Berlin. Mehr Experten für IT-Sicherheit werden gebraucht. Der BSI-Sprecher Tim Griese stellt Cyber-Security als duales Studium in Aussicht.

Tim Griese ist Sprecher des Bundesamtes für Sicherheit und Informationstechnik (BSI). Über die Aufgaben seiner Behörde und den geplanten Studiengang „Cyber-Security“ sprach er mit Julia Königs.

Berliner Morgenpost: Herr Griese, man hat den Eindruck, dass Unternehmen und Öffentlichkeit dem Thema IT-Sicherheit momentan besonders viel Aufmerksamkeit schenken. Warum ist das so?

Tim Griese: Wir befinden uns am Beginn einer Ära der Digitalisierung und Vernetzung, die unsere Lebens- und Arbeitswelt nachhaltig beeinflusst und von der wir in vielerlei Hinsicht profitieren. Gleichzeitig wird dadurch jedoch die mögliche Fläche für Cyber-Angriffe täglich größer.

Tim Griese ist Sprecher Bundesamts BSI.
Tim Griese ist Sprecher Bundesamts BSI. © BSI | BSI

Ohne entsprechende Anstrengungen, für die IT-Sicherheit von Anfang an vorzusorgen, Sicherheits­lücken gezielt aufzuspüren und auf Problemfälle zu reagieren, werden Politik, Ökonomie und unser Alltag in Deutschland in immer größerem Umfang von fehlender und beeinträchtigter IT-Sicherheit beeinflusst werden.

Und je wichtiger Digitalisierung für die Politik, unsere Geschäfte und unseren Alltag wird, desto mehr müssen die damit verbundenen Herausforderungen der IT-Sicherheit angegangen werden.

Welche Aufgabe hat das BSI dabei?

Als die nationale Cyber-Sicherheitsbehörde gestaltet das BSI die IT-Sicherheit für Staat, Wirtschaft und Gesellschaft. Das Spektrum reicht dabei von der Abwehr von Cyber-Angriffen über Beratungsdienstleistungen, die Entwicklung sicherheitstechnischer Empfehlungen, Best Practices und Standards bis hin zur Zertifizierung.

So bringt sich das BSI aktiv in die großen Digitalisierungsprojekte unserer Zeit ein wie das Gelingen der Energiewende durch die Erarbeitung von Sicherheitskriterien für intelligente Stromzähler.

Ein anderes Beispiel ist die Absicherung einer digitalisierten Verkehrsinfrastruktur, in der autonomes Fahren möglich wird. Auch wesentliche Sicherheitsanker der elektronischen Gesundheitskarte hat das BSI mitgestaltet und zertifiziert.

Wo sehen Sie die aktuellen Herausforderungen?

Ein konkretes Beispiel ist die zunehmende Vernetzung des beruflichen und privaten Alltags vieler Menschen durch das Internet der Dinge (Technologien, die physische und virtuelle Gegenstände zusammenarbeiten lassen, Anm. d. Red.).

Haushaltsgeräte, Fernseher, Unterhaltungselektronik, Spielekonsolen oder andere Geräte des täglichen Gebrauchs sind „smart“ und bieten durch intelligente Vernetzung mehr Komfort, geringere Energiekosten oder andere Vorteile.

Leider wird dabei oft die Sicherheit vernachlässigt, sowohl seitens der Hersteller als auch seitens der Anwender. Dem entgegenzuwirken – etwa durch Sensibilisierung oder Entwicklung von Handlungsempfehlungen oder Mindeststandards –, ist eine herausfordernde Aufgabe, die vielen Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit gibt, sich fachlich zu verwirklichen und dabei einen gesellschaftlichen Auftrag zu erfüllen.

Dies ist auch eine attraktive Mischung für Berufseinsteiger.

Engagiert sich das BSI selbst in der Ausbildung von Fachleuten?

Das BSI unterstützt ausgewählte Studierende der Informatik mit einer finanziellen Förderung und garantiert ihnen eine unbefristete Übernahme. Weiterhin bietet das BSI für alle Studierenden die Möglichkeit, ein Praktikum abzuleisten oder die Abschlussarbeit in Kooperation zu schreiben.

Für die Zukunft gibt es Ideen für einen dualen Studiengang „Cyber-Security“. Neben technischem Know-how sollen hier auch Funktionsweisen und spezielle Bedürfnisse des Staates vermittelt werden. Wünschenswert wäre, spätestens im Jahr 2020 starten zu können.