Berlin. Kleidung, Reflektoren und Fahrweise. Wer in Herbst und Winter sicher im Verkehr unterwegs sein will, sollte einige Tipps beherzigen.

Morgens ist es noch dunkel, abends geht die Sonne früh unter. Nasses Laub liegt auf der Straße oder Schnee und Eis. Herbst und Winter sind nicht die besten Jahreszeiten für Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer. Wir geben Tipps, die die Sicherheit in der dunklen Jahreszeit erhöhen.

Das Licht

„Wichtig ist, dass Sie die Funktionsfähigkeit von Licht und Bremsen kontrollieren“, sagt René Filippek vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). In Herbst und Winter sei es für die Sicherheit entscheidend, dass Radfahrer von anderen Verkehrsteilnehmern gut gesehen werden. Eine moderne, wartungsarme Lichtanlage besteht aus einem Nabendynamo, LED-Frontscheinwerfer und LED-Rücklicht, so der ADFC.

Beide sollten am besten mit Standlicht- und Sensorautomatik ausgestattet sein, die bei widrigen Lichtverhältnissen automatisch das Licht einschaltet. Die zugelassene Montagehöhe beträgt zwischen 40 und 120 Zentimeter (Frontlicht) beziehungsweise 25 und 120 Zentimeter (Rücklicht).
Neueste Generationen von Frontscheinwerfern verfügen über Tagfahrlicht aus vier bis sechs LED. Dadurch können Radfahrer ihre Sichtbarkeit auch tagsüber enorm verbessern.

Übrigens: Alle Komponenten einer Fahrradbeleuchtung, auch die montierbaren Akkuscheinwerfer, müssen eine Beleuchtungsstärke von mindestens 10 Lux und eine Zulassungsnummer des Kraftfahrtbundesamtes haben. Dieses wird mit einer Wellenlinie und einem „K“ gefolgt von der Nummer auf der Beleuchtung aufgedruckt.

Reflektoren & Kleidung

Generell gilt: Elf Rückstrahler, der Volksmund sagt auch „Katzenaugen“, müssen am Fahrrad angebracht sein: jeweils zwei gelbe pro Pedal, je zwei gelbe in den Speichen – um 180 Grad versetzt – , zwei rote am Heck und ein weißer an der Front. Der weiße Front- sowie ein roter Rückstrahler dürfen in Scheinwerfer oder Rücklicht inte­griert sein. Verfügt der Reifen über sogenannte Reflexstreifen, so kann auch auf die Speichenreflektoren verzichtet werden.

Fahrradfahrer sollten im Winter besonders darauf achten, rechtzeitig von Autos gesehen zu werden. Dabei helfen das richtige Licht und Reflektoren.
Fahrradfahrer sollten im Winter besonders darauf achten, rechtzeitig von Autos gesehen zu werden. Dabei helfen das richtige Licht und Reflektoren. © picture alliance | Florian Gaertner

„Radfahrer sollten in Herbst und Winter auch darauf achten, dass ihre Kleidung besser sichtbar ist“, sagt René Filippek. Das müsse dann nicht unbedingt eine Warnweste sein, aber farbige, auffällige Funktionskleidung sorge für ein Plus an Sicherheit. Darüber hinaus gebe es Hosenbänder, die die Hose nicht nur vor der Kette schützen, sondern auch Licht reflektieren.
Personen in dunkler Kleidung werden nach Angaben des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) erst ab einer Entfernung von unter 25 Metern vom Auto aus erkannt.

„Bei einer Vollbremsung aus 50 km/h beträgt der Bremsweg jedoch etwa 28 Meter – zu spät für den Fahrer oder die Fahrerin, um rechtzeitig reagieren zu können“, sagt DVR-Sprecherin Julia Fohmann. Wer helle Kleidung trägt, sei bereits aus etwa 40 Meter Entfernung zu erkennen. Wer Reflektoren trägt, sei sogar auf eine Entfernung von bis zu 150 Metern sichtbar.

Auch des Radlers Kopf – oder besser, sein Helm – könne sich hervorragend eignen, um mittels Signalfarben, Reflektoren und LED-Rücklichtern die Sichtbarkeit zu verbessern, erklärt der Pressedienst Fahrrad, ein Zusammenschluss von über 50 Vereinen, Firmen und Institutionen rund ums Fahrrad.

Fahrweise anpassen

Wer bei schlechten Wetterverhältnissen Fahrrad fährt, sollte seine Fahrweise den Bedingungen anpassen. Das heißt Geschwindigkeit drosseln und vorausschauend fahren, um plötzliches Bremsen zu vermeiden. Zudem sei es ratsam, häufiger die hintere Bremse zu benutzen, weil sie sich leichter kontrollieren lässt. Auch Kurven sollte man langsamer nehmen als gewöhnlich.
„Schwierig ist es, wenn man häufig wechselnden Untergrund hat“, erklärt René Filippek.

Das sei etwa der Fall, wenn man viele Schleichwege nutzt, und Radwege, loser Untergrund, Parkwege und Straßen sich abwechselten. Dann stelle sich keine Gewöhnung ein. „Dann sollte man sich einstellen, dass es etwa riskanter ist“, sagt Filippek. Ein weiterer Tipp vom Pressedienst Fahrrad: Sattel etwas niedriger einstellen. „Der Fahrer erreicht dadurch den Boden schneller mit den Füßen. Das gibt mehr Sicherheit in engen Situationen.“

„In vielen Kommunen werden Radwege beim Winterdienst leider sehr stiefmütterlich behandelt und nicht richtig geräumt“, sagt ADFC-Fachmann Filippek. An Wurzelaufbrüchen könne sich der Schnee trotzt Räumung auch sammeln, was ein weiteres Risiko darstelle. Und schon im Herbst könne Laub den Radweg in eine Rutschbahn verwandeln. In solchen Fällen gilt: „Wenn es trotz vorsichtiger Fahrweise nicht möglich ist, sicher zu fahren, dann darf auf die Fahrbahn ausgewichen werden“, sagt Filippek. Und das sei auch bei benutzungspflichtigen Radwegen der Fall.

Reifen für Schnee und Eis

Wenn es eisig wird, sind beim Auto Reifen mit Spikes verboten, beim Fahrrad sind sie erlaubt. „Sie erhöhen den Rollwiderstand deutlich“, sagt Filippek, „bei eisigen Verhältnissen sind sie sehr gut.“ Der Preis beginnt bei 40 Euro. In den meisten Regionen Deutschlands seien sie aber unnötig, weil die Witterungsverhältnisse nie dauerhaft so schlecht sind.

Fahrräder brauchen im Winter besondere Pflege.
Fahrräder brauchen im Winter besondere Pflege. © Imago Images

„In der Regel schießt man dabei mit Kanonen auf Spatzen, weil Fahrradfahrer im Winter eher mit Schnee als mit stark vereisten Flächen zu kämpfen haben“, so Filippek. Bei Schnee empfiehlt der Experte eher Winter- beziehungsweise Allwetterreifen mit einer speziellen Gummimischung. Sie bieten bessere Haftung am Boden. Die Kosten liegen hier im unteren Bereich bei 30 bis 40 Euro pro Reifen. Wichtig sei, vorher zu schauen, was für ein Reifen auf das eigene Rad passt. Da die Reifen anders ausfallen, könne man nicht immer eins zu eins dieselbe Breite nehmen.

Kettenschutz und Stellplatz

Dreck, Nässe, Streusalz. Das Rad braucht in Herbst und Winter mehr Pflege, sagt ADFC-Experte Filippek. „Es empfiehlt sich, dort, wo man das Fahrrad zu Hause abstellt, einen Lappen liegen zu haben, um die Kette sauber zu machen“, rät Filippek. Gerade Kette und Gangschaltung seien anfällig für Rost. Zudem sollte jeder Radfahrer die Kette häufiger einölen. Der Pressedienst Fahrrad empfiehlt dafür im Winter ein hochviskoses Kettenöl.

Auch in Sachen Stellplatz gilt es in Herbst und Winter etwas zu bedenken. „Das Fahrrad sollte nicht regelmäßig allzu heftigen Temperaturschwankungen ausgesetzt sein“, empfiehlt Andreas Hombach vom Anbieter für Fahrradparksysteme WSM. Sprich: Zu Hause steht es bei Zimmertemperatur und am Arbeitsplatz draußen. So entsteht den Angaben zufolge Kondenswasser in Hohlräumen – und das könne Metall angreifen.