pazifik eine beunruhigende Entdeckung gemacht: Bestimmte Meerestiere verhalten sich ungewöhnlich. Was dahintersteckt.

US-Forscher haben im Pazifik zwischen Hawaii und Kalifornien wirbellose Tiere entdeckt, die schwimmenden Plastikmüll im Wasser besiedeln. Sie untersuchten Proben aus der gigantischen Müllinsel, die als "Great Pacific Garbage Patch" bekannt ist. Die entdeckten 37 Arten von Anemonen und Schalentieren "bestehen nun im offenen Meer fort als wesentlicher Bestandteil einer neopelagischen (neuen, im Meer lebenden) Gemeinschaft, die von dem riesigen und sich ausdehnenden Meer aus Plastikmüll erhalten wird", heißt es in der Studie, die in der Zeitschrift "Nature Ecology and Evolution" veröffentlicht wurde.

Mehr als zwei Drittel der untersuchten Proben enthielten Küstenarten, darunter Krebstiere, Seeanemonen und moosähnliche Kreaturen namens Bryozoen. Die Tiere sind Tausende Kilometer von ihrer ursprünglichen Heimat entfernt. Sie stammen aus Küstengebieten in Japan oder anderen weiter entfernten Ländern und ernährten sich auf offener See von dem Schleim aus Bakterien und Algen, der sich auf dem Plastikmüll bildet. Lesen Sie auch: Plastikfrei leben: Selbstversuch stößt auf diese Hürden

Die Studienergebnisse würden darauf hindeuten, dass die Plastikverschmutzung im Meer die Entstehung neuer schwimmender Ökosysteme von Arten ermöglicht, die normalerweise nicht auf dem offenen Meer überleben könnten. Nun müsse man untersuchen, inwiefern sich die Tiere in die bestehenden Nahrungsketten auf offener See einfügen. Laut der Hauptautorin der Studie, Linsey Haram, siedelten die entdeckten Küstenarten nämlich auf denselben Kunststoffen wie die auf dem Meer heimischen Arten und konkurrierten dort womöglich um Nahrung. Lesen Sie auch: Alternative zur Plastiktüte: Sind Stoffbeutel nachhaltig?

Müllteppich im Pazifik: Vier Mal so groß wie Deutschland

Der Müllteppich im Pazifik umfasst eine Fläche von 1,6 Millionen Quadratkilometern – das ist etwa 4-mal so groß wie Deutschland. Eine 2017 in der Zeitschrift "Science Advances" veröffentlichte Studie errechnete, dass sich bis 2050 zwölf Milliarden Tonnen Kunststoffabfälle auf Deponien oder in der Umwelt befinden werden, wenn sich die aktuellen Produktions- und Abfallentsorgungstrends fortsetzen. Die Energie- und Umweltminister der G7-Staaten formulierten bei ihrem Treffen in Japan das Ziel, bis Ende 2024 ein "internationales rechtsverbindliches Instrument gegen Plastikverschmutzung" zu erarbeiten. (oli/dpa)