Berlin. E-Book-Reader bieten mittlerweile großen Lesekomfort und sind sogar wasserdicht. Die Wahl des Herstellers sollte gut überlegt sein.

Beim Thema E-Book-Reader scheiden sich die Geister: Die einen lehnen den digitalen Buchersatz ab, weil sie die Textur des Papiers vermissen und das Rascheln beim Umblättern zu sehr lieben.

Wer hier weniger streng ist, weiß die Vorzüge der elektrischen Buch-Pendants allerdings oft zu schätzen. Sie brauchen wenig Platz beim Reisen und können sogar die Hausbibliothek ersetzen. Bevor man allerdings zum nächstbesten Gerät greift, gilt es ein paar Dinge zu beachten.

Der Unterschied zu Tablets

Auf einem E-Book-Reader zu lesen ist nicht mit dem Lesen am Computer-, Tablet- oder Smartphone-Bildschirm vergleichbar. Auf einem modernen Reader sieht eine Buchseite eher wie gedruckter Text auf Recycling-Papier aus.

Grund dafür ist das im E-Book-Reader verwendete elektronische Papier. Während typische Displays ihre Inhalte entweder durch winzige Filter vor einer dahinterliegenden Lichtquelle (LCD) oder durch selbstleuchtende Bildpunkte (OLED) entstehen lassen, funktionieren die E-Book-Displays prinzipiell ganz ohne eine eigene Lichtquelle. Hier kann jeder Bildpunkt entweder den Zustand Schwarz oder Weiß annehmen. Aktuelle Geräte zeigen außerdem noch eine Handvoll Grautöne. Das Schriftbild ähnelt so einer bedruckten Zeitungsseite und lässt sich auch in gleißendem Sonnenlicht gut ablesen.

E-Books sparen Energie

Ein weiterer wichtiger Unterschied: Während typische Displays zur Anzeige von Inhalten stets Strom benötigen, kostet bei elektronischem Papier nur die Änderung des Bildinhalts Energie. Hat ein Bildpunkt den gewünschten Zustand – also Schwarz oder Weiß –, behält er diesen mehrere Wochen, ohne dass dazu weitere Energie nötig wäre.

In der Praxis braucht der Bildschirm also nur beim Blättern Energie, so kann man mit einer Akkuladung oft ein ganzes Buch durchlesen. Bessere Geräte haben darüber hinaus meist noch eine Beleuchtung, um auch im Dunkeln lesen zu können. Die Beleuchtung wiederum verkürzt die Akkuleistung. Trotzdem kann man die Geräte auch mit eingeschalteter Beleuchtung erheblich länger nutzen als Smartphone oder Tablet.

Die Vorteile

Die Anschaffung eines E-Book-Readers ist natürlich keine Grundsatzentscheidung gegen herkömmliche Druckerzeugnisse. Man kann künftig eben beides nutzen. In vielen Situationen aber spricht einiges für die digitalen Bücher. Da wäre etwa die große Mobilität: Selbst auf den günstigen Einsteigergeräten mit vier Gigabyte Speicher lassen sich bis zu 2000 Bücher speichern. Gleichzeitig hat man selbst im abgelegensten Dorf stets Zugriff auf Millionen von Büchern, solange man Zugang zum Internet findet.

Senioren oder Menschen mit Sehbehinderung können vielfach auf Lupen oder andere Sehhilfen verzichten, denn Schriftgröße und Zeilenabstand der Bücher lassen sich den eigenen Bedürfnissen anpassen. Wer gerne fremdsprachige Literatur liest, wird sich zudem über integrierte Wörterbücher freuen, die per Fingerzeig unbekannte Vokabeln übersetzen. Einige der Geräte sind darüber hinaus wasserdicht, was das Lesen im Pool oder in der Badewanne ermöglicht.

Für Vielleser könnte auch eine Rolle spielen, dass die digitalen Bücher meist noch ein paar Euro günstiger sind als Taschenbuchausgaben.

Die Nachteile

Nachteilig ist das Rechtemanagement. Damit Bücher nicht wahllos kopiert und kostenlos verbreitet werden können, versehen Verlage ihre digitalen Bücher mit Kopierschutz. Das ist verständlich, weniger verständlich sind die zahlreichen Einschränkungen. Ein digitales Buch etwa zu verleihen, zu verkaufen oder zu verschenken ist vielfach schlicht unmöglich.

Auch das E-Book-Angebot der öffentlichen Bibliotheken wächst zwar zunehmend, ist vielerorts aber noch überschaubar. Das Ausleihen selbst ist allerdings noch immer eine unnötig komplizierte Angelegenheit, die viele Nutzer überfordern dürfte.

Amazon oder die anderen?

Ähnlich der Smartphonewelt muss man sich vor der Wahl eines E-Book-Readers für ein „Ökosystem“ entscheiden. Denn während sich fast alle E-Book-Reader auf das offene ePub-Dateiformat geeinigt haben, nutzt Amazon für seine Kindle-Geräte ein eigenes Format. Kindle-Besitzer sind also größtenteils auf Amazon-Angebote angewiesen, alle anderen wiederum können nicht auf Amazons Angebot zurückgreifen.

Amazon bietet vier Geräte für Preise von 55 bis 230 Euro an. Der Gegenentwurf heißt Tolino. Eine Handvoll deutscher Buchhändler hat sich 2013 auf diese gemeinsame Geräteplattform geeinigt. Auch hier gibt es derzeit vier Geräte – in der Preisspanne zwischen 70 und 230 Euro. Wichtiger als die technisch recht ähnlichen E-Book-Reader sind aber die Unterschiede in Nutzung und Shop-Angebot.

X-Ray nicht für jedes Buch verfügbar

In Puncto Bedienerfreundlichkeit liegt Amazon leicht vorn. Auch die Zusatzdienste beim Lesen sind ausgefeilter. Eingebaute Wörterbücher haben zwar beide, bei Kindle können die nachgeschlagenen Begriffe aber noch automatisch in einen Vokabeltrainer integriert werden. Darüber hinaus bietet hier die Funktion „X-Ray“ Zusatzinformationen zu wichtigen Figuren und Begriffen und markiert, wo diese im Buch auftauchen. Leider ist X-Ray nicht für jedes Buch verfügbar. Bücher aus den Tolino-Shops haben hier weniger zu bieten.

Preislich tun sich dank Buchpreisbindung zumindest die deutschen Ausgaben für E-Reader nichts. Bei fremdsprachiger Literatur hat Amazon das größere Angebot und bietet hier oft auch sehr günstige Preise.

Für monatlich zehn Euro können Amazon-Kunden mit „Kindle Unlimited“ außerdem Bücher aus einem großen Fundus leihen – aktuelle Bestseller sind aber eher nicht darunter. Die kann man hingegen immer öfter in den Digitalangeboten der öffentlichen Büchereien finden, wenn sie nicht verliehen sind. Kindle-Besitzer können Onleihe und Co. aber nicht nutzen.

Geräte-Überblick

Amazons Kindle Oasis (17 cm Displaydiagonale, 230 Euro) gefiel im Test am besten. Er ist sehr schick, wasserdicht, beleuchtet und lässt sich dank breitem Rand am besten einhändig halten und bedienen. Preisleistungstipp ist der Kindle Paperwhite (15 cm, 120 Euro), ihm fehlt aber der Wasserschutz. Der Einstiegs-Kindle (15 cm, 70 Euro) zeigt Schrift weniger scharf an und ist unbeleuchtet.

Der Tolino Epos (20 cm, 230 Euro) ist der größte Reader. Wie Amazons Topmodell verfügt auch er über Beleuchtung und ist wasserdicht. Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bietet der etwas handlichere, ansonsten aber gleich ausgestattete Tolino Vision 4 HD (15 cm, 160 Euro). Der Tolino Page (15 cm, 70 Euro) entspricht dem Einstiegs-Kindle. Auch hier muss auf Beleuchtung und gestochen scharfes Schriftbild verzichtet werden.