Gaydon. Mit dem DBS Superleggera bewirbt sich Sportwagenhersteller Aston Martin um eine 007-Rolle. Auch den Luftraum verplanen die Engländer.

Daniel Craig hat nach langem Zögern unterschrieben, die Besetzungsliste füllt sich, und der neue Dienstwagen ist auch rechtzeitig fertig. Zum Beginn der Dreharbeiten am 25. Bond-Film bringt Aston Martin sein neues Flaggschiff an den Start.

Der Nachfolger des Vanquish er­innert als DBS Superleggera an zwei berühmte Namen aus der Firmenhis­torie und schlägt die Brücke zurück bis in die 1950er-Jahre. Doch ist der Gran Turismo ein brandneues Auto, und der geschwungene Schriftzug auf der Motorhaube das Einzige, was auch nur ein wenig nach retro aussieht. Alles andere ist frisch sowie fast schon futuristisch – und wie immer bei Aston Martin eher elegant als extrovertiert.

So generiert der DBS Superleggera zwar bis zu 180 Kilo Abtrieb, die den Wagen wie mit Pattex an den Asphalt pappen, leistet sich aber, anders als die meisten Konkurrenten, kein wildes Flügelwerk. Denn die Briten wissen, wie sich der automobile Adel zu benehmen hat, und verstecken die Luftleitbleche deshalb zum Beispiel in den Radkästen unter dem Karbonkleid.

Am Ende stehen auf dem Tacho ganze 340 Sachen

Auch innen suchen die Briten die Balance zwischen Leistungssportler und Luxusliner und bauen zum Beispiel straff konturierte Sitze ein, bezogen mit feinstem Leder. Und dank der Elektronikarchitektur von Kooperationspartner Mercedes gibt es zudem jede Menge Hightech-Infotainment – vom Command-Controller auf dem Mitteltunnel bis zum Navi-Bildschirm mit 360-Grad-Kamera. Nur der Touchscreen fehlt dem Gran Turismo für den Flirt mit den Internet-Millionären.

Unter der langen Haube steckt so tief wie möglich eine neue Evolutionsstufe des hauseigenen Zwölfzylinders, den die Briten im Lohnauftrag bei Ford in Köln fertigen lassen: 5,2 Liter groß und von zwei Turbos unter Druck gesetzt, leistet er jetzt 725 PS und reißt mit bis zu 900 Nm an den 21-Zöllern auf der Hinterachse. Gezähmt von einer neuen Achtgangautomatik von ZF, die zugunsten der ausgeglichenen Gewichtsverteilung in Transaxle-Bauweise ebenfalls im Heck montiert ist, sprintet der DBS Superleggera damit in 3,4 Sekunden von 0 auf 100 und danach ungerührt weiter, bis am Ende 340 Sachen auf dem Tacho stehen. Damit erreicht er die gleiche Höchstgeschwindigkeit wie der neue McLaren Senna, der dafür allerdings einen Kampfanzug aus Karbon braucht und nicht im Designerdress antritt.

Mit einem Kick-down holt man den Wagen aus der Reserve

Das ist nicht der einzige Unterschied: Während die Fahrt mit Autos wie dem Senna ein ständiger Kampf mit den Gesetzen der Physik und der eigenen Moral ist, fährt man den DBS Superleggera mit Lust und Laune und ruft die schier endlosen Reserven kaum ab. Souverän, aber stilvoll geht man mit dem Gran Turismo auf die große Fahrt und genießt einen Komfort, wie ihn auch ein S-Klasse Coupé oder ein BMW 8er nicht besser bieten – bis man den Wagen irgendwann mit einem Kick-down aus der Reserve lockt oder in den Sport-Modus wechselt.

Dann nämlich zeigt der Aston sein zweites Gesicht, er schüttelt genau wie James Bond seine Manieren ab und stellt alles ins Zeichen dieser einen Mission – und die heißt Vollgas. Der eben noch so sonore V12 brüllt plötzlich schrill und giftig, die Automatik wechselt die Gänge mit der Gewalt von Handkantenschlägen und das Fahrwerk wird hart wie die Muskeln eines Preisboxers kurz vor der entscheidenden Runde. Und plötzlich zeigt der DBS einen Punch, der den Fahrer von den Socken haut. Gut, dass die feinen Ledersessel etwas tiefer ausgeschnitten sind und dass das eigenwillig geformte Lenkrad so viel Halt bietet.

Denn selbst wenn der DBS mit seinen knapp 1,7 Tonnen Kampfgewicht alles andere ist als „Superleggera“, jagt er dann um die Kurven, dass man fast von Sinnen ist. Davon werden sich Hunderttausende Kinogänger wohl ab Herbst 2019 überzeugen können, wenn Agent 007 damit aller Voraussicht nach über die Leinwand jagt. Wer so lange nicht warten und sich vor allem nicht aufs Zusehen beschränken will, kann im Herbst mit dem DBS Superleggera durchstarten. Allerdings hat die Sache einen kleinen Haken: Statt 15 Euro für die Kinokarte kostet das Vergnügen dann mindestens 274.995 Euro.

Emissionsfreie Flugdrohne soll Stau-Geplagte erlösen

Aston Martin denkt heute aber nicht mehr nur an Autos, sondern beschäftigt sich auch mit Ideen, die aus dem Labor von Bond-Ausrüster „Q“ stammen könnten. So hat man jüngst den Volante Vision Concept hervorgezaubert, eine Studie zur stau- und emissionsfreien Zukunft des Indi­vidualverkehrs.

Wer hat im Berufsverkehr nicht schon mal darüber fantasiert, das Auto einfach in einen Hubschrauber verwandeln und über die Blechlawine hin­wegfliegen zu können? Genau das soll die au­tonome Flugdrohne mit Senkrechtstarter-Funktionen können. Sie bietet Platz für drei ­Erwachsene und wird mittels dreier Propeller gesteuert – zwei sind beweglich, der zentrale Propeller steht fest.

Beim Antrieb möchten die Aston-Martin-Ingenieure, die das Projekt zusammen mit der Universität von Cranfield und Rolls-Royce angehen, auf Elektromotoren setzen. Damit sollen die Emissionen in dicht besiedelten Gebieten reduziert werden. Außerdem soll die Drohne autonom fliegen können. Das Design des schnittigen Flugkörpers, der sich vortrefflich in eine 007-Umgebung einpassen würde, stammt aus der Feder des Chefdesigners Marek Reichman.