Lieber am Gang oder am Fenster? Hinten oder vorne? Ein Luftfahrtexperte hat analysiert, welcher Platz im Flugzeug der sicherste ist.

Die meisten Urlauber und Geschäftsreisende buchen Sitzplätze für Komfort wie beispielsweise Beinfreiheit, Bequemlichkeit oder einfachen Zugang zu Toiletten. Vielflieger buchen ihren Sitzplatz meist so weit vorne wie möglich, damit sie schneller von Bord gehen können.

Laut des Luftfahrtexperten Doug Drury von der CQUniversity Australia buchen Reisende selten einen Flug mit der Hoffnung, einen der mittleren Plätze in der letzten Reihe zu ergattern. Doch statistisch gesehen sind diese Sitze die sichersten in einem Flugzeug, wie er in einer Analyse im akademischen Fachmagazin „The Conversation“ schreibt.

Reise mit dem Flugzeug: Mittlere Rücksitze buchen

Laut des Experten ergab eine Untersuchung, die 35 Jahre an Flugzeugunfalldaten untersuchte, dass die mittleren Rücksitze eines Flugzeugs die niedrigste Todesrate aufwiesen: 28 Prozent, verglichen mit 44 Prozent für die Sitze im Mittelgang. Trotzdem sind mittlere Sitze sicherer als Fenster- oder Gangsitze. Letzteres liegt ganz einfach an dem Puffer, der durch die Anwesenheit von Personen auf beiden Seiten entsteht.

Sitzt man neben einem Ausgang, so kann man das Flugzeug im Notfall schneller verlassen, vorausgesetzt, auf dieser Seite ist kein Feuer. In den Flügeln eines Flugzeugs wird jedoch Treibstoff gespeichert, sodass die mittleren Ausgangsreihen als sicherste Reihenoption beispielsweise disqualifiziert werden.

Grundsätzlich laufen Unfälle laut des Experten aber nicht unbedingt nach diesen Regeln ab. In seinem Artikel verwies der Experte auf den Absturz von United Flight 232 im Jahr 1989 in Sioux City, Iowa. Damals überlebten 184 der 269 Menschen an Bord. Die meisten Überlebenden saßen dabei aber hinter der Ersten Klasse im vorderen Teil des Flugzeugs. Rein statistisch gesehen hätten sie dort eigentlich deutlich weniger Chancen gehabt.

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Flugzeug ist das sicherste Verkehrsmittel

Grundsätzlich – und darauf verweist auch der Flugexperte – sind Flugzeuge die sichersten Transportmittel. Im Jahr 2019 gab es weltweit knapp 70 Millionen Flüge mit nur 287 Todesfällen. Laut einer Analyse des US National Safety Council beträgt die Wahrscheinlichkeit, in einem Flugzeug zu sterben, etwa 1 zu 205.552, verglichen mit 1 zu 102 in einem Auto.

„Trotzdem schenken wir tödlichen Verkehrsunfällen wenig Aufmerksamkeit“, schrieb Drury. „Aber wenn wir von einem ATR72-Absturz in Nepal hören, ist das die Schlagzeile auf jeder Nachrichtenseite.“

Dass das Interesse an Flugzeugabstürzen so groß ist, könnte laut des Experten daran liegen, dass die Menschen verstehen wollen würden, warum Unfälle passiert sind oder wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass sie erneut passieren. „Unsere Sorge stellt sicher, dass diese tragischen Vorfälle gründlich untersucht werden, was dazu beiträgt, den Flugverkehr sicher zu halten“, so Drury.

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Besonders gefährlich: Unfälle bei Bergen und über Wasser

Kommt es trotz der hohen Sicherheit im Flugverkehr doch zu einem Notfall, so sind manche Unfälle schlimmer als andere. „Wenn man in einen Berg kracht, sinken die Überlebenschancen exponentiell, wie es bei einer tragischen Katastrophe von 1979 in Neuseeland der Fall war“, schrieb der Luftfahrtexperte.

Der Air New Zealand-Flug TE901 stürzte in die Hänge des Mount Erebus in der Antarktis und tötete alle 257 Passagiere und Besatzungsmitglieder. Die Landung im Ozean mit der Nase voran verringert ebenfalls die Überlebenschancen, wie der Air France-Flug 447 von 2009 zeigt, bei dem alle 228 Passagiere und Besatzungsmitglieder ums Leben kamen.

Piloten werden geschult, um das potenzielle Risiko in einem Notfall so gut wie möglich zu minimieren“, erklärte Drury. Sie würden versuchen zu vermeiden, Berge zu treffen und einen ebenen Ort suchen, beispielsweise ein offenes Feld, um so normal wie möglich zu landen. Das Landen im Wasser erfordert dagegen, die Oberflächenbedingungen zu beurteilen und Piloten müssen versuchen, zwischen den Wellen mit einem normalen Landewinkel zu landen.

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Größere Flugzeuge sind sicherer

Flugzeuge seien für Notfallsituationen sehr robust ausgelegt, so Drury. Die Sicherheitsgurte müsse man hauptsächlich deswegen anlegen, weil in großen Höhen zu jeder Zeit „Luftturbulenzen“ auftreten können, bei denen sich Passagiere und Personal verletzen können.

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Der Flugzeugtyp spielt keine allzu große Rolle: „Im Allgemeinen haben größere Flugzeuge mehr Strukturmaterial und daher mehr Festigkeit, um dem Druck in der Höhe standzuhalten“, erklärte Drury. Letzteres bedeute, dass sie im Notfall einen gewissen zusätzlichen Schutz bieten können. Dies würde jedoch wiederum stark von der Schwere des Notfalls abhängen.