Berlin. In jüngster Zeit präsentierten Autohersteller neue Modelle mit Erdgasantrieb. Ist das umweltfreundlicher? Und was ist mit Autogas?

In der Diskussion über Abgaswerte und Einhaltung von CO2-Normen rückt ein altbekannter alternativer Antrieb wieder in den Fokus: Rund 77.000 Fahr­zeuge sind in Deutschland mit Erdgasantrieb unterwegs. Geht es nach den Vorstellungen der Autobauer, werden es bald mehr. Dabei ist bislang der Autogasantrieb mit rund 448.000 Fahrzeugen der deutlich beliebtere alternative Antrieb. Antworten auf zehn Fragen.

• Ist Erdgasantrieb wieder angesagt?

Gas verbrennt umweltfreundlicher als Benzin oder Diesel und kostet an der Tankstelle weniger. In Zeiten immer strenger werdender Abgasnormen und drohender Innenstadt-Fahrverbote rücken die beiden alternativen Kraftstoffe wieder in den Fokus. Autohersteller haben insbesondere den relativ sauber verbrennenden Erdgasantrieb wiederentdeckt und bringen Modelle mit dieser Antriebsalternative auf den Markt, wie zum Beispiel die auf der IAA vorgestellten Opel Astra, VW Polo und Seat Ibiza oder Audi A3, A4 und A5. Zudem hat die Bundesregierung kürzlich die weitere Subvention der Gasantriebe beschlossen.

• Was ist Autogas, was Erdgas?

Autogas ist ein Gemisch aus Propan und Butan, es entsteht als Nebenprodukt der Erdölverarbeitung und ist damit vom Ölvorkommen abhängig. Da es bei fünf bis zehn bar Druck in flüssiger Form gespeichert wird, spricht man auch von Flüssiggas oder LPG (Liquefied Petroleum Gas). Erdgas (CNG, Compressed Natural Gas) gehört zu den fossilen Brennstoffen. Durch die Beimischung von aus Biomasse hergestelltem sowie synthetischem Erdgas können Erdgasfahrzeuge allerdings ihre Ökobilanz verbessern. Das Gas wird bei rund 200 bar Druck gespeichert.

• Warum sind es Öko-Alternativen?

Die Emissionen bei der Verbrennung von Erd- und Autogas sind geringer, verglichen mit Benzin und Diesel. So werden kaum Rußpartikel oder Schwefel­dioxide emittiert. Der Ausstoß von Stickoxiden und Kohlenmonoxid ist geringer als bei Benzinern und Dieseln. Zudem ist der CO2-Ausstoß niedriger als bei Benzinfahrzeugen.

• Was ist an Gasfahrzeugen anders?

Der Motor eines mit Auto- oder Erdgas betriebenen Fahrzeugs entspricht einem herkömmlichen Ottomotor, der unter anderem mit spezieller Einspritztechnik versehen wird. Zusätzlich müssen Tanks zur Speicherung des Gases eingebaut werden. Erdgastanks werden möglichst unterflurig, also unter dem Fahrzeugboden, angebracht, sodass das Ladevolumen nicht eingeschränkt wird. Wird Autogas nachgerüstet, kann der Tank platzsparend in der Reserveradmulde untergebracht werden.

Meist sind Autogas- und Erdgasfahrzeuge bivalent ausgelegt. Als bivalent gelten Fahrzeuge, die neben dem Gastank weiterhin über einen Benzintank verfügen und somit beide Kraftstoffe nutzen können. So können sie eine höhere Reichweite ohne Tankstopp erreichen. Über einen Schalter wechselt man zwischen beiden Antriebsarten. Monovalente Fahrzeuge sind konkreter auf den Gasbetrieb angepasst, haben maximal einen Nottank mit Benzin.

• Unterstützt der Staat die Antriebe?

Wie die Bundesregierung in diesem Jahr beschloss, profitieren beide Alternativkraftstoffe durch das Energiesteuergesetz weiterhin von einem reduzierten Mineralölsteuersatz: Autogas bis Ende 2022 (Steuervorteile reduzieren sich ab 2019), Erdgas bis Ende 2026 (Steuervorteile reduzieren sich ab 2024).

• Fahre ich mit Gas also günstiger?

Das kommt darauf an. Die Anfangsinvestition in ein Auto mit Gasantrieb ist höher, an der Tankstelle jedoch zahlt man weniger. Oft lohnt sich die Investition erst nach mehreren Jahren.

Der Automobilclub ADAC hat für verschiedene Neuwagen mit Gasantrieb die günstigste Modellvariante im Vergleich mit Benzinern und Dieseln aus­gerechnet, der Kostenvergleich bezieht sich auf fünf Jahre Haltungsdauer. So lohnt sich bei einer Jahresfahrleistung von maximal 10.000 Kilometern beispielsweise der neue Polo eher mit Benzinmotor. Ab 15.000 Kilometern und mehr im Jahr hingegen amortisiert sich die höhere Anfangsinvestition, und man fährt günstiger. Der Opel Mokka X fährt nach dieser Analyse auch bei 10.000 Kilometern im Jahr mit Autogasantrieb günstiger, wohingegen der Ford Focus Turnier als Autogasvariante sich erst ab 20.000 Kilometern im Jahr auszahlt. Fährt man ein Gasauto nicht nur aus Überzeugung, lohnt es sich also, mit spitzem Bleistift zu berechnen, ab welcher Fahrleistung sich die zusätzlichen Anschaffungskosten amortisiert haben. Im Internet gibt es Vergleichsrechner.

• Wo kann ich tanken?

An rund 7000 Stationen – also an rund der Hälfte aller Tankstellen in Deutschland – kann man LPG tanken. Für Erdgas gibt es bundesweit rund 900 Tankstellen, aber noch immer viele weiße Flecken auf der Landkarte. Im Internet oder über Smartphone-Apps kann man sich die Standorte der Tankstellen anzeigen lassen. Die Aussichten für Erdgas sind gut: Bis 2025 soll es 2000 Anlaufstellen geben, so der Plan einer Initiative von Autoindustrie und Gasanbietern. Für den Notfall sorgt bei beiden Antrieben ein kleiner Benzintank an Bord dafür, dass man nicht liegen bleibt. Je öfter man diesen jedoch nutzt, desto unwirtschaftlicher wird der Betrieb.

Die Autoindustrie hat den Erdgasantrieb als saubere Dieselalternative wiederentdeckt, das Angebot an Fahrzeugen ist zwar nicht riesig, aber es wächst. Von Audi (u. a. A3) über Fiat (u. a. 500L) Opel (Zafira), VW (u. a. Golf), Skoda (u. a. Octavia) bis Mercedes (B-Klasse) haben verschiedene Hersteller Modelle im Programm, hinzu kommen Nutzfahrzeuge wie Fiat Ducato, Mercedes Sprinter, Opel Combo oder VW Caddy. Als neueste Modelle sind in den kommenden Monaten auch Seat Ibiza und VW Polo mit Erdgasmotor erhältlich. Bei Neuwagen mit Autogasantrieb ist das Angebot etwas kleiner, beispielsweise von Dacia (u. a. Sandero), Ford (u. a. Fiesta), Hyundai (i10) oder Opel (u. a. Adam). Autogas wird oft nachgerüstet.

• Was lässt sich besser nachrüsten?

Für die Nachrüstung von Benzinmotoren ist nach Angaben des Branchenverbandes des Deutschen Kfz-Gewerbes (ZDK) Autogas die erste Wahl, da der Umbau technisch einfacher und kostengünstiger ist. Der Umbau dauert etwa zwei Tage und muss von einem Fachbetrieb durchgeführt werden, außerdem muss der Einbau in die Fahrzeugpapiere eingetragen werden. Laut ADAC muss man mit Kosten zwischen 1800 und 3500 Euro rechnen. Zum Teil gibt es Nachrüstprogramme direkt von den Automobilherstellern, wie zum Beispiel Citroën, Fiat, Hyundai, Kia und Opel.

• Wie sicher sind die Gastanks?

Für die Tanks werden Stahl- oder Kunststoff-Karbon-Tanks (letztere bei Erdgasfahrzeugen) eingesetzt. Die Sicherheitsprüfung des TÜV schreibt für Erdgastanks einen Berstdruck von 600 bar vor, dem die Behälter standhalten müssen. Bei der Hauptuntersuchung werden die Tanks auch auf Rost geprüft.

• Wie groß ist das Fahrzeugangebot?

Das Fahren mit Gas ist bei fachgerechter Umrüstung in einem Kfz-Meisterbetrieb laut ZDK nicht gefährlicher als mit Benzin. Das bestätigen diverse Tests, bei denen Gasautos gecrasht oder gezielt in Brand gesteckt wurden. Sicherheitsventile im Tank gewährleisten, dass im Falle eines Brandes das Gas aus dem erhitzten Tank gezielt ausströmt und kontrolliert abbrennt.