Berlin . Jahr für Jahr spenden die Deutschen über fünf Milliarden Euro – gerade vor Weihnachten. So kommt das Geld an der richtigen Stelle an.

Die Advents- und Weihnachtszeit zählt zu den wichtigsten Terminen für Spendeneinwerber. 3,1 Milliarden Euro spendeten die Menschen in Deutschland zwischen Januar und September an Hilfsorganisationen. Mindestens weitere zwei Milliarden Euro erwarten die Experten des GfK Charity Scope bis Ende des Jahres. Die Deutschen gehören damit zu den eifrigsten Spendern in der EU. Rund 17 Millionen Menschen ab zehn Jahren gaben den Hilfsorganisationen Geld.

Die Wohltäter werden hart umkämpft. Nicht zuletzt, da die Zahl der Spender zurückgeht. Im Vergleich zum vergangenen Jahr zählten die Konsumforscher bisher rund 800 000 Spender weniger.

Lieber keine Spenden bei großem Druck der Spendeneintreiber

„Werbung, durch die man sich unfair und übertrieben unter Druck gesetzt fühlt, sollte man getrost in den Papierkorb werfen“, sagt Burkhard Wilke. Als Geschäftsführer und wissenschaftlicher Leiter des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) kennt er die Strategien der Hilfsorganisationen beim Geldeinwerben.

An der Haustür sind besonders ältere Menschen im Visier dubioser Spendeneintreiber, sie setzen auf Mitleid, auf die Gutmütigkeit der Senioren – oder schüchtern sie ein. „Wenn Werber etwa an der Haustür behaupten, dass Hilfe im Notfall für die angesprochenen Personen nicht gewährleistet ist, falls sie der betreffenden Hilfsorganisation nicht beitreten, dann ist das unseriös“, sagt Wilke.

Er rät Spendern dazu, sich nicht drängen zu lassen, sondern lieber selbst die Organisation auszusuchen, der man sein Geld anvertrauen möchte. Das kann beispielsweise auch ein Sozialprojekt der Kirchengemeinde sein oder der Kulturverein in der Nachbarschaft. Die Hilfe vor Ort ist sichtbar, die Erfolge auch. Aber: „Die große Mehrheit der Vereine und Stiftungen arbeitet seriös und gewissenhaft“, betont Wilke.

80 Millionen Euro bekam das UN-Kinderhilfswerk Unicef

Eine der größten und bekanntesten Hilfsorganisationen in Deutschland ist Unicef. Rund 80 Millionen Euro wurden 2016 an das UN-Kinderhilfswerk gespendet. Weitere rund 20 Millionen Euro spülte unter anderem der Verkauf von Grußkarten in die Kassen der Organisation. Weltweit arbeiten die Mitarbeiter von Unicef für den Schutz von Kindern in Kriegsgebieten oder in Katastrophenregionen.

Geber verfolgen aufmerksam, wohin ihr Geld fließt und welche Fortschritte die Projekte machen, sagt Rudi Tarneden von Unicef Deutschland. Transparenz sei eine Voraussetzung, um Unterstützung bei Spendern, ehrenamtlichen Helfern und in der Öffentlichkeit zu fördern, Spender und Öffentlichkeit müssten sich einfach und nachvollziehbar informieren können.

Zur Transparenz gehört aber auch, dass rund 13 Prozent der Einnahmen für Werbung und Öffentlichkeitsarbeit ausgegeben werden, etwa 4,7 Prozent schluckt die Verwaltung. Laut den Kriterien des DZI ist dieser Wert allerdings noch vertretbar. Wer das Siegel des Instituts tragen will, darf höchstens 30 Prozent der Einnahmen für Verwaltung und Werbung ausgeben.

Siegel für Sparsamkeit, Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit

Insgesamt werden für das DZI-Siegel Kriterien in fünf Bereichen abgefragt. Dazu gehören beispielsweise die Leitungs- und Aufsichtsstrukturen. Geprüft wird eine seriöse Spendenwerbung ebenso wie die Sparsamkeit, Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit der Arbeit der Organisation. Erwartet werden außerdem Angaben über die Finanzen, Gehälter und die konkrete Projektarbeit in einem Jahresbericht.

Seit 25 Jahren gibt es das Siegel. Seitdem haben mehr als 500 Stiftungen oder Vereine versucht, den Kriterien des DZI gerecht zu werden. Ein Drittel hatte keinen Erfolg. Derzeit tragen 230 Organisationen die Auszeichnung. Sie treiben pro Jahr 1,4 Milliarden Euro an Spenden ein.

Bündnis „Aktion Deutschland hilft“ mit 23 Organisationen

Nach dem Vorbild Großbritanniens oder der Schweiz haben sich auch in Deutschland Organisationen zusammengetan – um Hilfsprojekte schneller und effektiver umsetzen zu können, aber auch, um mehr Spender zu erreichen. Dem Bündnis „Aktion Deutschland hilft“ haben sich 23 Organisationen angeschlossen, darunter große Wohlfahrtsverbände wie der Paritätische, aber auch kirchliche Hilfswerke wie die Johanniter-Unfall-Hilfe oder die Malteser.

In diesem Jahr stehen dem Bündnis bisher 30 Millionen Euro zur Verfügung. „Die Spender fordern verstärkt Transparenz ein“, sagt auch Manuela Roßbach, geschäftsführender Vorstand. Zahlen veröffentlicht der Helfer-Verbund über den Jahresbericht, Hintergründe zu den Projekten werden auf den Webseiten dokumentiert. Auch an das Bündnis können sich Spender per E-Mail oder Telefon wenden.