Berlin. Die Furcht vor menschlichen Klonen ist berechtigt. Denn es gibt genug skrupellose Wissenschaftler, die auf ethische Bedenken pfeifen.

Erst das Schaf, dann der Affe und schließlich der Mensch? Die Erfolgsmeldung der chinesischen Forscher, die Affen geklont haben, alarmiert. Man muss kein Wissenschaftler sein, um zu sehen, dass der Schritt vom Java-Äffchen zum Menschenaffen und weiter zum Menschen nicht weit ist. Und es ist kein Geheimnis, dass es in den Laboren der Welt genügend ehrgeizige wie skrupellose Forscher gibt, die auf ethische Bedenken pfeifen.

Die Angst vor menschlichen Klonen ist berechtigt. Aufpassen muss man bloß, dass sich realistische Sorgen und fiktive Gruselszenarien nicht zu einem pauschalen Horrorgefühl vermischen. Denn: Beim Gedanken ans Klonen stellen sich bei vielen bedrohliche Bilder ein, von willenlosen Klonkriegern etwa, die durch Science-Fiction-Welten marschieren und das Herz jedes Diktators höherschlagen lassen. Oder: von privilegierten Patienten, die sich menschliche Kopien als Ersatzteillager für Organe oder Gelenke herstellen lassen. Auch das ist Science Fiction.

Optimierte Menschen sind ein zivilisatorischer Rückschritt

Realistisch dagegen ist die Sorge, dass jeder wissenschaftliche Schritt, der das Klonen des Menschen näher rückt, gerade denen in die Hände spielt, die jetzt schon den menschlichen Körper als Baustelle betrachten – für Optimierungsversuche. Wer vom Klonen träumt, träumt immer auch von der kontrollierten Vermehrung des Erwünschten. Doch die schöne neue Welt des optimierten Menschen ist in Wahrheit ein zivilisatorischer Rückschritt. Am Ende einer solchen Entwicklung stünde unweigerlich das Ende der Vielfalt. Und auch das Ende des Rechts darauf, langsam, müde oder alt zu sein.

Angst ist kein guter Ratgeber, heißt es. In diesem Fall aber trifft das nicht zu: Die Angst vor unkontrollierbaren Folgen der Forschung am menschlichen Erbgut, vor dem Ende der Wertewelt, wie wir sie kennen – diese Angst hat schon oft dazu geführt, dass die Gesellschaft Stoppschilder aufgestellt hat: Bis hierhin und nicht weiter. Und zwar nicht aus dem Bauch heraus, sondern nach intensiver ethischer Debatte.

Abwägung zwischen Wissenschaft und Juristerei

Eine offene Gesellschaft muss immer wieder neu zwischen dem wissenschaftlich Machbaren, dem ethisch Akzeptierten und dem juristisch Erlaubten abwägen. Die großen deutschen Debatten über Stammzellforschung und Embryonenschutz, aber auch über die gesetzlichen Grenzen der Sterbehilfe haben genau das geliefert.

Zumindest in Deutschland gibt es keinerlei Anzeichen dafür, dass das Stoppschild beim Klonen auch nur um einen Zentimeter verrückt werden könnte. Das Klonen von Menschen ist verboten, schon der Versuch ist strafbar. Und das muss auch so bleiben.

Weltweite Standards nötig, die Klonen von Menschen verbieten

Es wäre allerdings naiv zu glauben, dass damit die Gefahr gebannt wäre. Das Klonschaf Dolly war der Anfang, die beiden chinesischen Äffchen sind nicht das Ende. Die Klonforschung mit Primaten wird weitergehen. Schon deshalb, weil sie bei der Entwicklung neuer Therapien hilfreich sein kann. Durch Klonen werden identische Versuchstiere erzeugt, was etwa für die Erprobung neuer Arzneimittel genutzt werden kann. Und was wiederum die Tierschützer entsetzt protestieren lässt.

Die chinesischen Forscher wissen, dass sie mit ihrem Klonerfolg eine weltweite Debatte lostreten. Sie haben bereits dazu aufgerufen, die ethischen Grenzen von Klonversuchen an Affen international zu diskutieren. China, so viel ist klar, strebt nicht nur als ökonomische Supermacht, sondern auch als Forschungsnation an die Weltspitze. Das Ziel muss es deswegen sein, weltweite Standards festzuschreiben, die das Klonen von Menschen langfristig verbieten. Doch wie schwer es ist, solche Standards überall durchzusetzen, sieht man jetzt schon: bei den Menschenrechten.