Berlin. Krätze – auch bekannt als Skabies – ist nicht ausgestorben. Immer wieder gibt es Ausbrüche. Eine Milbe löst die Hautkrankheit aus.

Es ist schnell gesagt, wenn irgendwas nervt: „Ich krieg’ die Krätze.“ Klingt irgendwie ekelhaft, will keiner wirklich haben. Kein Wunder: Krätze ist, kurz gesagt, eine von Milben verursachte Hautkrankheit. Die Parasiten bohren Gänge unter die Haut und legen ihre Eier ab. Schön ist das nicht.

Derzeit gibt es Meldungen, dass es einen Krätze-Ausbruch in Schmalkalden (Thüringen) gibt – 120 Fälle, besonders in Schulen und Kitas, sind bekannt. Das Landratsamt befürchtet eine höhere Dunkelziffer. Immer wieder tauchen solche lokalen Epidemien auf.

Die gute Nachricht: Die Krankheit ist schnell zu behandeln. Wir erklären alles, was man zu Krätze wissen muss:

Wieso heißt Krätze eigentlich Krätze?

Das kommt von „Kratzen“. In der Medizin wird die Krankheit als Skabies/Scabies bezeichnet – das entstammt dem Lateinischen – „scabare“ heißt „kratzen“. So schließt sich der Kreis.

Ist Krätze nicht eigentlich ausgerottet?

Krätze war nie wirklich weg. Seit einigen Jahren taucht sie wieder häufiger auf. 2017 haben Ärzte deutlich mehr Medikamente gegen die Hautkrankheit verschrieben als im Vorjahr. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der Krankenkasse Barmer. Bundesweit stieg die Zahl der Verordnungen im Schnitt um 60 Prozent auf rund 61.300.

Was ist die Ursache für die Infektion mit Krätze?

Zuerst einmal: Krätze kann jeden treffen und hat, anders als oft angenommen, nichts mit Hygiene zu tun. Wie bei Läusen reicht Körperkontakt zur Übertragung. Bedeutet: Wo viele Menschen zusammen kommen – Seniorenheime, Kindergärten, Schulen, aber auch Kliniken –, ist es möglich, dass man sich infiziert, wenn irgendjemand bereits erkrankt ist.

Allerdings: Kurzes Händeschütteln reicht nicht. Der Körperkontakt muss eng und einige Minuten lang sein – zum Beispiel beim gemeinsamen Spielen, beim Sex, bei Pflegemaßnahmen.

Was passiert bei einem Befall?

Die Sarcoptesmilbe.
Die Sarcoptesmilbe. © imago/Science Photo Library | imago stock&people

Die Sarcoptesmilbe – besser gesagt die weibliche Sarcoptesmilbe – bohrt sich in die Haut. Das Tierchen ist gerade einmal 0,3 bis 0,5 Millimeter groß. In der Haut produziert die Milbe Kanäle. Und hinterlässt dort zweierlei: Kotballen und Eier. Beides schädigt die Haut. Die Inkubationszeit beträgt einige Tage bis sechs Wochen.

Und was machen die Milben-Männchen?

Die wandern auf der Suche nach einem Weibchen auf der Haut umher. Sie entwickeln sich innerhalb von 14 Tagen vom Ei zum ausgewachsenen Parasiten. Die Weibchen brauchen übrigens eine Woche länger.

Wer hat’s entdeckt?

Giovanni Cosimo Bonomo im 17. Jahrhundert. Er hatte Hautkrankheiten untersucht und diese Form auf den Milbenbefall zurückgeführt. Unterm Mikroskop hat er die Parasiten genau sehen können – und sie anschließend ziemlich naturgetreu gezeichnet. Seine Erkenntnisse wurden 1687 veröffentlicht. Mitte des 19. Jahrhunderts unterzog sich der Wiener Dermatologe Ferdinand von Hebra einem Selbstversuch, um Krätze besser zu verstehen.

Welche Symptome und Auswirkungen hat Krätze?

  • Krätze juckt. Und manchmal brennt sie auch. Das liegt an den Eiern und dem Kot, den die Weibchen zurücklassen.
  • Die Haut wird gereizt, das Immunsystem reagiert mit Abwehr.
  • Deshalb entstehen dann auch Bläschen, Pusteln, manchmal Knötchen.
  • Platzen diese (sie sind mit Flüssigkeit gefüllt), kann alles verkrusten.
  • Oft kommt es zu Hautausschlag.

Ist Krätze meldepflichtig?

Zuerst: Wer erkrankt ist, sollte nicht weiter in einem Job arbeiten, in dem er viel und intensiven Kontakt zu Menschen hat, also in der Pflege, in Kindergärten und anderen Betrieben. Das Infektionsschutzgesetz verlangt von Gemeinschaftseinrichtungen genau diese Maßnahme. Die Leiter müssen den Befall dann melden.

Welche Medikamente und Behandlungen gibt es?

Die Behandlung der Krätze ist denkbar einfach. Sie erfolgt in der Regel mit Permethrin-Creme. Der Betroffene cremt sich ein, lässt das Mittel über Nacht einwirken und duscht am nächsten Morgen – fertig. Mediziner raten zudem: Alle betroffenen Familienmitglieder sollten sich behandeln lassen.

Das Robert-Koch-Institut schreibt, als weitere „äußerlich anzuwendende Therapieoptionen werden die Wirkstoffe Crotamiton und Benzylbenzoat empfohlen. Mehrere entsprechende Arzneiprodukte sind in Deutschland dafür zugelassen und auf dem Markt erhältlich.“ Seit 2016 sei zudem eine orale Therapie mit dem Wirkstoff Ivermectin zugelassen.

Was ist Zuhause zu tun nach einem Befall?

Die häusliche Sanierung sei unerlässlich, sagen Experten. Kleidung und Bettwäsche sollten bei mindestens 60 Grad gewaschen werden. Textilien, die nicht gewaschen werden können, kommen für drei bis vier Tage in einen verschlossenen Plastiksack. Für die Krätzmilbe ist der Kontakt mit der menschlichen Haut lebenswichtig. Ohne ihn stirbt sie in der Regel nach drei bis fünf Tagen. (ses)