Berlin. Die drei TU-Absolventen bieten bei “MyDram“ auch Whisky-Sorten zum Probieren an - in kleinen Flaschen.

Dass sich drei junge Wirtschaftsingenieure zusammen selbstständig machen, ist eigentlich nicht ungewöhnlich. Das Produkt, das sie sich für ihr Business ausgesucht haben, aber schon: Whisky.

Unter dem Namen „MyDrams“ (engl. dram = Schlückchen) betreiben die drei Absolventen der Technischen Universität (TU) Berlin einen Online-Shop. Ohne ihr Studium an der TU wäre das nicht möglich gewesen, sind sich Dario Seipold (28) und seine zwei Mitstreiter sicher.

Studium zwischen BWL und IT

Zum einen hätten sie im Studium gelernt, Betriebsabläufe zu optimieren, „um eine maximale Produktivität und Wirtschaftlichkeit sicherzustellen“, sagt Seipold. Das Studium sei breit gefächert und lege die Studierenden nicht auf eine bestimmte Laufbahn fest. Vielmehr bilde es sie für verschiedenste Aufgaben zwischen BWL und IT aus.

Zum anderen gebe es in der Nähe der Uni eine gut sortierte Whisky-Bar. Dort seien er und seine Mitgründer Christopher Carus und Lorenz Garbe oft eingekehrt, erzählt Seipold. „Dort haben wir unsere Leidenschaft für Whisky entdeckt, und wir haben gemerkt, wie groß die Vielfalt ist.“

Konzept basiert auf Probierfläschchen

Bei einem Glas Single Malt kam ihnen die Idee, nach dem Masterabschluss in die Spirituosen-Branche einzusteigen und Kunden an Whiskys jenseits der bekannten Marken heranzuführen.

„Wir wollten ihnen ein neues Geschmackserlebnis bieten, zusammen mit spannenden Infos über den Whisky, den sie gerade trinken“, erklärt der 28-Jährige ihr Konzept. Problem war, unbekannte, oft hochpreisige Whiskys online zu verkaufen, ohne dass die Kunden sie vorher probieren konnten.

Die Lösung der drei Gründer: Sie bieten „Tasting Samples“ an, das sind kleine Probierflaschen. So haben die Kunden die Möglichkeit, Scotch oder Bourbon erst einmal kennenzulernen.

Preis der Fläschchen wird verrechnet

Schmeckt es ihnen, können sie eine große Flasche bestellen, der Preis für das Probefläschchen wird verrechnet. Wer verschiedene Sorten testen möchte, kann sich ein ganzes Set mit Samples zusammenstellen.

Schon während des Studiums fing das Trio an, seine Idee in die Tat umzusetzen. Mit ihrem IT-Wissen aus dem Studium entwickelten die drei Wirtschaftsingenieure einen „Tastefinder“. Der Algorithmus hilft Neulingen dabei, Whisky-Sorten zu finden, die ihrem Geschmack entsprechen könnten.

Geschmack von mild bis torfig

Schließlich ist kaum ein Getränk so nuancenreich wie Whisky: Die Geschmackspalette reicht von mild über rauchig bis torfig.

Mit ihrer Geschäftsidee wandten sich Dario Seipold und seine Kommilitonen an das „Centre for Entrepreneurship“ an der TU. Es unterstützt Start-ups im technischen Bereich beim Gründen.

Dort bekamen sie ihren ersten Büroraum und Hilfe beim Antrag auf ein „Berliner Startup Stipendium“. Das wurde ihnen gewährt: Ein halbes Jahr lang erhielten sie jeweils 1500 Euro pro Monat. In dieser Zeit entwickelte das Team seine Idee zur Marktreife.

Ende 2017 durchgestartet

Nachdem alle ihren Masterabschluss gemacht hatten, legten sie Ende 2017 richtig los.

Erst einmal musste das Projekt auf eine rechtlich sichere Basis gestellt werden. Denn schließlich wollten sie die Probierfläschchen mit Whiskys verschiedener Hersteller selbst abfüllen und mit dem „MyDrams“-Logo versehen. Es habe viel Überzeugungsarbeit und intensive Absprachen mit den Destillerien vor Ort erfordert, bevor diese ihnen die Rechte erteilten, erinnert sich Seipold.

Die Gründer suchten Lagerräume und richteten eine Küche nach den gesetzlichen Hygienevorschriften ein, um die Miniaturflaschen abzufüllen. Die Anforderungen dafür sind hoch, es gelten dieselben Standards wie für Eisdielen, Metzger oder Bäckereien.

Parallel konzipierten und programmierten sie ihre Internetseite – komplett mit Whisky-Blog und Online-Shop.

Durch Bars und Geschäfte tingeln

Der schwierigste Teil des Gründens war jedoch, MyDrams bekannt zu machen. Die Gründer nutzten dafür alle gängigen Social-Media-Kanäle, gingen aber gleichzeitig auch in die Offline-Welt – mit einem fes­ten Stand am Kollwitzmarkt, wo sie Whisky-Tastings anbieten.

Während des Winters haben sie zusätzlich einen Stand auf dem Charlottenburger Weihnachtsmarkt. „Wir wollen eine ausgewogene Balance zwischen der Online- und der Offlinewelt halten“, sagt Seipold.

Sie tingeln auch durch Bars und Geschäfte und bieten ihr Sortiment an. Mehrere Cocktailbars haben ihre Whiskys bereits auf der Getränkekarte.

Gründer setzen auf unbekannte Produzenten

Ihr Alleinstellungsmerkmal in einem Wirtschaftszweig, der nicht wenige Anbieter hat, sehen die Gründer in der Auswahl ihrer Produkte. Sie bieten vornehmlich Whiskys aus kleinen Destillerien in Schottland und den USA an. Für eine Detroiter Destillerie haben sie sogar das exklusive Verkaufsrecht für Deutschland erhalten.

Finanziert haben Dario Seipold und seine Mitstreiter ihr Unternehmen mit ihren Ersparnissen. Die Einnahmen haben sie reinvestiert, um neuen Whisky zu kaufen.

Whisky ist ein Saisongeschäft

Obwohl es ein Saisongeschäft ist – Whisky wird eher im Winter getrunken –, erhoffen sie sich, künftig gut von den Einnahmen leben zu können. Ihr Sortiment wächst, gerade hat ihnen eine weitere Destillerie Vertriebsrechte erteilt.

Das Team setzt aufs kommende Jahr. Bis dahin soll der „Tastefinder“ ausgereift sein. Die Geschichten sind geschrieben, die sie jedem Whisky mit auf den Weg zum Käufer geben wollen – über das Anbaugebiet und die Personen, die hinter dem Getränk stecken.

So wollen sie die Konsumenten auf den Geschmack von handwerklich gemachtem Hochprozentigen bringen.