Berlin. Stiftung Warentest hat zwölf Produkte gegen Kopfläuse geprüft und empfiehlt sechs. Wer auf Chemie verzichten will, braucht aber Geduld.

Sie kann nicht ohne uns. Die menschliche Kopfhaut ist seit Jahrhunderten der einzige Lebensraum der Laus. Bei einer wohligen Durchschnittstemperatur von 28 Grad wandert sie zwischen den Haaren, klebt ihre Eier dicht an deren Wurzeln und saugt Blut, um sich zu ernähren. Abseits von Menschenköpfen überleben die Parasiten maximal drei Tage – andere Warmblüter wie Hund oder Katze sind für sie kein Ersatz.

Wir hingegen können gut ohne die beißenden Plagegeister und eine ständig juckende Kopfhaut leben. Wie das am besten funktioniert, hat die Stiftung Warentest geprüft. Die Verbraucherschützer nahmen zwölf oft verkaufte Mittel zur Läusebekämpfung unter die Lupe und empfehlen sechs davon.

Zwei Methoden: Lähmen oder Ersticken

Die meisten Präparate setzen auf zwei Methoden: Sie bekämpfen die Parasiten entweder chemisch oder physikalisch. „Sie enthalten zum Beispiel ein Insektizid, also ein Insektengift, das die Nerven der Läuse lähmt“, erklärt Annette Lingenauber, Sprecherin beim Landesverband Hamburg des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte. Diese Mittel seien zu etwa 60 bis 70 Prozent wirksam. Denn teilweise entwickelten die winzigen Tiere auch Resistenzen gegen die Wirkstoffe. „Sie sind deswegen etwas aus der Mode gekommen“, sagt die Kinderärztin.

Zwei der von Stiftung Warentest empfohlenen Mittel enthalten solche Stoffe: Goldgeist forte und Infecto Pedicul. Beide werden den Verbraucherschützern zufolge mit einem Rezept für Kinder auch von der Krankenkasse bezahlt. „Die mittlerweile am häufigsten angewendeten Produkte enthalten das synthetische Öl Dimeticon. Es verstopft die Atemwege der Läuse, die dann ersticken“, erklärt Lingenauber.

Warentester empfehlen Kämme aus Metall

Geeignete Mittel mit Dimeticon sind laut Stiftung Warentest Dimet 20, EtoPril und Jacutin Pedicul Fluid. Die Kosten übernehme die Kasse allerdings nur für die ersten beiden Präparate. Für ungeduldige Kinder dürften sich vor allem Dimet 20 und Jacutin Pedicul Fluid eignen – sie müssen laut Hersteller nur 20 und zehn Minuten einwirken. EtoPril braucht hingegen acht Stunden oder länger, um seine Wirkung zu entfalten.

Ob der Nachwuchs befallen ist, lasse sich recht leicht feststellen, sagt Lingenauber. „Neben ständigem Kopfkratzen finden sich dann meist auch sogenannte Nissen, also die Eier der Läuse, auf der Kopfhaut.“ Am besten lasse sich das beim Auskämmen mit einem Läusekamm prüfen. Am effektivsten seien Kämme aus Metall oder hartem Kunststoff mit einem Zinkenabstand von weniger als 0,2 Millimetern, empfehlen die Warentester.

Im Zweifelsfall lieber zum Kinderarzt

Beim Auskämmen sollten Eltern vor allem auf die Stellen an den Schläfen, am Nacken und hinter den Ohren achten. „Dazu erst einmal die Haare mit einem normalen Shampoo waschen und eine Spülung verwenden, damit die Haare sich gut durchkämmen lassen“, rät Lingenauber. Wer den Kamm dann auf einem weißen Tuch abstreiche, könne Läuse und Eier schnell erkennen.

Die Nissen sind weiß und tropfenförmig, die Läuse nur wenige Millimeter klein, bräunlich und sechsbeinig. „Wer sich unsicher ist, kann damit aber auch zum Kinderarzt kommen“, so die Ärztin. Im Zweifelsfall könnte man sich direkt ein Rezept für ein geeignetes Mittel mitnehmen.

Einige Eltern greifen zum Rasierer

Ein Muss sei die Chemie keineswegs, Läuse ließen sich auch rein mechanisch bekämpfen. „Dazu müssen Eltern dann jeden Tag die Haare sorgfältig mit dem Läusekamm durchgehen“, erklärt Lingenauber, „das dauert natürlich länger und ist mühsam.

Kinder kann man so nicht direkt wieder in die Schule oder den Kindergarten schicken.“ Bei besonders widerborstigen Haaren würden einige Eltern auch zum Rasierer greifen. „Gegen die Läuse hilft das, bei Kindern ist das aber eine eher unbeliebte Lösung“, so die Ärztin.

Heißluft-Bekämpfung ist umstritten

Eine weitere Alternative hat der Parasitologe Dale Clayton in den USA mit der sogenannten Air-Allé-Behandlung entwickelt. Mit einem Gerät, das ähnlich aussieht wie ein Staubsauger, wird dabei heiße Luft auf die Kopfhaut geblasen. So sollen Läuse in allen Entwicklungsstadien gezielt ausgetrocknet werden.

Weltweit bieten Salons diese Methode bereits an, auch in Berlin hat mittlerweile Deutschlands erster Anti-Läuse-Laden eröffnet. Zu 100 Prozent sicher sei die Methode vermutlich nicht, glaubt Medizinerin Lingenauber. „Kinderärzte würden diese Behandlung nicht empfehlen.“ Mit bis zu 120 Euro ist die Heißluft-Bekämpfung auch recht teuer im Vergleich zu den von Stiftung Warentest geprüften Mitteln, die im Schnitt bei rund 17 Euro liegen.

Vorbeugende Shampoos sind keine Garantie

Wer doch zum Mittel aus der Apotheke oder Drogerie greift, sollte dieses – auch unabhängig davon, was einzelne Anbieter auf der Verpackung angeben – nach acht bis zehn Tagen ein zweites Mal anwenden, raten die Warentester, denn nicht alle Eier würden immer zuverlässig abgetötet und es könnten noch frische Läuse nachschlüpfen. Große Reinigungsaktionen von Kleidung und Bettwäsche bis hin zu Plüschtieren seien hingegen meist unnötig. Studien wiesen darauf hin, dass sich die Parasiten weder in Mützen noch auf Kopfstützen in Bussen oder Kopfkissen tummeln, selbst wenn sie von Befallenen genutzt werden, erklärt auch die Deutsche Pediculosis Gesellschaft.

Der Verein wurde 2006 von läusegenervten Eltern gegründet, die seither wissenschaftliche Erkenntnisse zur Vorbeugung und Verminderung der Ansteckungsraten sammeln und veröffentlichen. Hätten die Krabbler den Kopf einmal verlassen, würden sie recht schnell unbeweglich und verhungerten zügig.

Das größte Ansteckungsrisiko ist das von Kopf zu Kopf. Deswegen gelte es vor allem den direkten Kontakt zu Läusekandidaten zu vermeiden, erklärt Kinderärztin Lingenauber. Lange Haare und der Aufenthalt in großen Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen und Kindergärten würden das Risiko entsprechend erhöhen. „Vorbeugende Maßnahmen wie spezielle Shampoos, zum Beispiel mit Weidenrinde, sind übrigens keine Garantie dafür, dass sich nicht doch Läuse einnisten“, ergänzt Lingenauber.