Berlin. Wie gut können Schlafsensoren die Nachtruhe dokumentieren? Und wie aussagekräftig sind die Daten? Wir haben uns zwei Geräte angeschaut.

Guter Schlaf ist das neue Gesundheitsideal: Wer ausreichend schläft, ist kreativer und leistungsfähiger, berichten Schlafforscher. Schlafmangel macht dagegen krank, die Folgen reichen von Übergewicht bis zu Herz-Kreislauf-Beschwerden und Depressionen.

Kein Wunder also, dass die Technik-Branche das Thema für sich entdeckt hat: Nach Ernährungsapps und Fitnessarmbändern gibt es mittlerweile immer mehr Apps und digitale Geräte, die den Schlaf ihrer Nutzer vermessen, dokumentieren und auswerten.

Fitnesstracker bieten das schon länger: So wie die Armbänder während des Sports Schritte und Herzschläge zählen, tun sie das eben auch nachts, werten Bewegungen aus und messen den Ruhepuls. Die Messergebnisse vom Handgelenk sind aber nicht immer optimal, zudem trägt nicht jeder über Nacht gern etwas am Arm. Mittlerweile gibt es Alternativen, die direkt an der Matratze angebracht werden. Wir haben zwei dieser Geräte testweise mit ins Bett genommen.

Erster Testlauf: Medisana Sleepace

„Ihr Schlaf war schrecklich.“ An der letzten Nacht lässt der Sleepace-Schlafmonitor von Medisana (ab 150 Euro) kein gutes Haar. Von 100 möglichen Punkten für perfekten Schlaf wurden nur 59 vergeben. Abzüge gab es für „Unruhe“, „mehrmaliges Aufstehen“, „spät zu Bett gegangen“, „zu oft auf aufgewacht“ und einen „zu geringen Prozentsatz an gesundem Schlaf“. Ganz so schlimm fühlte sich die Nacht zwar nicht an, aber ja, es gab schon bessere.

Der Sleepace-Schlafmonitor von Medisana
Der Sleepace-Schlafmonitor von Medisana © BM | PR

Und während der Tester selbst kaum wiedergeben könnte, wann er eingeschlafen und zwischendurch wach geworden ist, hat die Sleepace-App die Nacht übersichtlich in bunten Zahlen, Diagrammen und Kurven aufbereitet. 6 Stunden und 44 Minuten echten Schlaf attestiert mir der Tracker.

Neben einer Kurve, die den Anteil von leichtem, mittlerem und tiefem Schlaf dokumentieren soll, sieht der Anwender Diagramme, in denen der Verlauf seines Herzschlags sowie der Atemfrequenz verzeichnet ist. Auch wann man sich wie oft umgedreht hat, lässt sich hier ablesen – Detailinformationen für passionierte Selbstvermesser.

Das Sensorband stört im Test nicht

All das ermittelt der Sleepace-Schlafmonitor nur anhand eines 1,5 Millimeter dicken Sensorbands, das zwischen Matratze und Laken in Brusthöhe ausgerollt wird. Es misst die Vibrationen, die von Bewegungen, Atmung und Herzschlag erzeugt werden. Das Band ist zwar deutlich durchs Laken ertastbar, aber weich und dünn genug, dass es im Test nicht weiter störte.

An einem Ende des Bands befindet sich ein kleines Kästchen, in dem Elektronik, Bluetooth-Modul und Akku stecken, die Energie reicht für mehrere Wochen. Verbindung zum Smartphone braucht der Schlafmonitor nur zum Beenden der Messung und zum Übertragen der Messdaten. Das Handy kann während der Nacht sogar ausgeschaltet werden.

Im Alltag klappte das alles sehr gut. Die Messergebnisse, etwa wann man eingeschlafen und wann man nachts aufgewacht ist, deckten sich in der Regel mit dem subjektivem Empfinden. Überdies bietet die App Entspannungsmusik und Einschlafmeditationen, die automatisch ausgeschaltet werden, sobald der Nutzer eingeschlummert ist.

Zweiter Testlauf: Beurer SE 80 Sleep Expert

Der SE 80 Sleep Expert von Beurer (ab 130 Euro) dürfte höchstens die Prinzessin auf der Erbse beim Schlafen stören: Der runde Drucksensor wird zwischen Matratze und Lattenrost platziert und misst hier ebenfalls Bewegungen, Herzschlag und Atemfrequenz. Er ist selbst durch dünne Matratzen hindurch nicht zu spüren. Anders als das Gerät von Medisana verfügt der SE 80 aber weder über einen Akku noch über eine Speichermöglichkeit für die Daten.

Der SE 80 Sleep Expert von Beurer
Der SE 80 Sleep Expert von Beurer © BM | PR

Das heißt, er muss einerseits dauerhaft mit Strom versorgt werden und verlangt andererseits nach einer beständigen Bluetooth-Verbindung zum Smartphone. In einem anderen Raum war der Funkkontakt nicht immer stabil.

Smarte Wecker wecken in der leichtesten Schlafphase

Ansonsten zeichnet das Gerät die Daten gewissenhaft auf – die von Puls und Atemfrequenz lagen im Schnitt stets sehr dicht bei denen des Sleepace-Trackers. Oft dokumentierte das Gerät nachts aber längere Wachphasen, die man selbst subjektiv nicht nachempfinden konnte. Die App, nicht ganz so schick wie bei Sleepace, zeigt im Wesentlichen aber die gleichen Informationen samt Schlafscore an.

Meditationen und Entspannungsmusik gibt es nicht, dafür ein Schlaftagebuch, in dem man Alkohol- und Koffeinkonsum sowie Aktivitäten vor dem Schlafengehen festhalten kann. Einen smarten Wecker, der den Nutzer innerhalb eines vorgegebenen Zeitraums möglichst in der leichtesten Schlafphase weckt, haben beide.

Vergleicht man die Ergebnisse der beiden Geräte aus derselben Nacht, sind die ermittelten Vitalwerte zwar sehr ähnlich, die Analyseergebnisse fallen teils aber deutlich unterschiedlich aus. Darüber etwa, wie leicht oder tief der Schlaf war, gehen die Angaben der Geräte weit auseinander.

Möglichkeiten und Grenzen

So überrascht es auch wenig, dass Experte Ingo Fietze solche Schlaftracker „bisher für nicht allzu sinnvoll“ hält. Fietze ist Schlafforscher und leitet das interdisziplinäre Schlafmedizinische Zentrum der Charité in Berlin.

Die Sensoren könnten dennoch einige interessante Infos liefern. „Wenn ich mich viel bewege, schlafe ich nicht – und so kann man auf die Schlafeffektivität schließen“, sagt Fietze. Schon das kann Nutzern zeigen, ob sie etwa regelmäßig zu wenig schlafen und etwas an ihren Gewohnheiten ändern sollten.

Es gibt aber klare Grenzen, erklärt der Schlafmediziner: „Was sie nicht können, ist die Qualität des Schlafs zu messen – denn die kann man nicht aus Bewegungsmustern herauslesen.“ Wer mit echten Schlafproblemen zu kämpfen hat, sollte sich deshalb wohl besser in einem Schlaflabor untersuchen lassen.