Berlin. Nach drei langen Jahren hat Apple sein günstigstes Notebook endlich runderneuert - und verteuert. Ist das Gerät den Aufpreis wert?

Wer verstehen will, warum Apples neues MacBook Air für so großes Aufsehen unter Apple-Fans sorgte, muss seine Geschichte kennen. Als Apple vor zehn Jahren das erste MacBook Air zeigte, war es eine kleine Sensation – und einer dieser typischen Steve-Jobs-Momente.

Begleitet von andächtigem Staunen der versammelten Journalisten zog der mittlerweile verstorbene Apple-Boss dieses unglaublich dünne Notebook aus einem Briefumschlag, der die ganze Zeit unbeachtet auf seinem Pult gelegen hatte. Diese Beiläufigkeit war natürlich bis ins kleinste Detail inszeniert – die Begeisterung der Zuschauer vermutlich nicht.

Und ob das MacBook Air 2008 wirklich das dünnste jemals gebaute Notebook war, wie Apple damals meldete, all das spielte dabei eigentlich keine Rolle: Das MacBook Air weckte unter Apple- wie Windows-Nutzern ein Begehren: So dünn, leicht und schick waren Notebooks zu dieser Zeit einfach nicht.

Heute, über zehn Jahre später, hat sich das Bild gewandelt. Dünn und schick – das können längst auch andere. Und auch die Rolle des MacBook Air ist eine andere: Als Apple vor drei Jahren wieder so einen Computer vorstellte, stylisch, sehr flach und nur rund 920 Gramm schwer, da war es nicht das neue MacBook Air, sondern ein neues MacBook.

Mit einem Einstiegspreis von 1500 Euro war es allerdings auch knapp um die Hälfte teurer. Das Air dagegen wurde nur ganz leicht angepasst. Ein hochaufgelöstes Display – bei Geräten anderer Hersteller in dieser Preisklasse längst Standard – gab es auch weiterhin nicht.

Das neue Display des MacBook Air überzeugt

Das neue MacBook Air (ab 1350 Euro) – soviel vorweg – macht sowohl auf dem Papier als auch auf dem Schreibtisch endlich wieder einen angemessen modernen Eindruck.

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. © Jan Mölleken | Jan Mölleken

Das beginnt natürlich beim Display: Das bietet endlich die Retina-Auflösung, die es bei den übrigen Geräten schon seit mehreren Jahren gibt. Heißt im Alltag: Schriften und Tabellen sehen jetzt endlich gestochen scharf aus, was für die Augen weniger ermüdend ist. Ebenfalls Vergangenheit sind die breiten, völlig unzeitgemäßen Displayränder, die das Vorjahresmodell noch mitbringt.

Ebenso wie beim MacBook verbaut Apple auch beim Air nicht dieselben Panels wie in den Pro-Modellen. Auf deren besonders großen Farbraum (P3), die automatische Anpassung der Farbtemperatur (True Tone) sowie die beeindruckende Helligkeit von 500 Nits müssen Air-Nutzer verzichten.

Das MacBook Air kommt hier auf immer noch anständige 300 Nits. Für den Außeneinsatz bei hellem Tageslicht ist das zuwenig – für alles andere aber völlig ausreichend. In unserem Alltagstest hat das Display jedenfalls in allen Situationen überzeugt.

Neue Tastatur und größeres Touchpad

Wie bei Apple üblich, bietet das Gehäuse keinerlei Grund zum Meckern. Das Gerät ist mit einem Gewicht von 1,25 Kilo etwas leichter und kleiner geworden. Stabil wirkt es dennoch. Das Alu-Chassis ist exakt gearbeitet und wirkt der gehobenen Preisklasse angemessen hochwertig.

Das rund 20 Prozent größere Touchpad lässt sich sehr gut bedienen. Neu ist auch die nicht ganz unumstrittene Tastatur. Wie bei den anderen aktuellen Modellen auch setzt Apple hier auch auf seinen Butterfly-Mechanismus. Der erlaubt einen äußerst flachen Tastenhub. Im Vergleich zu anderen Tastaturen ist das recht harte Tippgefühl etwas gewöhnungsbedürftig, aber nicht unbedingt schlechter.

In der Vergangenheit gab es bei Geräten mit diesem Mechanismus allerdings gehäuft Probleme mit blockierten Tasten, wenn kleine Sandkörner oder ähnliches unter die Tastenkappen gelangten. In der aktuellen Generation hat Apple eine neue Silikondichtung hinzugefügt, die hier deutlich mehr Schutz bieten sollte. Langzeiterfahrungen gibt es allerdings noch nicht. Zumindest im vergangenen Testmonat konnten wir keine Probleme in dieser Richtung feststellen, an das Tippgefühl haben wir uns schnell gewöhnt.

Fingerabdruck-Sensor ist dabei

Apples neues MacBook Air
Apples neues MacBook Air © Jan Mölleken | Jan Mölleken

Eine besonders praktische Neuerung ist die Powertaste mit Touch-ID. Wie beim Smartphone kann man sein Gerät jetzt per Fingerabdruck entsperren. Das gibt es bislang nur bei den teureren MacBook-Pro-Modellen (ab 2000 Euro), dort ist Touch-ID allerdings auch zwangsläufig mit der Touch Bar, einem schmalen Touchdisplay, das die F-Tasten ersetzt, verknüpft. Beim MacBook Air sind die physischen F-Tasten erhalten geblieben. Eine guter Kompromiss, wie wir finden.

Leistung reicht für viele Anwender

Im Gegensatz zum noch leichteren – und mindestens 150 Euro teureren – MacBook steckt im MacBook Air ein solider Mittelklasse-Prozessor. Apple verbaut hier den Intel i5-8210Y. Ein Doppelkern-Prozessor mit 1,6 Ghz Grundtakt sowie 3,6 Ghz in der Spitze. Im Alltag liefert der solide Ergebnisse bei gleichzeitig beachtlicher Energieeffizienz.

Wer etwa hauptsächlich im Netz surft, Texte schreibt, Excel-Tabellen bearbeitet oder Präsentationen erstellt, kommt mit der Leistung vollkommen aus. Auch gelegentliche Bildbearbeitung oder der Schnitt eines Urlaubsvideos ist mit dem MacBook Air machbar.

Selbst Xcode, Apples Entwicklerumgebung in der Programme für Apple-Geräte erstellt werden, ließ sich bei kleineren Projekten nutzen - auch wenn hier der Leistungsunterschied zu einem MacBook Pro deutlich spürbar war.

Wer allerdings regelmäßig rechenintensive Aufgaben wie etwa die Bearbeitung von 4k-Videos oder die Berechnung von 3D-Modellen zu erledigen hat, kommt mit der Leistung vermutlich nicht aus.

Große Ausdauer

All das macht das MacBook Air erfreulich ausdauernd. Die von Apple angegebenen Werte von 12 Stunden Laufzeit kommen für Videowiedergabe oder einfache Officetätigkeiten bei mittlerer Bildschirmhelligkeit durchaus hin. So lange halten vor allem viele flache Konkurrenzgeräte nicht durch. Auch MacBook oder MacBook Pro machen hier mindestens zwei Stunden früher schlapp. Wird dagegen der Prozessor gefordert, ist der Akku natürlich deutlich früher erschöpft.

Anschlussfreudige Modell

Das neue MacBook Air hat zwei USB-C-Anschlüsse. Es kann über beide aufgeladen werden. Außerdem unterstützen beide Thunderbolt 3.
Das neue MacBook Air hat zwei USB-C-Anschlüsse. Es kann über beide aufgeladen werden. Außerdem unterstützen beide Thunderbolt 3. © Jan Mölleken | Jan Mölleken

Auch das MacBook Air bietet nur noch die neuen USB-C-Anschlüsse – und zwar zwei. Das ist einerseits zukunftssicher. Für die Gegenwart bedeutet es aber auch, dass die meisten Nutzer sich einen oder mehrere Adapter, oft auch Dongle genannt, werden anschaffen müssen, um etwa herkömmliche USB-Sticks oder Speicherkarten mit dem MacBook Air zu verbinden.

Immerhin hat Apple dem MacBook Air hier das maximal mögliche spendiert: Denn das Format USB-C sagt noch nichts darüber aus, was mit dem Anschluss möglich ist. Beim MacBook Air unterstützen die Anschlüsse „Thunderbolt 3”. Damit ist etwa eine Datenübertragung von 40 Gbit/s möglich, außerdem können zwei externe Monitore gleichzeitig angeschlossen werden.

Sogar die Verbindung mit externen Grafikkarten ist möglich. All das leistet der USB-C-Anschluss des MacBooks nicht.

Unser Fazit:

Das neue MacBook Air bietet einen guten Mix aus Leistung und Laufzeit und wirkt auch im Vergleich zu aktuellen Windows-Notebooks wieder zeitgemäß. Wer einen mobilen Mittelklasserechner mit MacOS sucht, kann beim MacBook Air entspannt zugreifen. Für viele Anwender dürfte es auch die bessere Alternative vom MacBook sein. Das ist noch kleiner und leichter – ist im Vergleich aber auch weniger leistungsfähig und 150 Euro teurer.

Dass der Preis gegenüber dem noch erhältlichen Vorjahresmodell (bei Apple ab 1100 Euro, im Handel ab 900 Euro) um 250 Euro auf 1350 Euro gestiegen ist, ist angesichts der erweiterten Hardware halbwegs nachvollziehbar. Im Vergleich zu ähnlich teuren Windows-Notebooks ist das MacBook Air aber ganz schön teuer.

Günstiger ist ein zeitgemäßer mobiler Einstieg in die MacOS-Welt aktuell aber schlicht nicht zu haben. Außerdem muss auch angemerkt werden, dass Apple-Notebooks erheblich wertstabiler sind und auch im Alter von zwei, drei oder vier Jahren noch zu recht guten Preisen verkauft werden können. Einen Windows-PC wird man nach vier Jahren nur noch zu zu einem Bruchteil seines Werts los.