Berlin. Viel mehr als nur BWL: Wer Internationales Management studiert, lernt außerdem, sich weltweit auf dem Geschäftsparkett zu bewegen.

Ein Klick mit der Maus, und schon ist Ware bestellt. Am anderen Ende der Welt verlässt sie wenig später das Lager und geht per Luftfracht auf die Reise zum Kunden. Immer mehr Unternehmen sind dank Internet nicht mehr nur auf einem lokal begrenzten Markt aktiv, sondern weltweit.

Das verändert herkömmliche Prozesse und Beziehungen zwischen Herstellern, Händlern, Dienstleistern und Konsumenten. Bestens darauf vorbereitet sind Absolventen der Studiengänge im Bereich Internationales Management.

Anbieter sind meist private Hochschulen

Die Studierenden lernen dort Volks- und Betriebswirtschaft, und sie erwerben juristische Kenntnisse – alles bezogen auf weltweites Business. Al­lein in Berlin gibt es mehr als zehn Hochschulen – fast nur private –, die in Kooperation mit ausländischen Universitäten entsprechende Studienprogramme anbieten.

Darunter sind rein englischsprachige Angebote, aber auch deutschsprachige Studienmöglichkeiten, in denen erst nach dem vierten Semester Vorlesungen auf Englisch gehalten werden.

Zum Studium gehören fest integrierte Auslandssemester, die von späteren Arbeitgebern gern gesehen sind. Das eröffnet die Perspektive, Führungspositionen zu übernehmen.

Projekte mit realen Arbeitgebern

Eine Aussicht, die auch Jennifer Hilcken motiviert. „Ich habe 2013 mein Abi gemacht, dann Hotelfachfrau gelernt“, erzählt die Berlinerin, die im ersten Semester International Business Management (IBM) an der EBC Hochschule studiert.

Jennifer Hilcken möchte nach ihrem Masterabschluss in Internationalem Management an der EBC Hochschule in der Hotellerie arbeiten.
Jennifer Hilcken möchte nach ihrem Masterabschluss in Internationalem Management an der EBC Hochschule in der Hotellerie arbeiten. © Massimo Rodari | Massimo Rodari

Hilcken ist begeistert, bereits von Anfang an „mit echten Firmen“ zu tun zu haben. Im Rahmen einer Hausarbeit sei sie zur Expertin im Thema „Nachhaltigkeit bei BMW“ geworden, erzählt sie. Die Studienprogramme im Internationalen Management sind auch für Ausländer attraktiv. Dementsprechend international geht es auf den Campus zu.

Gelerntes im Studentenjob anwenden

Mit ihren 25 Jahren ist Jennifer Hilcken die Älteste der IBM-Erstsemester. Um die etwa 800 Euro monatlicher Studiengebühr aufbringen zu können, arbeitet sie nebenbei. „Zurzeit in einem H&M-Geschäft, aber um das Geldverdienen mit fachlicher Weiterbildung zu kombinieren, suche ich mir gerade etwas anderes“, erzählt sie.

Zurzeit hofft Hilcken auf die Zusage einer Autovermietung, bei der sie im Personalmanagement jobben möchte. Über die Richtung ihres Auslandssemesters ist sie sich noch nicht sicher: „Vielleicht wird es England.“

Die Auswahl ist groß: Die EBC, an der es zurzeit 300 IBM-Studierende gibt, kooperiert weltweit mit 85 Partnerhochschulen. Fest steht für die künftige Managerin, dass auf ihr Bachelorstudium ein Masterprogramm folgen soll. Für die Zeit danach kann sie sich eine Rückkehr in die Hotellerie vorstellen.

Studierende aus verschiedenen Ländern

Business ohne Grenzen – das haben auch Luisa Tryonadt, Konstantin Becker und Timothy Miller im Blick. Sie studieren deshalb International Management an der Hochschule Macromedia. Sie gehören dort zu den ersten rein englischsprachig Studierenden der privaten Hochschule.

„Ich bin von der amerikanischen in die deutsche Hauptstadt gezogen“, erzählt Miller. Der 18-Jährige aus Washington D.C. war schon im Schuljahr 2016/17 für ein Austauschjahr in Nordrhein-Westfalen. „Ich finde Deutschland so toll“, schwärmt er. Er suchte deshalb gezielt nach einer Möglichkeit, hier auch zu studieren.

Ein BWL-Programm, das international ausgerichtet ist, passte gut in sein Konzept. „Damit ist alles möglich“, findet der 18-jährige Amerikaner – einer von vielen Ausländern am Kreuzberger Macromedia-Campus.

Verschiedene Spezialisierungen möglich

Der Mix an Nationalitäten und Kulturen fördert von Anfang an Perspektivwechsel, die im internationalen Management nicht wegzudenken sind – egal welche Spezialisierung die Studierenden wählen: Vertrieb, Finanzierung, Rechnungswesen und Controlling, Marketing oder Kommunikation.

Luisa Tryonadt ist Deutsche, doch sie legte ihr Abitur in England ab und hatte dort bereits Unterricht im Fach Business. Die 19-Jährige weiß, was sie will: Ihr Ziel nach dem Bachelorabschluss ist die Immobilienbranche.

Auslandssemester in Spanien oder Argentinien

Ihr Auslandssemester will sie in Spanien oder Argentinien machen, um in Spanisch als dritter Fremdsprache fit zu sein. Sie will sich auf internationalem und interkulturellem Parkett sicher bewegen. Dazu gehören für sie auch Kontakte: „Ich kenne jetzt schon Leute aus der ganzen Welt.“

Konstantin Becker (19) lebte mit seiner Familie elf Jahre lang auf Mallorca und lernte dort in einer englischen Schule, wo er ebenfalls vier Jahre lang den Business-Unterricht besuchte. Deutsch, Englisch und Spanisch beherrscht er fließend.

Er kann sich gut vorstellen, zusätzlich noch sein Französisch beim Auslandspraktikum in Paris aufzupeppen – eventuell in der Immobilien- oder Autoindustrie. Sein Ziel nach dem Studium: Becker will eine Firma gründen.

Geschäftsidee im Marketingkurs entwickelt

Ein Plan, den Friedrich Schneider und Philipp Götz umgesetzt haben. Schon während ihres Masterstudiums an der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) – der einzigen staatlichen Berliner Hochschule, die den Studiengang Internationales Management anbietet – entstand 2017 in einem Marketingkurs die Idee, Snacks aus Algen herzustellen.

Die beiden HWR-Alumni, die das englischsprachige Programm International Business Management abgeschlossen haben, entwickelten daraus ihr Start-up Alvego.

Sonnengetrocknete Rotalgen aus Spanien und Rote Bete aus Brandenburg werden geräuchert und gewürzt. „Makroalgen sind vollwertige Lebensmittel und haben unglaubliches Potenzial“, findet Friedrich Schneider. Es ist ein Zukunftsmarkt.“

Studium als Basis für die Firmengründung

Der 26-Jährige hat vor seinem Masterstudium an der HWR seinen Bachelorabschluss in International Business in Culinary Arts (Kulinarik) an einer privaten Hochschule in der Schweiz gemacht. Er ist bei Alvego für die Produktentwicklung und den Verkauf zuständig.

Philipp Götz (l.) und Friedrich Schneider sind die Gründer des Start-ups Alvego. Sie haben ihr Studium Internationales Management an der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) in Berlin absolviert.
Philipp Götz (l.) und Friedrich Schneider sind die Gründer des Start-ups Alvego. Sie haben ihr Studium Internationales Management an der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) in Berlin absolviert. © Adrienne Kömmler | Adrienne Kömmler

Sein Geschäftspartner Philipp Götz (29), der während seines dualen Bachelorstudiums in BWL Auslandserfahrung in Peking, Singapur und Bangkok sammelte, kümmert sich um die Logistik. „Ein Netzwerk ist neben dem Startkapital das A und O“, sagt er.

Aktuell planen die Gründer, nach Holland und Dänemark zu expandieren. Gute Vorbereitung ist wichtig: „Jeder Markt hat andere Präferenzen“, sagt Götz. Hilfe, ihre Idee marktreif zu machen, bekam das Duo vom Gründungszentrum der HWR, dem „Startup Incubator“.

Deutsch-französischer Doppelabschluss

An der HWR gibt es auch die Möglichkeit, je zur Hälfte in Berlin und in Paris zu studieren: Die Hochschule bietet gemeinsam mit der französischen Business School ESCE den Studiengang Management International an.

Das ist ein kombinierter Bachelor- und Masterstudiengang. Die Absolventen erhalten einen Doppelabschluss beider Hochschulen. Das öffnet Türen auf dem internationalen Arbeitsmarkt.

Karriere bei französischem Arbeitgeber

Sarah Marie Scheck ging durch eine dieser Türen. Seit ihrem Masterabschluss im Jahr 2014 arbeitet sie für das französische Kosmetikunternehmen L’Occitane. Nach zweieinhalb Jahren Außendienst managt sie heute einen Großteil des Vertriebs in Deutschland und der Schweiz.

Im Alter von 30 Jahren leitet sie ein Team von zehn Mitarbeitern. Sie pendelt zwischen Berlin, Düsseldorf, Genf und Paris. „Internationale Meetings finden regelmäßig in Paris statt“, erzählt sie. Denn dort sitze das Europa-Management. Sie habe ihren Traumjob gefunden, findet die Frankreich-Liebhaberin.